Mittwoch, 20. Januar 2010

Luanda, Hauptstadt von Angola

Am folgenden Tag mussten wir mal wieder früh aufstehen. Früh heißt in dem Zusammenhang wirklich früh (4.15 Uhr), denn unser Bus nach Luanda sollte bereits um 6.00 Uhr abfahren. Um diese Zeit ist es immer ein bisschen schwierig, Transport zum Busbahnhof zu finden, aber nach 30 Minuten Fußmarsch mit vollem Gepäck fanden wir ein Sammeltaxi mit einem supernetten Fahrer, der noch nicht mal Geld von seinen ersten Touristen wollte!
Die Angolaner sind meist sehr freundlich und neugierig, wenn sie uns mit den Rucksäcken sehen. Touristen sind nach wie vor ein Novum, auch wenn bereits seit zwei Jahren Touristenvisa vergeben werden. Diese Visa sind unheimlich schwer zu bekommen. Also kein Wunder, dass viele Einheimische noch nie einen Touristen gesehen haben…. Noch dazu, wenn diese Menschen mit den großen Rucksäcken gerade mal zehn Wörter Portugiesisch sprechen können, dann erwacht die Neugier…
In Luanda hatten wir das Glück, ein Zimmer bei Cuamm, einer italienischen Hilfsorganisation zu bekommen. Glück deswegen, weil Hotels in Luanda höllisch teuer und in der unteren Preiskategorie auch nicht besonders sicher sind. Wir bezahlten 100 US,- für unser Zimmer ohne eigenes Bad, also ein richtiges Schnäppchen, und sicher war es auch noch mit Tag- und Nachtwächter!

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Luanda - die teuerste Hauptstadt der Welt
Luanda ist eine riesengroße Stadt mit sehr vielen slumartigen Stadtvierteln, die sich rings um die Stadt herum ausbreiten und Favelas genannt werden.
Am ersten Abend suchten wir in der Innenstadt entlang der Promenade am Meer nach einem Restaurant – vergebens. In der Innenstadt gibt es Banken, Verwaltungsgebäude etc, aber kein normales Restaurant. Die findet man etwa einen oder zwei Kilometer vom Meer entfernt. Aber auch einfache Gerichte in sehr einfachen Restaurants kosten gut und gerne 20 Dollar…. Es heißt nicht umsonst, dass Luanda derzeit die teuerste Stadt der Welt ist.
Einen Nachmittag haben wir uns mit Helder getroffen. Ihn und seine Familie habe ich im Hostel in Windhoek kennen gelernt, als sie dort über Weihnachten Urlaub machten. Helder konnte uns viel über Angola, seine Geschichte, Geographie, Politik und natürlich seine Bewohner erzählen. Vielen Dank Helder für die Geduld mit all unseren Fragen!

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Promenade in Luanda, Angola
Zuerst nahmen wir unsere Visa für die demokratische Republik Congo (DRC) in Angriff. Schon das dauerte zwei komplette Vormittage.
Arg viel Touristisches gibt es in Luanda nicht zu sehen, aber alles, was man vorhat, dauert prinzipiell schon mal ewig, weil der Verkehr hier einfach höllisch ist!
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Favela in Luanda, Angola
Ein Trip zum Stadtteil Esquanza, wo der Bus in Richtung Congo abfährt, dauerte ca vier Stunden return! Hinkommen war noch leicht, weil uns ein Einheimischer per PKW dorthin brachte, zurück mit öffentlichen Verkehrsmitteln war Schluss mit lustig. Vor allem, als einer der Busse mitten in einer Favela seine letzte Station hatte. Ein bisschen eigenartig, in solch einem Viertel ohne ortskundigem Einheimischen unterwegs zu sein. Aber auch hier hatten wir Glück, als uns ein Sammeltaxifahrer, der zehn Jahre in Südafrika gearbeitet hat, aufgabelte und wieder rausbrachte…
Wer mich kennt, weiß, dass ich normalerweise mit Fußball nichts am Hut habe, aber natürlich wollten wir in Luanda ein Spiel des Africacups anschauen! Tickets dafür wurden bei den Banken verkauft, aber es war nicht herauszufinden, in welcher. Jede Bank verwies uns an die andere, sodass wir uns im Kreis bewegten. Also beschlossen wir, zum Spiel Mali – Algerien einfach zum Stadion zu fahren und unser Glück dort zu versuchen.

