Dienstag, 17. November 2009

Durch die Kalahari

Nach einer weiteren Nacht in Lüderitz bin ich auf der Teerstrasse zurück nach Keetmanskoop gefahren und dann weiter zu den Mesaurus Fossilien bei der Spitzkoppe. Die Fossilien hat der Sohn des Farmbetreibers vor 20 Jahren per Zufall gefunden. Es handelt sich um Tiere, die wie kleine Krokodile ausgesehen haben müssen, es waren aber wohl Pflanzenfresser. Es gibt jede Menge von diesen Versteinerungen, außerdem weitere Köcherbäume, die auf einem sehr felsigen Terrain wachsen. Das Ganze nennt sich Giants Playground, und es sieht wirklich so aus, als hätten ein paar Riesen hier mit überdimensionalen Steinen gespielt und sie einfach wild in der Gegend liegen lassen.
Da mir das Fahren der Schotter- und Sandpisten inzwischen wirklich gut gefallen hat, habe ich beschlossen, weiter in die Kalahari zu fahren. Das hört sich verwegener an, als es ist. Diese Gegend besteht aus eher trockenen Flusstälern ohne jegliches Wasser, roten Sanddünen mit ein paar Büscheln gelbem Gras und jeder Menge riesengroßer Farmen. Das Überqueren der Dünen machte jedenfalls Spaß, natürlich nicht auf dem Sand mit meinem Toyota Corolla, sondern auf der normalen gewarteten Piste. Angeblich werden diese ungeteerten Strassen in Namibia alle 14 Tage von Planierraupen wieder glattgewalzt. Wie auch immer, die Piste war in einem sehr guten Zustand.
Die Nacht verbrachte ich im Red Dune Camp kurz vor Gochas, allerdings nicht auf der Düne selbst, denn dort gibt es nur zwei Stellplätze, und die waren ausgebucht. Auf der Düne wäre es schon schön gewesen, eine absolut tolle Location, jeder Platz mit Dusche und Toilette ausgestattet. Drunten im Camp hatte ich dafür den Luxus, auf echtem, wirklich grünem Rasen zu zelten. Das ist in dieser Gegend etwas extrem rares! Außerdem bekam ich ein richtig tolles Schnitzel zum Abendessen. Na, das ist doch mal was!
Reisen Afrika Namibia Piste
Piste in Südnamibia
Wer mal Lust auf was anderes hat, man findet es unter www.reddunecamp.weebly.com! Sehr empfehlenswert!
Am nächsten Tag bin ich über diverse Rüttelpisten wieder zurück Richtung Windhoek gefahren. Eigentlich wollte ich die letzte Nacht meiner kleinen Südnamibiatour bei der Arnhem Höhle verbringen, wo es einen sehr schönen Campingplatz geben sollte. Aber wie so oft kommen die Dinge anders als geplant. Ich hatte drei Landkarten auf meiner Namibiareise dabei. Auf einer war die Höhle gar nicht eingezeichnet, auf der zweiten westlich von Dordabis, auf der dritten östlich von Dordabis…. Toll, nachdem ich die Karte eingehend studiert hatte, war klar, dass es nicht an mir und meinen Fähigkeiten des Kartenlesens lag, sondern dass zumindest eine der Karten falsch sein musste (wenn nicht gar beide!). Also habe ich ein paar der Einheimischen gefragt, in welcher Richtung die Arnhem Höhle liegt und wurde nach eingehender Beratung nach Westen geschickt. Okay, das war eine gute Teerstrasse, außerdem in Richtung in Windhoek. Als nach 40 Kilometern immer noch keine Höhle oder zumindest ein Hinweisschild zu sehen war, habe ich an einer Farm nochmal nachgefragt. Dort bekam ich dann die Auskunft, dass die Höhle östlich von hier liegt…. Na ja, da war es bereits 17.30 Uhr, aber in Namibia geht die Sonne erst kurz nach 19.00 Uhr unter, also immer noch Zeit.
Dann begann die Gravel Road…. Und wieder kein Hinweis auf die Höhle….Dafür eine Weggablung, wo ich dann nach Norden geschickt wurde. Kurz vor 19.00 Uhr gab ich den Gedanken an die Höhle dann komplett auf, vor allem, nachdem ich beinahe ein Warzenschwein überfahren und kurz darauf eine Sandwehe übersehen hatte, die mich fast in einen Dornbusch katapultierte. In dieser Gegend gibt es nicht sehr viele Übernachtungsmöglichkeiten, deswegen freute ich mich sehr über ein Schild Mountain View Lodge 20km. Als ich endlich vor dem Gatter der Lodge stand, hing dort ein Schild mit der dringenden Warnung, nicht weiterzufahren, weil es sich bei dem Gelände rund um die Lodge um Jagdgelände handelt, wo scharf geschossen wird! Himmel hilf!!!

