Freitag, 6. Oktober 2023

Thessaloniki – Stadt der Gegensätze

Weißer Turm, Thessaloniki, Griechenland

Römer, Osmanen, Griechen, Christen, Muslime und Juden haben hier über Jahrhunderte friedlich miteinander gelebt. All diese Volksgruppen hatten ihre eigene Kultur und ihre eigene Bauweise. Thessaloniki war ein sehr wichtiges Handels- und Kulturzentrum. Reiche Kaufleute bauten sich teure Villen, Mönche bauten ihre Klöster und Muslime ihre Moscheen.

Kirche in Thessaloniki, Griechenland

Bis die Katastrophe hereinbrach. 1917 brach ein großes Feuer aus und zerstörte einen Großteil des Stadtzentrums. Über 30 Stunden wütete der Brand – danach lagen 10.000 Gebäude in der Innenstadt in Schutt und Asche. Einige Villen, Klöster, Markthallen und Kirchen haben den Brand überstanden und sind heute noch zu sehen. 


Valeriusbogen, Thessaloniki

Nach dem ersten Weltkrieg haben Griechenland und die Türkei einen Bevölkerungsaustausch vereinbart – 1,2 Millionen anatolische Griechen und ½ Million Türken aus Griechenland wurden ins jeweils andere Land zwangsumgesiedelt.





Die Zuwanderer kamen mehrheitlich nach Thessaloniki und brauchten ein Dach über dem Kopf. In aller Eile wurden hässliche Wohnblöcke aus dem Boden gestampft, in denen möglichst viele Menschen unterkommen konnten.

Genau diese Gegensätze prägen heute das Bild von Thessaloniki:

So hässlich die Stadt mit ihren riesigen Wohnblöcken auf den ersten Blick sein mag – wer genauer hinschaut, sieht immer wieder auch schöne Dinge. Vor allem dann, wenn man durch die kleinen Gassen schlendert und vor allem, wenn man in der Oberstadt unterwegs ist.

Rotunde, Thessaloniki, Griechenland
Immer wieder sieht man eine alte Kirche, ein Herrenhaus, den alten Hamman, römische Ausgrabungen in der Fußgängerzone, und direkt am Meer gibt es die großen Plätze und die Top-Sehenswürdigkeit der Stadt, den weißen Turm.

Aristotelesplatz, Thessaloniki

Es hilft, in dieser großen Stadt mit dem irren Verkehr und den langen anstrengenden Fußmärschen, eine angenehme Unterkunft zu haben. Wir haben unsere beiden Nächte in Athinas Little Appartement verbracht. Wie der Name schon sagt, ein kleines, aber sehr schönes Appartement mit Balkon und Blick durch eine Baulücke aufs Meer. Das Ganze in einer ruhigen Straße, die das Navi nicht unbedingt als Einbahnstraße erkennt.....


Athinas Little Appartement, Thessaloniki

Athinas Little Appartement, Thessaloniki

Aber wen in Griechenland stört es wirklich, wenn verzweifelte Touristen auf der Suche nach ihrer Unterkunft verkehrt in eine Einbahnstraße fahren...? In erster Linie die Touristen selbst. Wir konnten die nächsten Tage beobachten, wie viele Griechen das ebenfalls tun....

Zuerst sind wir nicht so wirklich warm mit Thessaloniki geworden. Man muss sich hier Zeit gönnen, die wir ja Gott sei Dank hatten. Letztendlich waren wir mit unseren letzten Tagen in Griechenland sehr zufrieden und Thessaloniki war ein würdiger Abschluss unserer Reise.

Promenade, Thessaloniki, Griechenland

Markt, Thessaloniki, Griechenland

Markt, Thessaloniki, Griechenland

Markt, Thessaloniki, Griechenland






Mittwoch, 4. Oktober 2023

Athos – heiliger Berg und autonome Mönchsrepublik

Schiffsfahrt zu den Klöstern am Berg Athos, Griechenland

Wer auf den Chalkidiki reist, ist meist an den schönen Stränden interessiert. Dementsprechend gibt es an den drei Fingern im Norden Griechenlands sehr viele Hotels und Campingplätze am Meer, Restaurants für jeden Geschmack, Geschäfte mit Strandartikeln und Souvenirläden. Am dritten Finger ganz im Osten ist aber alles anders – hier liegt die Mönchsrepublik Athos. Allerdings darf hier nicht jeder rein und Frauen ist der Zutritt grundsätzlich nicht erlaubt.

Ouranoupolis, Griechenland


Der letzte Ort vor der Grenze zur Mönchsrepublik ist Ouranoupolis, auf den ersten Blick ein ganz normaler griechischer Badeort mit Touristen aus aller Welt. Auffällig sind die vielen Läden mit orthodoxen Ikonen. Außerdem sieht man hier immer wieder Männer mit langen Bärten in schwarzen Gewändern – Mönche vom Berg Athos.





Ouranoupolis ist eine Grenzstadt und zugleich Fährhafen zu den Klöstern der Mönchsrepublik Athos. Seit vielen hundert Jahren leben hier orthodoxe Mönche nach strengen Regeln. Frauen ist seit dem 11. Jahrhundert der Zutritt grundsätzlich verboten. Früher waren die Anhänger anderer Religionen ebenfalls nicht willkommen. Inzwischen bekommen bis zu zehn Ausländer (nur Männer) täglich eine Einreisegenehmigung – allerdings ist der Papierkrieg nicht ohne und nicht jeder, der die Einreise beantragt, bekommt auch die Genehmigung.

