Dienstag, 13. April 2010

Zaria, Nigeria


Reisen Afrika Nigeria Zaria
Emirpalast, Zaria, Nigeria
Nicht weit entfernt von Kano liegt Zaria. Per Minibus kann man Zaria von Kano aus innerhalb von 1,5 Stunden erreichen – sobald dieser voll ist. Und das kann dauern…. In meinem Fall waren das fast drei Stunden…. Bei den Minibussen gibt es verschiedene Modelle: am häufigsten hatte ich die Version 2:4:4:4. Das bedeutet, vorne neben dem Fahrer zwei Personen, in den Reihen dahinter jeweils vier. Das ist insofern problematisch, als es eigentlich neben dem Fahrer nur einen Sitz und in den Reihen dahinter nur jeweils drei Plätze pro Reihe gibt. Kinder, Tiere und Gepäck kommen natürlich noch extra dazu. Auf gut deutsch – so ein Minibus ist vollgestopft bis unters Dach!
Reisen Afrika Nigeria Zaria
Palastwächter, Zaria, Nigeria
Bei der Fahrt nach Zaria kam nun verschärfend dazu, dass wir eine sehr querformatige Dame an Bord hatten, die aufgrund ihrer Leibesfülle zwei Plätze brauchte, aber natürlich nicht einsehen wollte, dass sie den doppelten Preis zahlen sollte… Das zog sich in die Länge und deswegen starteten wir auch mit deutlicher Verspätung. Die Einigung beim Fahrtpreis bestand letztendlich darin, dass die Dame nur für einen Platz zahlte, aber zusätzlich einen Obolus für ihr überdimensionales Gepäck…
Zaria ist eine sehr alte Stadt mit einem Emirpalast. Hier durfte ich zwar in den Palast hinein, allerdings nur in den Hof und die äußeren Zimmer. Im Palast habe ich Hamza, einen sehr netten Angestellten kennen gelernt, der sich den restlichen Tag um mich gekümmert hat. So konnte ich nicht nur Teile des Palastes sehen und mit dem ersten Sekretär des Emirs plaudern, sondern er holte auch sein Motorrad und kutschierte mich in der Stadt herum. In Zaria gibt es eine kompakte Altstadt, die von einer hohen Mauer umgeben ist. Einige Häuser sind mit tollen Mustern verziert, durch die dicken Mauern ist es drinnen trotz der glühenden Hitze draußen richtig schön kühl.
Reisen Afrika Nigeria Zaria
Kurmimarkt, Nigeria
Am Nachmittag hatte Hamza noch eine Überraschung parat und fuhr mich mit dem Motorrad zur Amadu Bello Universität. Das ist eine der größten und bekanntesten Unis von ganz Afrika und man kann hier so gut wie alles studieren. Es tat gut zu sehen, dass hier auf dem Campus Moschee und Kirche direkt nebeneinander stehen und ganz offensichtlich Moslems und Christen hier ihren gemeinsamen Platz zum Lernen und Studieren gefunden haben. Natürlich ist der Norden Nigerias vor allem durch die Moslems geprägt, aber die Studenten kommen aus dem ganzen Land, um nicht zu sagen, aus ganz Afrika. Dementsprechend kommen hier Moslems, Christen, Animisten und andere zusammen. Von Religionsproblemen spürt man hier nichts, was nicht bedeutet, dass es keine gibt. Kano ist die Hochburg der Sharia in Nigeria und das islamische Recht wird auch in Zaria an der Uni gelehrt.
Ich persönlich hatte zu keiner Zeit ein Problem mit den Menschen hier, egal, welcher Religion sie angehören. Ganz im Gegenteil. Die Probleme in Jos, wo sich Moslems und Christen seit vielen Jahren bekriegen, liegen laut den meisten Nigerianern in letzter Konsequenz auch nicht in der Religion begründet, sondern in der Politik. Sowohl Christen als auch Moslems haben bestätigt, dass die Religion von Politikern jeder Glaubensrichtung für ihre Zwecke missbraucht wird und so die Kämpfe immer wieder ausbrechen, weil Menschen gegeneinander aufgebracht werden.