Reisen Afrika Namibia
Warzenschwein, Namibia
Nur 6 Kilometer entfernt war eine andere, kleinere Lodge, wo ich um Hilfe bat, weil ich mich nun wirklich hoffnungslos verfahren hatte, und dieser Beinahezusammenstoss mit dem Warzenschwein hatte mir den Rest gegeben. Auch diese Lodge war eigentlich nur für Jäger, aber die Inhaberin hat den Ernst der Lage schnell erkannt und ließ mir ein Zimmer herrichten, gab mir erst mal ein kühles Glas Bier und einen bequemen Sessel zum Ausruhen. Nach einer Dusche fühlte ich mich schon wieder viel besser. In dieser Lodge wohnten drei Bulgaren, die hier zum Jagen waren. Natürlich gab es abends Bushmeat, zuerst eine Bushmeat-Wurst, dann Steaks vom blauen Gnu, alles von den Jägern selbst geschossen. Die Gespräche der Jäger während des Essens möchte ich hier besser nicht wiederholen….
Am nächsten Morgen gabs noch ein leckeres Frühstück, diesmal ohne Jäger, weil die in der Früh Zebras schießen wollten. Dann ging es um die unangenehme Frage des Bezahlens, denn eigentlich kostet diese Lodge 150.- US pro Person und Nacht…. Ich war total überrascht, das die Inhaberin Geraldine meinte, dass sie doch von jemandem in einer solchen Notlage kein Geld nehmen würde! Sprachs, wünschte mir weiterhin viel Spaß in ihrem Land und seinen Bewohnern und eine gute Reise!
Wow! Ich war hin und weg!
Zurück nach Windhoek bei Tageslicht war natürlich einfach, die Gravel Road entlang, einmal rechts abbiegen und dann immer geradeaus! Wenn nur alles so leicht wäre!
Alles in allem bin ich bei meinem 8-Tage-Trip 3002 Kilometer Auto gefahren, die Hälfte davon auf unbefestigten Strassen. Alles ohne jedes technisches Problem. Sämtliche verbogenen Zelthäringe wurden von Pieter vom Red Dune Camp in der Werkstatt wieder zurechtgebogen, und auch sonst hatte ich nur gute Erfahrungen mit Land und Leuten im Süden von Namibia.
In Windhoek stieg ich im Chameleon Backpacker ab, dem bisher besten Backpacker in Afrika. Der Schlafsaal ist mit 3 Stockbetten relativ klein und jeder Schlafsaal hat eine eigene Dusche und eine eigene Toilette. Es gibt auch Doppelzimmer mit eigenem Bad. Im Preis eingeschlossen ist ein gutes Frühstück in Selbstbedienung, es gibt TV, Internet, ein kleines Reisebüro, eine Bar und einen kleinen Pool. Natürlich sind die Bewohner wie immer in dieser Art Hostels international. Die Spanne reicht von Australien über Asien, Nordafrika, Europa bis nach Suedamerika. Also die ganze Welt und ein buntes Völkchen, das das Ganze sehr interessant macht.
Das alles wollte ich meinen Eltern natürlich nicht vorenthalten, auch wenn bedenkliche Stimmen aus Deutschland kamen, dass andere Eltern im Leben nicht in einem Hostel wohnen würden… Ich kann das schon mal vorausnehmen: Meine schon! Alles weitere über die gemeinsame Reise in die Mitte und in den Norden Namibias mit den Eltern kommt in einem extra post in ein paar Tagen.

