Sonntag, 1. November 2009

Vom Winzlingszelt zur Privatunterkunft - Kasane

Von Livingstone aus bin ich mit einem Sammeltaxi an die Grenze zu Botswana gefahren. Der Grenzübergang war sehr gut organisiert und auch das Überqueren des Grenzflusses per Fähre war unproblematisch. Auf der anderen Seite gab es zwar keine öffentlichen Verkehrsmittel, aber offensichtlich habe ich den Grenzbeamten so leid getan, dass sie gleich den erstbesten Jeep angehalten und den Fahrer gebeten haben, mich die paar Kilometer bis zum Thebe River Camp in Kasane mitzunehmen.
Es ist geradezu lachhaft, wie die meisten Touristen in Livingstone panisch nach Möglichkeiten suchen, diesen Grenzübergang irgendwie zu meistern und dann in einer organisierten Safari zum Chobe Nationalpark in Botswana landen. Vielleicht eine clevere Geschäftsidee, die Ängste der Rucksacktouristen vor dieser Grenze zu schüren und somit Safaris ab Livingstone besser zu verkaufen, weil dann der Grenzübergang per Minibus in der Gruppe absolviert wird….

Reisen Afrika Botswana Kasane
Sandra, Kasane, Botswana
Wie auch immer, das Thebe River Camp ist ziemlich groß und es steigen vor allem diese großen Überlandtrucks dort ab, also genau die Art Reisende, die man normalerweise als Individualtourist eher meidet. Diese Überlandtrucks werden vor allem von jungen, eher unerfahrenen Reisenden gebucht. Die klassische Route ist über Land von London nach Capetown, wobei natürlich auch Teilstrecken gebucht werden können. Übernachtet wird in Zelten auf einem Campingplatz oder wild, eingekauft und gekocht wird gemeinsam. Die Gruppendynamik bei solch einer Reise ist nicht ganz ohne und wilde Parties sind die Regel. Letzteres ist auch oft der Grund, warum Individualreisende diese Gruppen nicht so sehr schätzen. Sie sind einfach meistens sehr laut.

Reisen Afrika Botswana Kasimba
Mutter von Sandra, Botswana
An der Bar der Thebe River Lodge habe ich gleich am ersten Tag Kibonye und Simon aus Kasane kennengelernt. Die beiden sind Lehrer an einer Privatschule, Kibonye ist von Botswana und Simon aus England. Wir haben einen interessanten Nachmittag miteinander verbracht. Über diese beiden habe ich Heinz aus Deutschland kennengelernt, der mehrere Wochen im Jahr in Kasane verbringt. Er hat vor einigen Jahren ein Haus gekauft, in dem auch Sandra, eine Einheimische, lebt.
Die beiden haben mich eingeladen, am folgenden Tag mit zu Sandras Mutter nach Kavimba zu fahren. Das ist ein kleines Dorf etwa 80 Kilometer von Kasane entfernt.

Schon allein die Fahrt zum Dorf war interessant, die Gegend total trocken, steppenartig, die meisten Bäume nur mit wenig Laub, ein paar Bäume eigenartigerweise voll mit Blättern, weil es vor 10 Tagen geregnet hatte. Anscheinend reicht ein ausgiebiger Regen manchen Bäumen schon, um Blätter auszutreiben. Das Dorf hat etwa 800 Bewohner, Arbeit gibt es kaum, durch die lange Trockenheit müssen die Menschen 15 Kilometer gehen, um Trinkwasser schöpfen zu können – oneway. Die Menschen hier leben von Subsistenzwirtschaft, angebaut wird vor allem Mais, der einmal im Jahr geerntet werden kann. Es gibt eine Grundschule im Dorf, für jede weiterführende Schule müssen die Kinder allerdings nach Kasane. Das ist für die meisten Familien unerschwinglich, weil die Kinder aufgrund des weiten Weges ins Internat müssten.

Sandra unterstützt ihre Mutter, soweit es ihr möglich ist. Derzeit ist sie allerdings selbst ohne Job, weswegen Heinz wiederum aushilft.