Montag, 14. Dezember 2009

Namibia mit den Eltern - Himbas und Buschmänner

Am folgenden Tag machten wir mit John, einem Himba, einen Besuch in einem größeren Himbadorf. Zuerst kauften wir Gastgeschenke wie Maismehl, Zucker, Kaffee und Salz ein.

Reisen Afrika Namibia Himba
Himba, Namibia
Die Himba hier leben noch sehr traditionell in ihren Hütten aus Holz, die sie mit einem Gemisch aus Lehm, Kuhdung und getrockneten Blättern verkleiden.
Die Frauen tragen jeden Tag eine Paste aus Ocker und Fett auf den ganzen Koerper auf. Diese Paste dient natürlich zur Körperpflege, hilft aber auch gegen Hitze oder Kälte, gegen Moskitos und anderes Ungeziefer und wird darüber hinaus als schön angesehen.
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Himba, Namibia
Der Häuptling ist ein sehr wichtiger und reicher Mann, der bereits in Europa war, weil die namibische Regierung einen Staudamm auf dem Land seines Volkes errichten wollte. Dagegen hat er formvollendet mit Hilfe eines Anwaltes vor dem europäischen Gerichtshof protestiert. Das führte dazu, dass nun zunächst einmal die Gelder eingefroren wurden und das Projekt eventuell komplett abgeschrieben wird.

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Himba, Namibia
So traditionell diese Menschen leben, sind sie trotzdem nützlichen Dingen gegenüber sehr aufgeschlossen. Gefragt ist, wie überall bei den Naturvölkern, westliche Medizin, vor allem Augentropfen, die ich selbst ja eh immer pfundweise mit mir rumschleppen muss, sowie Schmerztabletten. Abnehmer finden immer auch feste Plastiktaschen oder alles, was man irgendwie als Schmuck verwenden kann.
Wir hatten eine tolle Zeit in diesem Dorf, und die Kinder waren vor allem an den durchaus nicht wenig behaarten Beinen meines Vaters interessiert….

Am Nachmittag machten wir uns am Fluss entlang auf die Suche nach Krokodilen und Affen, wurden bei beiden fündig, aber aus sicherer Entfernung. Am nächsten Morgen entdeckten wir dann allerdings nicht weit von unserer Badestelle entfernt ein nicht gerade kleines Krokodil….

Die Straße von den Epupafällen bis nach Ruacana ist zwar seit kurzem zu einer sogenannten D-Strasse upgegradet, was bedeutet, dass sie immer wieder mal gewartet wird. Trotzdem barg diese Straße einige Tücken wie tiefe Schlammlöcher und steile Steigungen, beides nicht wirklich mit einem normalen Fahrzeug befahrbar. Es braucht nicht notgedrungen ein Allradfahrzeug, aber ein Auto mit hoher Bodenfreiheit sollte es schon sein, damit man nicht stecken bleibt. Dazu kam die Angst vor einem geplatzten Reifen, weil wir bereits einen kaputten Reifen mit uns herumkutschierten, den wir bei den Epupafällen nicht ersetzen konnten…. Aber es ging alles gut und wir kamen wohlbehalten und mit extrem schlammverspritztem Auto in Ruacana an.

Ruacana ist ein wirkliches Nest, auch hier konnten wir keinen neuen Reifen bekommen, aber immerhin waren wir nun auf einer besseren, wenn auch deutlich langweiligeren Teerstraße unterwegs.
Den neuen Reifen und gute Supermärkte gabs dann in Oshakati. Die nächste Nacht verbrachten wir auf der Sachsenheimfarm. Was sich zunächst ziemlich komisch anhört, stellte sich als einer der schönsten Campingplätze unserer ganzen Reise heraus mit tollen Stellplätzen für die Autos mit Zelten auf dem Dach, viel Grün für Tisch und Stühle, elektrischem Anschluss an allen Stellplätzen, große Bäume, gute sanitäre Anlagen, Schwimmbad, Bar…… Was will man denn bitte mehr!

Von hier aus waren es nur noch 200 Kilometer via Tsumeb bis nach Tsintsabis.. In Tsumeb mussten wir mal wieder einen Reifen reparieren lassen, nach Tsintsabis wollten wir wegen der Buschmänner und Baumschläfer (diese Menschen werden so genannt, weil sie früher auf mehrtägigen Jagdausflügen in den Zweigen der hohen Bäume geschlafen haben). Wir campten diese Nacht kurz vor Tsintsabis im Treesleeper Camp, wo man das Zelt auch auf Plattformen in Bäumen errichten kann – natürlich nicht, wenn man das Zelt fest auf dem Autodach installiert hat. Draußen schlafen ohne Moskitonetz war keine Option, weil es zu viele Malariamoskitos in dieser Gegend gibt.

Reisen Afrika Namibia
Buschmann-Frau, Namibia
Gleich am Ankunftstag besuchten wir mit Elizabeth, einer Angestellten vom Treesleeper Camp, zwei Familien im Dorf. Wieder kauften wir Essen und Kaffee als Gastgeschenke ein. Die Situation der beiden Volksgruppen der Buschmänner und Baumschläfer ist sehr deprimierend. Die Menschen können nicht mehr auf die traditionelle Art leben, weil sie kein Land haben, in welchem sie jagen könnten. Sie leben jetzt in Städten und Dörfern, haben keine Bildung, deswegen ist kaum jemand berufstätig, deswegen haben sie kein Geld für Essen oder Kleidung, natürlich auch nicht für Medizin. HIV und TBC sind große Probleme in diesen Volksgruppen, Alkoholmissbrauch tut sein übriges. Eine sehr traurige Situation, auch verbunden mit der Einsicht, dass durch die jetzige Lebensweise und die mangelnde Bildung der neuen Generation verbunden mit der nicht mehr Weitergabe von Fertigkeiten wie Fährtenlesen oder Überleben im Busch, Suchen nach Wasser, etc das alte Wissen in den nächsten Jahren verschwunden sein wird.
Alles in allem sehr interessante, aber auch sehr traurige Einsichten.

Reisen Afrika Namibia
Buschmann-Frau, Namibia
Am Campingplatz gibt es die Möglichkeit, einen sogenannten Bushwalk mitzumachen. Hierbei führt ein junger Baumschläfer  Touristen auf einer Art Naturlehrpfad durch den Wald. Erklärt werden Heilpflanzen, Giftpflanzen für Pfeile, der Bau von Fallen, verschiedene Tierspuren, das Ernten von Termiten, wenn sie ausschwärmen sowie das Leben früher im Dorf. Auf der einen Seite ist es selbstverständlich positiv, dass so das Wissen bei einigen Menschen präsent bleibt, es kann aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass diese Fertigkeiten im Alltag heute nicht mehr gebraucht, sondern für Touristen eingeübt werden.