Dienstag, 17. November 2009

Durch die Kalahari

Nach einer weiteren Nacht in Lüderitz bin ich auf der Teerstrasse zurück nach Keetmanskoop gefahren und dann weiter zu den Mesaurus Fossilien bei der Spitzkoppe. Die Fossilien hat der Sohn des Farmbetreibers vor 20 Jahren per Zufall gefunden. Es handelt sich um Tiere, die wie kleine Krokodile ausgesehen haben müssen, es waren aber wohl Pflanzenfresser. Es gibt jede Menge von diesen Versteinerungen, außerdem weitere Köcherbäume, die auf einem sehr felsigen Terrain wachsen. Das Ganze nennt sich Giants Playground, und es sieht wirklich so aus, als hätten ein paar Riesen hier mit überdimensionalen Steinen gespielt und sie einfach wild in der Gegend liegen lassen.
Da mir das Fahren der Schotter- und Sandpisten inzwischen wirklich gut gefallen hat, habe ich beschlossen, weiter in die Kalahari zu fahren. Das hört sich verwegener an, als es ist. Diese Gegend besteht aus eher trockenen Flusstälern ohne jegliches Wasser, roten Sanddünen mit ein paar Büscheln gelbem Gras und jeder Menge riesengroßer Farmen. Das Überqueren der Dünen machte jedenfalls Spaß, natürlich nicht auf dem Sand mit meinem Toyota Corolla, sondern auf der normalen gewarteten Piste. Angeblich werden diese ungeteerten Strassen in Namibia alle 14 Tage von Planierraupen wieder glattgewalzt. Wie auch immer, die Piste war in einem sehr guten Zustand.
Die Nacht verbrachte ich im Red Dune Camp kurz vor Gochas, allerdings nicht auf der Düne selbst, denn dort gibt es nur zwei Stellplätze, und die waren ausgebucht. Auf der Düne wäre es schon schön gewesen, eine absolut tolle Location, jeder Platz mit Dusche und Toilette ausgestattet. Drunten im Camp hatte ich dafür den Luxus, auf echtem, wirklich grünem Rasen zu zelten. Das ist in dieser Gegend etwas extrem rares! Außerdem bekam ich ein richtig tolles Schnitzel zum Abendessen. Na, das ist doch mal was!
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Piste in Südnamibia
Wer mal Lust auf was anderes hat, man findet es unter www.reddunecamp.weebly.com! Sehr empfehlenswert!
Am nächsten Tag bin ich über diverse Rüttelpisten wieder zurück Richtung Windhoek gefahren. Eigentlich wollte ich die letzte Nacht meiner kleinen Südnamibiatour bei der Arnhem Höhle verbringen, wo es einen sehr schönen Campingplatz geben sollte. Aber wie so oft kommen die Dinge anders als geplant. Ich hatte drei Landkarten auf meiner Namibiareise dabei. Auf einer war die Höhle gar nicht eingezeichnet, auf der zweiten westlich von Dordabis, auf der dritten östlich von Dordabis…. Toll, nachdem ich die Karte eingehend studiert hatte, war klar, dass es nicht an mir und meinen Fähigkeiten des Kartenlesens lag, sondern dass zumindest eine der Karten falsch sein musste (wenn nicht gar beide!). Also habe ich ein paar der Einheimischen gefragt, in welcher Richtung die Arnhem Höhle liegt und wurde nach eingehender Beratung nach Westen geschickt. Okay, das war eine gute Teerstrasse, außerdem in Richtung in Windhoek. Als nach 40 Kilometern immer noch keine Höhle oder zumindest ein Hinweisschild zu sehen war, habe ich an einer Farm nochmal nachgefragt. Dort bekam ich dann die Auskunft, dass die Höhle östlich von hier liegt…. Na ja, da war es bereits 17.30 Uhr, aber in Namibia geht die Sonne erst kurz nach 19.00 Uhr unter, also immer noch Zeit.
Dann begann die Gravel Road…. Und wieder kein Hinweis auf die Höhle….Dafür eine Weggablung, wo ich dann nach Norden geschickt wurde. Kurz vor 19.00 Uhr gab ich den Gedanken an die Höhle dann komplett auf, vor allem, nachdem ich beinahe ein Warzenschwein überfahren und kurz darauf eine Sandwehe übersehen hatte, die mich fast in einen Dornbusch katapultierte. In dieser Gegend gibt es nicht sehr viele Übernachtungsmöglichkeiten, deswegen freute ich mich sehr über ein Schild Mountain View Lodge 20km. Als ich endlich vor dem Gatter der Lodge stand, hing dort ein Schild mit der dringenden Warnung, nicht weiterzufahren, weil es sich bei dem Gelände rund um die Lodge um Jagdgelände handelt, wo scharf geschossen wird! Himmel hilf!!!

