Am folgenden Tag mussten wir mal wieder früh aufstehen. Früh heißt in
dem Zusammenhang wirklich früh (4.15 Uhr), denn unser Bus nach Luanda
sollte bereits um 6.00 Uhr abfahren. Um diese Zeit ist es immer ein
bisschen schwierig, Transport zum Busbahnhof zu finden, aber nach 30
Minuten Fußmarsch mit vollem Gepäck fanden wir ein Sammeltaxi mit einem
supernetten Fahrer, der noch nicht mal Geld von seinen ersten Touristen
wollte!
Die Angolaner sind meist sehr freundlich und neugierig, wenn sie uns
mit den Rucksäcken sehen. Touristen sind nach wie vor ein Novum, auch
wenn bereits seit zwei Jahren Touristenvisa vergeben werden. Diese Visa
sind unheimlich schwer zu bekommen. Also kein Wunder, dass viele
Einheimische noch nie einen Touristen gesehen haben…. Noch dazu, wenn
diese Menschen mit den großen Rucksäcken gerade mal zehn Wörter
Portugiesisch sprechen können, dann erwacht die Neugier…
In Luanda hatten wir das Glück, ein Zimmer bei Cuamm, einer
italienischen Hilfsorganisation zu bekommen. Glück deswegen, weil Hotels
in Luanda höllisch teuer und in der unteren Preiskategorie auch nicht
besonders sicher sind. Wir bezahlten 100 US,- für unser Zimmer ohne
eigenes Bad, also ein richtiges Schnäppchen, und sicher war es auch noch
mit Tag- und Nachtwächter!
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Luanda - die teuerste Hauptstadt der Welt |
Luanda ist eine riesengroße Stadt mit sehr vielen slumartigen
Stadtvierteln, die sich rings um die Stadt herum ausbreiten und Favelas
genannt werden.
Am ersten Abend suchten wir in der Innenstadt entlang der Promenade am
Meer nach einem Restaurant – vergebens. In der Innenstadt gibt es
Banken, Verwaltungsgebäude etc, aber kein normales Restaurant. Die
findet man etwa einen oder zwei Kilometer vom Meer entfernt. Aber auch
einfache Gerichte in sehr einfachen Restaurants kosten gut und gerne 20
Dollar…. Es heißt nicht umsonst, dass Luanda derzeit die teuerste Stadt
der Welt ist.
Einen Nachmittag haben wir uns mit Helder getroffen. Ihn und seine
Familie habe ich im Hostel in Windhoek kennen gelernt, als sie dort über
Weihnachten Urlaub machten. Helder konnte uns viel über Angola, seine
Geschichte, Geographie, Politik und natürlich seine Bewohner erzählen.
Vielen Dank Helder für die Geduld mit all unseren Fragen!
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Promenade in Luanda, Angola |
Zuerst nahmen wir unsere Visa für die demokratische Republik Congo
(DRC) in Angriff. Schon das dauerte zwei komplette Vormittage.
Arg viel Touristisches gibt es in Luanda nicht zu sehen, aber alles,
was man vorhat, dauert prinzipiell schon mal ewig, weil der Verkehr hier
einfach höllisch ist!
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Favela in Luanda, Angola |
Ein Trip zum Stadtteil Esquanza, wo der Bus in Richtung Congo abfährt,
dauerte ca vier Stunden return! Hinkommen war noch leicht, weil uns ein
Einheimischer per PKW dorthin brachte, zurück mit öffentlichen
Verkehrsmitteln war Schluss mit lustig. Vor allem, als einer der Busse
mitten in einer Favela seine letzte Station hatte. Ein bisschen
eigenartig, in solch einem Viertel ohne ortskundigem Einheimischen
unterwegs zu sein. Aber auch hier hatten wir Glück, als uns ein
Sammeltaxifahrer, der zehn Jahre in Südafrika gearbeitet hat, aufgabelte
und wieder rausbrachte…
Wer mich kennt, weiß, dass ich normalerweise mit Fußball nichts am
Hut habe, aber natürlich wollten wir in Luanda ein Spiel des Africacups
anschauen! Tickets dafür wurden bei den Banken verkauft, aber es war
nicht herauszufinden, in welcher. Jede Bank verwies uns an die andere,
sodass wir uns im Kreis bewegten. Also beschlossen wir, zum Spiel Mali –
Algerien einfach zum Stadion zu fahren und unser Glück dort zu
versuchen.