Samstag, 14. November 2009

Orange River, Lüderitz und Kolmanskop, Namibia

Ich bin lieber noch ein Stück weitergefahren bis an die Grenze zu Südafrika. Gerade, als ich in Noordoewer ankam, fing es zu regnen an. Alles andere als gute Voraussetzungen fürs Zelten. Beim Zeltplatz angekommen, schüttete es dann so richtig, aber ich hatte Glück und konnte mein Zelt unter einem Dach aufbauen, sodass ich nicht wirklich im Regen stand.

Reisen Afrika Namibia Orange River
Orange River, Namibia
Abends gabs richtig leckeres Huhn, zubereitet von einem Südafrikaner, der ebenfalls im Camp war. Reiseinfos für meine Weiterreise waren inclusive und so kam ich auf ganz neue Ideen, wo ich noch hinfahren könnte.
Die Nacht war regnerisch, aber nicht zu kalt, allerdings musste ich zweimal einen Riesenfrosch aus meinem Zelt entfernen, der anscheinend unbedingt das Zelt mit mir teilen wollte… Hätte ich ihn vielleicht küssen sollen?!
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Lüderitz, Namibia
Am nächsten Tag hörte es zwar auf zu regnen, war aber sehr bewölkt und kühl (etwas über 20 Grad). Die Strasse von Noordoewer nach Rosh Pinah führt zum Teil am Oranjefluss entlang und es gibt immer wieder richtig schöne Ausblicke auf den Fluss, das Gebirge oder Weinberge. Trotz oder zum Teil auch wegen der dramatischen Wolken zum Teil wirklich tolle Farben! In Rosh Pinah begann dann wieder die Teerstrasse, sodass die nächsten 300 Kilometer bis Lüderitz schnell gefahren waren.

Reisen Afrika Namibia Lüderitz
Lüderitz, Namibia
In Lüderitz quartierte ich mich statt im Zelt in einem Backpacker Hostel ein, weil es dort grundsätzlich stürmisch und kühl ist. Hier habe ich abends tatsächlich meinen dicken Fleecepulli gebraucht! Lüderitz ist sowas von deutsch – unglaublich. Die Hauptstrasse nennt sich Bismarckstrasse, viele andere Straßennamen sind ebenfalls deutsch, es gibt Surhaxen mit Kraut, Weissbier und Apfelkuchen nach Omas Rezept. Natürlich spricht man deutsch hier! Die Häuser sehen ebenfalls sehr deutsch aus, wenn auch etwas bunter als normalerweise bei uns.
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Kolmanskoop, Namibia
Gerade mal 15 Kilometer von Lüderitz entfernt liegt das ehemalige Diamantenschürfgebiet Kolmanskop. Hier lebten bis in die 50er Jahre etwa 4000 Deutsche. Die Stadt war sehr gut organisiert mit Schule, Krankenhaus, Schlachterei, Bäckerei, sogar eine Eismaschine für die Kühlschränke gab es. Die Männer arbeiteten alle als Diamantenschürfer, und die Arbeitsbedingungen waren für damalige Zeit so gut, dass es keinen Mangel an Arbeitskräften gab. Die Arbeiter konnten unbesorgt ihre Familien mit hierher bringen, es gab sogar Kaffeekränzchen und Clubnachmittage für die Damen, um sie bei Laune zu halten.

Ganz in der Nähe von Lüderitz liegt die Lüderitz Peninsula. Hier treffen gelber Sand, dunkle Felsen und türkises Meerwasser unmittelbar aufeinander. Es gibt viele Vögel und Seelöwen, die faul am Diaz Point auf einer kleinen Felseninsel herumliegen. Es gibt hier auch sehr schöne Sandstrände, allerdings sind die Wassertemperaturen, bei denen sich Seelöwen und Pinguinen wohlfühlen, für Menschen zum Baden eher nicht geeignet – es sei denn, man fürchtet sich nicht vor 10 oder 12 Grad kaltem Wasser…. Das kalte Wasser kommt durch eine Meeresströmung direkt aus der Antarktis.

