Von Tanger aus ist es nicht weit bis nach Chefchaouen. Bei meinen
früheren Marokkoreisen habe ich es noch nie bis dorthin geschafft,
obwohl ich schon immer mal hin wollte.
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Chefchaouen, Marokko |
Von Tanger aus dauert es per Bus drei Stunden. Es sind zwar nur 110
Kilometer, aber die haben es in sich, denn es geht richtig in die Berge.
Chefchaouen ist eine relativ kleine Stadt im Rifgebirge. Hier gibt es
eine wunderschöne Medina mit vielen krummen Gassen, ganz vielen blauen
Häusern, vielen Geschäften, Hotels und Restaurants. Natürlich ist das
Ganze sehr touristisch, aber das hat durchaus seinen Grund – es ist
einfach schön hier, sehr ruhig und die Menschen sind sehr gelassen.
Letzteres mag zum Teil auch auf das Kif-Rauchen (Hasch) zurückzuführen
sein….
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Chefchaouen, Marokko |
Neben der Altstadt gibt es noch die Cascades, die Wasserfälle. Hier
waschen die einheimischen Frauen Wäsche. An den Cascades beginnt der Weg
zur Moschee, die auf einem nahen Hügel liegt. Von dort aus hat man
einen hervorragenden Blick auf die blauen Häuser der Altstadt.
Nach zwei Tagen in Chefchaouen kehrte ich wieder nach Tanger zurück.
Für den 01.05. hatte ich keine größeren Pläne, das war immerhin mein
letzter Tag. Eigentlich wollte ich den Nachtzug nach Casablanca nehmen,
der morgens um 04.30 Uhr in Casa Voyageur ankommt. Mit dem Sprinter
dauert es dann nur noch 20 Minuten von dort aus bis zum Flughafen,
sodass das insgesamt gut passt mit dem Abflug um 08.30 Uhr nach
Frankfurt.
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Chefchaouen, Marokko |
Am Strand von Tanger lernte ich allerdings eine nette Familie kennen,
die meinten, dass das so gar keine gute Idee ist, da genau in dieser
Nacht auf Sommerzeit umgestellt wird und dadurch schon mal eine Stunde
weniger zur Verfügung steht. Ganz davon abgesehen haben die
marokkanischen Nachtzüge gerne mal eine oder zwei Stunden Verspätung….
Tja, und auf einmal sieht das alles ganz anders aus und passt gar nicht
mehr!
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Chefchaouen, Marokko |
Aber es gab eine Möglichkeit – nämlich den Zug um 17.00 Uhr! Die
Hilfsbereitschaft der Marokkaner hat keine Grenzen, so packte die
Familie in Windeseile ihre Siebensachen zusammen, und wir fuhren zu
meinem Hotel, holten das Gepäck und ab zum Bahnhof.
Die sechs Stunden im Zug vergingen wie im Flug, immerhin hatte ich
nette Mitreisende mit an Bord und mein Französisch ist durch die vier
Monate in frankophonen Ländern durchaus auch etwas besser geworden.
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Chefchaouen, Marokko |
Um 23.00 Uhr kam ich dann in Casa Voyageur an. Meine Mitreisenden
ließen es sich nicht nehmen, mich zu einem preiswerten Hotel ganz in der
Nähe des Bahnhofes zu begleiten, immerhin gelten Bahnhofsgegenden in
aller Herren Länder nun nicht gerade als die besten aller Viertel.
Tja, und am 02.05.10 endete mein Afrikatrip ganz und gar
unspektakulär (in dem Zusammenhang: dankenswerterweise) mit einer kurzen
Zugfahrt mit dem Sprinter bis zum Flughafen in Casablanca und einem 3,5
Stunden Flug mit Royal Air Maroq bis nach Frankfurt.
Ich wusste schon gar nicht mehr, wie kalt 13 Grad sein können – ziemlich kalt!
Nach 333 Tagen (was für eine Zahl!) ist meine Afrikareise zu Ende. Ich war in insgesamt 16 Ländern.
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Chefchaouen, Marokko |
Mitgebracht habe ich etwa 15 000 Fotos und habe nun 17 bunte Simcards
daheim liegen, habe viele neue Freunde, neue Eindrücke und neue
Einsichten gewonnen. Erfahrungen, die mir niemand mehr nehmen kann und
die ich hoffentlich auch hier werde nutzen können. Es wird anfangs nicht
ganz leicht werden, mich hier wieder einzugewöhnen, aber mein
Lebensgefährte Werner und meine Freunde, seien es deutsche,
amerikanische und nicht zuletzt die afrikanischen werden mir helfen,
mich hier wieder einzuleben. Monica, meine Freundin aus Windhoek, hat
das vor ein paar Tagen ganz gut in einer SMS zusammengefasst: Sie
meinte, dass ich viel im letzten Jahr in ihrem Kontinent erlebt habe,
viel gutes, aber auch schlechtes. Nun sei es Zeit heimzugehen. Ich bin
und bleibe ihre europäisch-afrikanische Schwester, bin ein Teil von
ihnen geworden und fühle mich hier wie dort zuhause, weil ich das Glück
hatte, mir Zeit für die Menschen in Afrika, ihre Kultur und ihre
Traditionen nehmen zu können. Ich werde meine neuen Freunde vermissen,
genauso wie ich mich freue, die alten Freunde wiederzusehen. Ich weiß
aber auch, dass sie Recht mit einer Sache hat: wir werden uns bestimmt
bald wiedersehen….
Jetzt, wenn ich diese letzten Zeilen schreibe, bin ich den ersten Tag
wieder zuhause. Alles noch ziemlich neu, aber ich bin es ja nun
gewöhnt, mich auf neues einzustellen. Also, packen wir es an!