Reisen Afrika Namibia
Warzenschwein, Namibia
Nur 6 Kilometer entfernt war eine andere, kleinere Lodge, wo ich um Hilfe bat, weil ich mich nun wirklich hoffnungslos verfahren hatte, und dieser Beinahezusammenstoss mit dem Warzenschwein hatte mir den Rest gegeben. Auch diese Lodge war eigentlich nur für Jäger, aber die Inhaberin hat den Ernst der Lage schnell erkannt und ließ mir ein Zimmer herrichten, gab mir erst mal ein kühles Glas Bier und einen bequemen Sessel zum Ausruhen. Nach einer Dusche fühlte ich mich schon wieder viel besser. In dieser Lodge wohnten drei Bulgaren, die hier zum Jagen waren. Natürlich gab es abends Bushmeat, zuerst eine Bushmeat-Wurst, dann Steaks vom blauen Gnu, alles von den Jägern selbst geschossen. Die Gespräche der Jäger während des Essens möchte ich hier besser nicht wiederholen….
Am nächsten Morgen gabs noch ein leckeres Frühstück, diesmal ohne Jäger, weil die in der Früh Zebras schießen wollten. Dann ging es um die unangenehme Frage des Bezahlens, denn eigentlich kostet diese Lodge 150.- US pro Person und Nacht…. Ich war total überrascht, das die Inhaberin Geraldine meinte, dass sie doch von jemandem in einer solchen Notlage kein Geld nehmen würde! Sprachs, wünschte mir weiterhin viel Spaß in ihrem Land und seinen Bewohnern und eine gute Reise!
Wow! Ich war hin und weg!
Zurück nach Windhoek bei Tageslicht war natürlich einfach, die Gravel Road entlang, einmal rechts abbiegen und dann immer geradeaus! Wenn nur alles so leicht wäre!
Alles in allem bin ich bei meinem 8-Tage-Trip 3002 Kilometer Auto gefahren, die Hälfte davon auf unbefestigten Strassen. Alles ohne jedes technisches Problem. Sämtliche verbogenen Zelthäringe wurden von Pieter vom Red Dune Camp in der Werkstatt wieder zurechtgebogen, und auch sonst hatte ich nur gute Erfahrungen mit Land und Leuten im Süden von Namibia.
In Windhoek stieg ich im Chameleon Backpacker ab, dem bisher besten Backpacker in Afrika. Der Schlafsaal ist mit 3 Stockbetten relativ klein und jeder Schlafsaal hat eine eigene Dusche und eine eigene Toilette. Es gibt auch Doppelzimmer mit eigenem Bad. Im Preis eingeschlossen ist ein gutes Frühstück in Selbstbedienung, es gibt TV, Internet, ein kleines Reisebüro, eine Bar und einen kleinen Pool. Natürlich sind die Bewohner wie immer in dieser Art Hostels international. Die Spanne reicht von Australien über Asien, Nordafrika, Europa bis nach Suedamerika. Also die ganze Welt und ein buntes Völkchen, das das Ganze sehr interessant macht.
Das alles wollte ich meinen Eltern natürlich nicht vorenthalten, auch wenn bedenkliche Stimmen aus Deutschland kamen, dass andere Eltern im Leben nicht in einem Hostel wohnen würden… Ich kann das schon mal vorausnehmen: Meine schon! Alles weitere über die gemeinsame Reise in die Mitte und in den Norden Namibias mit den Eltern kommt in einem extra post in ein paar Tagen.