Freitag, 13. November 2009

Fish River Canyon


Reisen Afrika Namibia Fish River Canyon
Fish River Canyon, Namibia
Am nächsten Tag bin ich weiter zum Fish River Canyon gefahren. Das ist eines der großen Highlight im Süden Namibias. Dieser Canyon ist der zweitgrößte Canyon der Erde. Es gibt zwei Aussichtspunkte, von denen aus man ungesichert in den Abgrund schauen kann (nichts für schwache Nerven oder Leute mit Höhenangst, hier geht es mehrere hundert Meter senkrecht nach unten). Da es sehr bewölkt war, war das Licht am Nachmittag fürs Fotografieren nicht geeignet, aber ein vorsichtiger Blick am folgenden Morgen kurz nach 6.00 Uhr bestätigte, dass der Morgen gut ist. Der Canyon leuchtete vor allem in Gelb-, Orange- und Sandtönen. Ich fand es beeindruckend, die Touristen, die bereits am Grand Canyon in den USA waren, waren anscheinend eher enttäuscht. Gut, dass ich dort noch nicht war!
Mein nächstes Ziel war Ai Ain, eine Oase mit heißen Quellen. Schon der Weg dorthin war spektakulär, eine richtige Mondlandschaft aus vielen großen Felsen, schwarzem Sand und unbewachsenen felsigen Bergen. Die Strasse sehr kurvig, sodass man beim Fahren sehr vorsichtig sein musste. Ai Ais hat ein Schwimmbad voll warmem, angeblich gesundem Wasser, und Liegen, einen Campingplatz ohne Grün und ein Restaurant.

Donnerstag, 12. November 2009

Namibia - der Köcherbaumwald

Da ich vor der Ankunft meiner Eltern einfach nicht mehr dazukam, die erste mail über Namibia fertigzustellen, kommt sie halt diesmal einfach ein bisschen später, dafür die nächste über die Zeit mit den Eltern bereits in ein paar Tagen. Viel Spaß beim Lesen!
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Gepard als Haustier, Ketmanskoop, Namibia
Die ersten Tage in Windhoek verbrachte ich mehr oder weniger mit dem Organisieren von allen möglichen Dingen. Zuerst galt es herauszufinden, welchen Teil Namibias die Eltern überhaupt bereisen wollen. Dann mussten die Campingplätze gebucht und Permits für die Nationalparks beschafft werden. War nicht so ganz leicht über die Distanz Deutschland – Namibia hinweg, aber es hat funktioniert. Da in Namibia Ende November die Ferien beginnen, wird es auch mit den Zeltplätzen ganz schön eng. Die Namibier reisen gerne und anscheinend durchaus auch im eigenen Land…
Nachdem ich drei volle Tage mit Organisationsarbeit verbracht hatte, war die Zeit für meine eigene kleine Reise durch Namibia gekommen. Bei einem lokalen Autovermieter habe ich einen Toyota Corolla zu einem akzeptablen Preis bekommen und habe mich in den Süden des Landes aufgemacht. Natürlich waren die ersten Kilometer abenteuerlich. Der Vermieter ist in der Innenstadt, also fängt man gleich mit viel Verkehr beim Losfahren an. Das Ganze selbstverständlich auf der falschen, der linken Seite. Anfangs habe ich statt dem Blinker ständig den Scheibenwischer erwischt! Aber noch ein paar Kilometern wurde auch das besser, wenn es auch nie ganz aufhörte…
Mein erster längerer Stopp war in Mariental. Hier gabs einige große Supermärkte, wo ich mich mit Schwarzbrot, Salami und Obst versorgt. Ja, es ist wirklich Kleindeutschland hier! Vom Weissbier über Sauerkraut bis hin zur Surhaxen gibts alles! Natürlich auch viele deutsche Orts- und Straßennamen. Die Landschaft ist dafür deutlich weniger typisch deutsch – sehr trocken, dürres gelbes Gras, ein paar vertrocknete Büsche, ein paar Bäume mit spärlichem Laub. Also genau die Art Landschaft, die ich mag, je trockener, je lieber!
Die Straße bis Keetmanskoop war in einem sehr guten Zustand, z.T. mit Überholspuren, wenn es bergauf ging. Mit der Zeit wurde ich dann auch, was die Geschwindigkeit anging, etwas mutiger, und so war es kein Problem, bereits am ersten Tag 500 Kilometer zu fahren!
Um zum Köcherbaumwald zu gelangen, musste ich mein erstes Stück ungeteerte Piste fahren. Das war aber weniger problematisch als ich dachte (lag aber auch daran, dass speziell diese Gravel Road in einem sehr guten Zustand war, aber das wusste ich ja damals noch nicht!).