Für mich kam das alles eh nicht in Frage – Frauen sind ja nicht erwünscht. Aber Frauen (und Männer ohne Genehmigung sowie Kinder) dürfen von bis zu 500 Metern auf die Klöster schauen. Man ahnt ja nicht, welche Ausflugsindustrie dieses Gebot der Mönche inzwischen geschaffen hat.

"Unser" Schiff zu den Klöstern am Berg Athos

Selbst, wenn man nicht nahe an die Klöstern heranfahren kann – der 500-Meter-Bann wird peinlich genau eingehalten – hatten wir eine tolle 3 ½ stündige Schiffsfahrt entlang der Küste von Athos. In der Nachsaison ist außerdem so wenig los, dass unser Schiff nur zu einem Drittel voll war – dementsprechend war rausschauen, fotografieren und Standortwechsel auf dem Boot überhaupt kein Problem. 



In der Mönchsrepublik liegen 20 große Klöster (je ein serbisches, russisches, bulgarisches und 17 griechische), dazu kommen viele kleine Einsiedeleien. Ganz im Süden erhebt sich der heilige Berg Athos auf über 2000 Meter Höhe. Vom Schiff aus hat man eine tolle Sicht auf die Klöster, die zum Teil regelrecht an den Berghängen “kleben”. Die Klöster gehören inzwischen zum Weltkulturerbe der Menschheit.


Kloster in der Mönchsrepublik Athos, Griechenland

Kloster in der Mönchsrepublik Athos, Griechenland

Kloster in der Mönchsrepublik Athos, Griechenland

Kloster in der Mönchsrepublik Athos, Griechenland

Kloster in der Mönchsrepublik Athos, Griechenland

Kloster in der Mönchsrepublik Athos, Griechenland

Kloster in der Mönchsrepublik Athos, Griechenland

Berg Athos, Griechenland

Eine Seefahrt, die macht hungrig.... Gyros und Salat in Ouranoupolis


Dienstag, 3. Oktober 2023

Vergina und das Königsgrab

Vergina Königsgrab, Griechenland

Eigentlich war Vergina nicht unbedingt geplant – wir wollten die letzten Tage vor Thessaloniki auf der Halbinsel Philion verbringen. Das war leider nicht möglich, weil auch drei Wochen nach den verheerenden Regenfällen ein Besuch der Gegend weder möglich noch sinnvoll erschien. Also musste eine andere Idee her.

Ganz ehrlich – wir beide hatten vorher noch nie etwas von dieser archäologische Stätte namens Vergina gehört und dachten an irgendeine kleinere Ausgrabungsstätte, die man sich halt anschaut. Von wegen. In Vergina gibt es mehrere extrem große Parkplätze – das hätte uns schon zu Denken geben können... Die Ausgrabungsstätte samt Museum war eine absolute Überraschung und es war definitiv mit Abstand das eindrucksvollste Museum unserer ganzen Reise!

Eingang zu den Gräbern, Vergina, Griechenland


Eigentlich wäre Vergina ein kleines und völlig unbedeutendes Dorf, wenn nicht 1977 einem griechischen Archäologen ein sensationeller Fund gelungen wäre: ein von Grabräubern unberührter, großer Tumulus mit drei Gräbern der antiken Stadt Aigai, die früher die Hauptstadt des Makedonischen Reiches war (ein viertes daneben wurde ausgeraubt). Um die Königsgräber zu schützen, wurde 1993 eine Kuppelhalle errichtet. 



Das, was heute aussieht wie die Einfahrt in einen Tunnel, schützt die Gräber und hält Temperatur sowie Feuchtigkeit auf einem konstanten Niveau, sodass die Entdeckungen vor der Witterung geschützt sind. Von außen wirkt das alles also sehr unspektakulär, aber genau hier liegen die Grabstätten des Makedonischen Königs Philipp II., des Vaters Alexander des Großen, und seines Enkels Alexander IV.

Vergina, Griechenland
Es sind hervorragend erhaltene Königsgräber. Das riesige Kuppelgewölbe ist im Inneren nur punktuell beleuchtet, man sieht Fresken, Vitrinen und andere Ausstellungsgegenstände. Gänge führen zu den Eingängen der unterirdischen Gräber von Philipp II. (Vater von Alexander des Großen), Alexander IV. (sein Enkel) und Persephone, seine Ehefrau. Die Fronten sind verschwenderisch mit Säulen, Giebeln und Malereien geschmückt. Riesige Steinquader bilden die Mauern und Doppeltore aus Marmor führen ins Innere der Gräber. Die Gräber enthalten nur die Asche der Verstorbenen. Die früheren Könige wurden nach ihrem Tod verbrannt.

Vergina, Griechenland

In Vitrinen sieht man man goldenen Eichenkranz, es gibt goldene Köcher, Beinschienen aus Bronze, Porträtköpfe aus Elfenbein, Krüge und Becher – alles ist phantastisch gut erhalten.

Ein riesiges Wandgemälde zeigt die Entführung von Persephone durch den Gott der Unterwelt – eine der wenigen erhaltenen Darstellungen der alten mystischen Ansicht des Jenseits.

Vergina, Griechenland
Wir waren erstaunt und sehr bewegt – wir hatten ein derart toll gemachtes Museum einfach nicht erwartet und waren mehr als begeistert!

Fotografieren ist hier übrigens erlaubt – allerdings nur ohne Blitz, was ehrlicherweise nicht ganz einfach ist....

Vergina, Griechenland

Vergina, Griechenland