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Africa Cup of Nations, Luanda, Angola
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Africa Cup of Nations, Luanda, Angola
Zum Stadion zu kommen, ist auch eine Geschichte für sich – das ist nämlich ewig weit außerhalb! Da wir kein Sammeltaxi finden konnten, das dorthin fuhr, fragte ich in meinem nicht vorhandenen Portugiesisch zwei Männer in einem mit Angolafahnen geschmückten Auto, ob sie wissen, wie man am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nicht per Privattaxi dorthin kommt. Zumindest dachte ich, dass ich das gefragt hatte… Sie bedeuteten uns, dass wir einsteigen sollten. Da war ich noch der irrigen Annahme, dass sie uns zum nächsten Sammeltaxi bringen…. Nach etwa 20 Minuten fanden wir
das Ganze allmählich eigenartig, waren aber gleichzeitig neugierig, was da kommen würde. Nach insgesamt 50 Minuten Fahrt hielten wir bei einem Bus voller Fußballfans, der Fahrer unseres Wagens drückte uns noch Geld für den Bus in die Hand, drehte um und fuhr vermutlich den ganzen Weg zurück… Irgendwie muss ich sehr überzeugend, komplett mittellos und absolut fußballfanatisch gewirkt haben….
Am Stadion fanden wir nach langem Herumsuchen heraus, dass die Spiele ausverkauft sind, weil die Tickets im Doppelpack verkauft wurden. Aber dafür gibt es noch den Schwarzmarkt, sodass wir endlich zu unseren Tickets kamen!

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Africa Cup of Nations, Luanda, Angola
Die Stimmung im Stadion war toll. Das erste Spiel Mali – Algerien war natürlich nicht so gut besucht, weil viele Fans nur die angolanische Mannschaft sehen wollten. Dafür war dann die Stimmung im Stadion beim zweiten Spiel genial, fast 60 000 Menschen, viele in den Nationalfarben angezogen, mit Fahnen, Perücken, Kostümen… Genial! Vor allem, als Angola auch noch gewonnen hat!
Da wir das absolute Verkehrschaos befürchteten, wenn alle Besucher gleichzeitig heimfahren, verließen wir das Stadion noch vor Ende des Spiels. Wir fanden schnell einen Minibus in Richtung Luanda. Leider stellte sich heraus, dass der Fahrer erst noch einem Freund helfen musste, der mit seinem Auto auf dem Highway in der Nähe des Stadions hängengeblieben war. Die Abschleppaktion dauerte ewig, sodass wir letztendlich genau das Problem hatten, das wir durch unser frühes Verschwinden aus dem Stadion eigentlich hatten vermeiden wollen. Es war das absolute Chaos auf der Strasse. Letztendlich liefen wir zu Fuß gut 40 Minuten zur nächsten Abzweigung, wo wir einen netten Fahrer fanden, der uns bis zum Stadtteil Sao Paulo brachte. Dort konnten wir nach einem weiteren langen Fußmarsch ein Sammeltaxi in die Innenstadt finden, von dort aus nur noch 30 Minuten zu Fuß zu den Taxis zur Ilha, 10 Minuten später waren wir am Hostel – kurz nach Mitternacht und komplett fertig…. Aber es war ein einfach toller Tag!
Nach fünf Tagen in Luanda fuhren wir mit einem sehr altersschwachen und höllisch unbequemen Bus in Richtung kongolesische Grenze. Der Bus sollte eigentlich um 09.00 morgens starten, aber irgendwie waren alle da – bis auf den Fahrer… Der kam erst um 10.30 Uhr, und so konnten wir unsere Reise beginnen..
Die Fahrt nach Mbanza Congo sollte eigentlich etwa 10 Stunden dauern. Es sind etwa 450 Kilometer, und die Strasse dorthin ist in einem sehr schlechten Zustand. Natürlich brauchten wir länger, aber dass wir zu der grotesken Zeit um 01.30 Uhr nachts dort ankommen würden, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet… Alle anderen wohl schon, denn alle machten es sich im geparkten Bus bequem, um auf den nächsten Transport an die Grenze oder zumindest auf Tageslicht zu warten…

Reisen Afrika Demokratische Republik Kongo, Kinshasa
Kinshasa, Hauptstadt der demokratischen Republik Kongo
Die Plastiksitze waren davor schon unbequem und wurden durch die lange Reise und die Wartezeit nicht wirklich besser, aber ausgerüstet mit einem Schlafsack ging es leidlich gut. Morgens um 06.00 kam dann ein Sammeltaxi, um uns an die Grenze zu der demokratischen Republik Congo (DRC) in Luvu zu bringen.
Die Grenzformalitäten zogen sich endlos in die Länge, aber nach sechs Stunden hatten wir samt allen anderen Passagieren unseres Taxis die Grenze endlich hinter uns….
Wir waren übrigens die ersten Touristen, die diesen Grenzübergang passierten, die Beamten auf angolanischer Seite verbrachten eine ganze Zeitlang damit, das richtige Buch zu finden, um uns als Touristen eintragen zu können……
Nun sind wir in Kinshasa angekommen. Eine durchaus chaotische Stadt mit wenig Sehenswürdigkeiten und wenig Charme, aber voller Leben, sehr afrikanisch und vor allem mit vielen preiswerten Restaurants!
Dazu mehr beim nächsten mal!