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Köcherbaumwald, Namibia
Mein Zelt stellte ich direkt am Campingplatz vor dem Köcherbaumwald auf. Ein sehr gut ausgestatteter weitläufiger Campingplatz mit Solarenergie und sehr guten sanitären Anlagen. Die Köcherbäume sind nur eine Attraktion dieses Camps, denn hier gibt es auch Geparden. Sie leben in einem großen Gehege nahe des Campingplatzes und werden jeden Spaetnachmittag gefuettert. Zwei der Geparden leben seit ihrer Geburt bei Menschen, sind deswegen sehr zahm. Besonders Mutige, wie z.B. ich, können mit ins Gehege und die Katzen anfassen! Das war schon etwas ganz besonderes, einen Geparden streicheln! Das Fell war ganz weich, ob durch die vielen Streicheleinheiten der anderen vor mir oder von Natur, weiß ich nicht….
Nach diesem beeindruckenden Erlebnis war der Köcherbaumwald dran. Diese Bäume sind Aloen, und die langen Äste sind innen hohl, um in dieser trockenen Gegend möglichst viel Wasser speichern zu können. Die Buschmänner der Kalahari nutzten diese Äste für die Aufbewahrung ihrer Pfeile, daher der Name Köcherbaum. Diese Bäume sehen im Abendlicht wirklich surreal aus, von der knorrigen Gestalt mal abgesehen, und haben viele riesige Vogelnester in den Zweigen hängen. Die ganze Gegend ist unheimlich trocken und es war auch sehr windig, sodass mir Sand und Staub nur so um die Ohren flogen. Da zieht man sich doch gerne mit einem guten Buch und einer Taschenlampe ins Zelt zurück.

Freitag, 6. November 2009

Okavangodelta, Botswana

Nach fast einer Woche in Kasane mit sehr vielen interessanten Einblicken ins afrikanische Leben bin ich mit einem Sammeltaxi weiter nach Nata und dann per Bus weiter nach Maun gefahren. Maun ist das Zentrum für Fahrten ins Okavangodelta.
Der Okavango, der in Angola entspringt, fließt durch den Caprivistreifen Namibias und dann weiter nach Botswana. Hier verzeigt sich der Fluss in unzählige Arme mit diversen Inseln und versickert letztendlich im Sand der Kalahari. In diese Landschaft aus Wasser, Inseln und Schilf fährt man am besten mit einem traditionellen Mokoro, einem kleinen Holzboot. Diese Boote werden meist aus den Stämmen der Baobabbäume gefertigt. Es dauert ca einem Monat, bis so ein Boot fertig ist. Bei Niedrigwasser wird durch die Kanäle gestakt, nach der Regenzeit gerudert. Natürlich kann man nicht alleine ins Okavangodelta aufbrechen, als Unkundiger würde man sich im Schilf und zwischen den Inseln heillos verfahren.
Ich habe gemeinsam mit zwei Australiern einen 2-Tagestrip mit zwei Mokoros unternommen. Geschlafen haben wir auf einer der größeren Inseln in Zelten. Da das Ganze mit Selbstverpflegung war, mussten wir vorher einiges an Proviant einkaufen, auch für unsere Bootsführer.