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Africa Cup of Nations, Luanda, Angola |
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Africa Cup of Nations, Luanda, Angola |
Zum Stadion zu kommen, ist auch eine Geschichte für sich – das ist
nämlich ewig weit außerhalb! Da wir kein Sammeltaxi finden konnten, das
dorthin fuhr, fragte ich in meinem nicht vorhandenen Portugiesisch zwei
Männer in einem mit Angolafahnen geschmückten Auto, ob sie wissen, wie
man am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nicht per Privattaxi
dorthin kommt. Zumindest dachte ich, dass ich das gefragt hatte… Sie
bedeuteten uns, dass wir einsteigen sollten. Da war ich noch der irrigen
Annahme, dass sie uns zum nächsten Sammeltaxi bringen…. Nach etwa 20
Minuten fanden wir
das Ganze allmählich eigenartig, waren aber
gleichzeitig neugierig, was da kommen würde. Nach insgesamt 50 Minuten
Fahrt hielten wir bei einem Bus voller Fußballfans, der Fahrer unseres
Wagens drückte uns noch Geld für den Bus in die Hand, drehte um und fuhr
vermutlich den ganzen Weg zurück… Irgendwie muss ich sehr überzeugend,
komplett mittellos und absolut fußballfanatisch gewirkt haben….
Am Stadion fanden wir nach langem Herumsuchen heraus, dass die Spiele
ausverkauft sind, weil die Tickets im Doppelpack verkauft wurden. Aber
dafür gibt es noch den Schwarzmarkt, sodass wir endlich zu unseren
Tickets kamen!
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Africa Cup of Nations, Luanda, Angola |
Die Stimmung im Stadion war toll. Das erste Spiel Mali – Algerien war
natürlich nicht so gut besucht, weil viele Fans nur die angolanische
Mannschaft sehen wollten. Dafür war dann die Stimmung im Stadion beim
zweiten Spiel genial, fast 60 000 Menschen, viele in den Nationalfarben
angezogen, mit Fahnen, Perücken, Kostümen… Genial! Vor allem, als Angola
auch noch gewonnen hat!
Da wir das absolute Verkehrschaos befürchteten, wenn alle Besucher
gleichzeitig heimfahren, verließen wir das Stadion noch vor Ende des
Spiels. Wir fanden schnell einen Minibus in Richtung Luanda. Leider
stellte sich heraus, dass der Fahrer erst noch einem Freund helfen
musste, der mit seinem Auto auf dem Highway in der Nähe des Stadions
hängengeblieben war. Die Abschleppaktion dauerte ewig, sodass wir
letztendlich genau das Problem hatten, das wir durch unser frühes
Verschwinden aus dem Stadion eigentlich hatten vermeiden wollen. Es war
das absolute Chaos auf der Strasse. Letztendlich liefen wir zu Fuß gut
40 Minuten zur nächsten Abzweigung, wo wir einen netten Fahrer fanden,
der uns bis zum Stadtteil Sao Paulo brachte. Dort konnten wir nach einem
weiteren langen Fußmarsch ein Sammeltaxi in die Innenstadt finden, von
dort aus nur noch 30 Minuten zu Fuß zu den Taxis zur Ilha, 10 Minuten
später waren wir am Hostel – kurz nach Mitternacht und komplett fertig….
Aber es war ein einfach toller Tag!
Nach fünf Tagen in Luanda fuhren wir mit einem sehr altersschwachen
und höllisch unbequemen Bus in Richtung kongolesische Grenze. Der Bus
sollte eigentlich um 09.00 morgens starten, aber irgendwie waren alle da
– bis auf den Fahrer… Der kam erst um 10.30 Uhr, und so konnten wir
unsere Reise beginnen..
Die Fahrt nach Mbanza Congo sollte eigentlich etwa 10 Stunden dauern.
Es sind etwa 450 Kilometer, und die Strasse dorthin ist in einem sehr
schlechten Zustand. Natürlich brauchten wir länger, aber dass wir zu der
grotesken Zeit um 01.30 Uhr nachts dort ankommen würden, damit hatte
ich nicht wirklich gerechnet… Alle anderen wohl schon, denn alle machten
es sich im geparkten Bus bequem, um auf den nächsten Transport an die
Grenze oder zumindest auf Tageslicht zu warten…
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Kinshasa, Hauptstadt der demokratischen Republik Kongo |
Die Plastiksitze waren davor schon unbequem und wurden durch die
lange Reise und die Wartezeit nicht wirklich besser, aber ausgerüstet
mit einem Schlafsack ging es leidlich gut. Morgens um 06.00 kam dann ein
Sammeltaxi, um uns an die Grenze zu der demokratischen Republik Congo
(DRC) in Luvu zu bringen.
Die Grenzformalitäten zogen sich endlos in die Länge, aber nach sechs
Stunden hatten wir samt allen anderen Passagieren unseres Taxis die
Grenze endlich hinter uns….
Wir waren übrigens die ersten Touristen, die diesen Grenzübergang
passierten, die Beamten auf angolanischer Seite verbrachten eine ganze
Zeitlang damit, das richtige Buch zu finden, um uns als Touristen
eintragen zu können……
Nun sind wir in Kinshasa angekommen. Eine durchaus chaotische Stadt mit
wenig Sehenswürdigkeiten und wenig Charme, aber voller Leben, sehr
afrikanisch und vor allem mit vielen preiswerten Restaurants!
Dazu mehr beim nächsten mal!