Reisen Afrika Botswana Okavango Delta
Mokoro, Okavango, Botswana
Die Hinfahrt mit dem Mokoro zur Insel dauerte etwa drei Stunden. Es war eine tolle Erfahrung, durch die Kanäle gestakt zu werden. Diese Kanäle werden oft durch Hippos geformt, die mit ihren massigen Körpern eine Fahrtrinne für die kleinen Boote schaffen. Logischerweise sind die Bootsführer immer auf der Hut, auf Hippos zu treffen. Einmal waren wir fast ein bisschen nahe an einem großen Hippo dran, sodass unsere beiden Bootsleute in einer irrsinnigen Geschwindigkeit mit uns im Schlepptau das Weite gesucht haben. Hippos sind zwar Pflanzenfresser, aber sie schätzen es gar nicht, wenn man ihnen zu nahe kommt. Es ist schon passiert, dass Hippos Mokoros umgeworfen und die Insassen attakiert haben. Durchaus zum Teil mit tödlichem Ausgang. Am Nachmittag sind wir zum Hippopool gefahren, wo wir die Tiere dann in gebührendem Abstand vom Boot aus betrachtet haben.
Nach einem leckeren Spaghettiabendessen mit phantasiereicher Sauce sind wir sehr bald alle in unseren Zelten verschwunden. Bootfahren macht einfach müde, ob man nun stakt oder nur drinsitzt.

Reisen Afrika Botswana Okavango Delta
Okavango, Botswana
Mitten in der Nacht fing es dann plötzlich an zu regnen – aber wie! Die Regenzeit sollte eigentlich erst in etwa 14 Tagen beginnen, aber irgendwie sah das schon fatal danach aus! Vor allem hörte das auch morgens nicht auf. Trotzdem sind wir ganz tapfer im Regen zu unserer Buschwanderung aufgebrochen. Ganz unerwartet haben wir doch viele Tiere gesehen. Es ist schon eine ganze Ecke anders, ob man große Tiere wie Elefanten, Büffel oder Giraffen vom sicheren Autos aus betrachtet oder ihnen zu Fuß begegnet… Wegen des Regenwetters hielten wir die Wanderung etwas kürzer als geplant, waren aber trotz Regenjacken komplett durchnässt. In der Hoffnung, dass der Regen irgendwann doch aufhören muss, warten wir einfach eine Weile in unseren Zelten. Irgendwann half es aber nicht mehr – also Zelte abbauen im stömenden Regen, was ja schon immer ekelhaft war, aber bei einem solchen Regenguss ist es wirklich scheußlich! Und dann die Fahrt zurück im
Mokoro. Man sitzt einfach nur da und tut nichts – außer so langsam vor sich hinfrieren. Je länger wir unterwegs waren, desto kälter wurde es, zwischendrin hielten wir mal an, um das Wasser aus den Plastiksitzen zu leeren…. Auf dem Speedboot wurde es dann nochmal so richtig kalt, auch wenn wir Regenmäntel mit eingenähter Decke bekamen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals in meinem Leben so gefroren habe!!!
Nach gut 30 Minuten im Speedboot kamen wir wieder in Maun an, wo Kaffee und eine heiße Dusche auf uns warteten. Wir hatten Glück und konnten Safarizelte anmieten, die unseren waren ja komplett nass, außerdem regnete es auch in Maun! Diese Safarizelte sind sehr komfortabel eingerichtet mit richtigen Betten drin und Elektrizität. Ein Luxus, den wir alle dringend brauchen konnten.

Über einen anderen Traveller aus England kamen wir in Kontakt mit Will aus Südafrika, der in Botswana eine Gruppe Tierfilmer aus Brasilien herumgefahren hat und am Folgetag mit seinem Jeep nach Windhoek aufbrechen wollte. So kamen wir in den Genuss einer genialen Mitfahrgelegenheit für fast 900 Kilometer und brauchten nur für das Benzin aufkommen, das wir unter uns vier aufteilten. Diese Strecke Maun – Windhoek wird erstaunlicherweise nicht von einem durchgehenden Bus bedient, obwohl das so viele Reisende brauchen könnten. Man kann zweiTeilstrecken mit dem Bus fahren, zwischendrin etwa 250 Kilometer trampen, allerdings beidseitig der Grenze zwischen Botswana und Namibia, sodass man mindestens zwei Tage für diese Strecke benötigt! Wir brauchten nur 10 Stunden bis Windhoek.
Für mich gibt es in Windhoek viel zu organisieren, das Visum für Angola, die Permits und Campingplatzbuchungen für die Etoschapfanne und Sossuvlei. Das Ganze muss Hand und Fuß haben, denn in zwei Wochen fliegen meine Eltern ein. Das wird ein komplett andere Reisen werden – statt alleine zu dritt, statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln per Jeep mit zwei Zelten auf dem Dach. In Namibia müssen Camps in den Nationalparks vorgebucht werden, also bedarf es einer genauen Planung. Ziemlich ungewohnt nach fünf Monaten Leben von einem Tag auf den anderen. Aber gut, da kommt der Reiseverkäufer und Planer wieder zum Vorschein – macht ja Spaß! Nach fünf Monaten unterwegs muss man auch mal an das eine oder andere neue T-shirt denken, ein Friseur schadet nach all den Monaten auch nicht. Schließlich will man präsentabel aussehen für die angolanische Botschaft und für die Eltern….

Dienstag, 3. November 2009

Chobe Nationalpark, Botswana


Reisen Afrika Botswana Chobe Nationalpark
Chobe National Park, Botswana
Auf dem Rückweg sind wir durch den Chobe Nationalpark gefahren. Durch diesen Nationalpark fließt der Chobe River, der das ganze Jahr über Wasser hat. Deswegen sind viele Tiere das ganze Jahr über da. Bekannt ist der Chobe vor allem für die großen Elefantenherden, die man abends oder am späten Nachmittag bei einem gepflegten Bad im Fluss findet. Daneben grasen friedlich diverse Hippos, Büffel und verschiedenste Antilopen. Es gibt auch Warzenschweine, Giraffen, Krokodile, Leoparden, Löwen……
Reisen Afrika Botswana Chobe Nationalpark
Chobe National Psrk, Botswana
Heinz hat mich dann eingeladen, statt im Thebe River Camp doch lieber bei ihnen zu wohnen. Das war natürlich toll! Somit hatte ich für die nächsten Tage ein eigenes kleines Appartement mit Schlafcouch, Kühlschrank und ein Bad ganz für mich alleine! Eine absolute Verbesserung nach meinen Nächten im kleinen gelben 1 1/2 Mann Zelt! Und das Ganze dann auch noch mit Vollverpflegung – es war wie Urlaub vom Urlaub, und zusätzlich eine Zeit, in der ich ohne viel Organisationsaufwand sehr viel gesehen und erlebt habe! An dieser Stelle vielen Dank an Heinz und Sandra, ich werde meine Zeit in Kasane mit Sicherheit nicht vergessen!
Reisen Afrika Botswana Chobe Nationalpark
Chobe National Park, Botswana
Neben dem Nationalpark, in den wir gleich dreimal fuhren, haben wir auch
diverse Lodges besucht, z.B. Elephant Valley Lodge, die direkt an einem großen Wasserloch liegt. Die Tiere kommen am Spätnachmittag und nachts hierher zum Trinken und können von den Besuchern von einer Aussichtsplattform aus in Ruhe betrachtet werden. Das ist eine dieser superteuren Lodges, die man als Reiseverkäufer gerne mal für Kunden buchen würde (die Preise beginnen bei 400 oder 500 Dollar pro Nacht). Ich war mit einer Cola und der Aussichtsplattform schon mal ganz zufrieden.
An einem Tag war ich auch mit dem Boot auf dem Chobe River unterwegs. Das war wegen der Hippos, Krokodile und Elefanten besonders interessant. Wir hatten auch das Glück, zwei junge Elefanten in einem heftigen Streit zu beobachten.

Reisen Afrika Botswana Chobe Nationalpark
Chobe National Park, Botswana

Reisen Afrika Botswana Chobe Nationalpark
Chobe National Park, Botswana

Sonntag, 1. November 2009

Vom Winzlingszelt zur Privatunterkunft - Kasane

Von Livingstone aus bin ich mit einem Sammeltaxi an die Grenze zu Botswana gefahren. Der Grenzübergang war sehr gut organisiert und auch das Überqueren des Grenzflusses per Fähre war unproblematisch. Auf der anderen Seite gab es zwar keine öffentlichen Verkehrsmittel, aber offensichtlich habe ich den Grenzbeamten so leid getan, dass sie gleich den erstbesten Jeep angehalten und den Fahrer gebeten haben, mich die paar Kilometer bis zum Thebe River Camp in Kasane mitzunehmen.
Es ist geradezu lachhaft, wie die meisten Touristen in Livingstone panisch nach Möglichkeiten suchen, diesen Grenzübergang irgendwie zu meistern und dann in einer organisierten Safari zum Chobe Nationalpark in Botswana landen. Vielleicht eine clevere Geschäftsidee, die Ängste der Rucksacktouristen vor dieser Grenze zu schüren und somit Safaris ab Livingstone besser zu verkaufen, weil dann der Grenzübergang per Minibus in der Gruppe absolviert wird….

Reisen Afrika Botswana Kasane
Sandra, Kasane, Botswana
Wie auch immer, das Thebe River Camp ist ziemlich groß und es steigen vor allem diese großen Überlandtrucks dort ab, also genau die Art Reisende, die man normalerweise als Individualtourist eher meidet. Diese Überlandtrucks werden vor allem von jungen, eher unerfahrenen Reisenden gebucht. Die klassische Route ist über Land von London nach Capetown, wobei natürlich auch Teilstrecken gebucht werden können. Übernachtet wird in Zelten auf einem Campingplatz oder wild, eingekauft und gekocht wird gemeinsam. Die Gruppendynamik bei solch einer Reise ist nicht ganz ohne und wilde Parties sind die Regel. Letzteres ist auch oft der Grund, warum Individualreisende diese Gruppen nicht so sehr schätzen. Sie sind einfach meistens sehr laut.

Reisen Afrika Botswana Kasimba
Mutter von Sandra, Botswana
An der Bar der Thebe River Lodge habe ich gleich am ersten Tag Kibonye und Simon aus Kasane kennengelernt. Die beiden sind Lehrer an einer Privatschule, Kibonye ist von Botswana und Simon aus England. Wir haben einen interessanten Nachmittag miteinander verbracht. Über diese beiden habe ich Heinz aus Deutschland kennengelernt, der mehrere Wochen im Jahr in Kasane verbringt. Er hat vor einigen Jahren ein Haus gekauft, in dem auch Sandra, eine Einheimische, lebt.
Die beiden haben mich eingeladen, am folgenden Tag mit zu Sandras Mutter nach Kavimba zu fahren. Das ist ein kleines Dorf etwa 80 Kilometer von Kasane entfernt.

Schon allein die Fahrt zum Dorf war interessant, die Gegend total trocken, steppenartig, die meisten Bäume nur mit wenig Laub, ein paar Bäume eigenartigerweise voll mit Blättern, weil es vor 10 Tagen geregnet hatte. Anscheinend reicht ein ausgiebiger Regen manchen Bäumen schon, um Blätter auszutreiben. Das Dorf hat etwa 800 Bewohner, Arbeit gibt es kaum, durch die lange Trockenheit müssen die Menschen 15 Kilometer gehen, um Trinkwasser schöpfen zu können – oneway. Die Menschen hier leben von Subsistenzwirtschaft, angebaut wird vor allem Mais, der einmal im Jahr geerntet werden kann. Es gibt eine Grundschule im Dorf, für jede weiterführende Schule müssen die Kinder allerdings nach Kasane. Das ist für die meisten Familien unerschwinglich, weil die Kinder aufgrund des weiten Weges ins Internat müssten.

Sandra unterstützt ihre Mutter, soweit es ihr möglich ist. Derzeit ist sie allerdings selbst ohne Job, weswegen Heinz wiederum aushilft.