Sonntag, 28. Februar 2010

ATM frisst Kreditkarte - oder was man in Afrika gar nicht erleben will...

Von Franceville aus ist es ein weiter Weg bis in die Hauptstadt Libreville. Von anderen Überlandreisenden wusste ich bereits, dass die Strasse nicht im besten Zustand ist. Aber es gibt ja den Zug, der die 820 Kilometer fährt. Wenn alles gut läuft, ist man etwa 10 Stunden unterwegs. Letzte Woche gab es allerdings einen Schaden an der Lokomotive und die armen Passagiere waren drei volle Tage und Nächte im Zug….. Ich rüstete mich mal zur Sicherheit mit Essen und Getränken aus – man weiß ja nie. Der Zug fuhr ganz planmäßig um 20.15 los. Das ließ hoffen für den Rest der Reise. Ich hatte erste Klasse gebucht, zuerst war ich mit einem cubanischen Arzt alleine im Sechserabteil, dann kamen zwei weitere Personen dazu.
Reisen Afrika Gabun Libreville
Libreville, Gabun
Zum Schlafen war das zwar nicht mehr ganz so gut wie zu zweit, aber immer noch deutlich angenehmer als zweiter Klasse ohne reservierten Sitzplatz. Anscheinend lieben Afrikaner die Kälte, die Klimaanlage war so krass eingestellt, dass ich sogar meinen Schlafsack aus dem Rucksack fischte. Gegen 8.00 morgens blieb unser Zug auf einmal stehen und rührte sich nicht mehr. Auch Strom gab es keinen mehr, sodass es ziemlich schnell ziemlich heiß im Abteil wurde. Bald sprach es sich herum, dass ein Motorschaden vorliegt…… Mehrere ölverschmierte Mechaniker kamen und gingen, ein paar Krawatten- und Uniformträger wuselten herum. Drei Stunden tat sich gar nichts – dann auf einmal ging es weiter und ohne eine weitere Störung bis nach Libreville, wo wir nach 17 Stunden am frühen Nachmittag ankamen.

Reisen Afrika Gabun Libreville
Regierungsviertel, Libreville, Gabun
Mein Domizil hier in Libreville nennt sich Maison Liebermann. Dahinter versteckt sich die Organisation Christlicher Frauen, es werden aber auch ohne Probleme Touristen aufgenommen. Bisher hat auch keiner nach meiner Religion gefragt – praktischerweise haben mich meine Eltern auf den Doppelnamen Andrea Maria getauft, das kommt in solchen Unterkünften immer gut an und erübrigt vielleicht die eine oder andere Frage….
Reisen Afrika Gabun Libreville
Regierungsviertel, Libreville, Gabun
Den ersten Nachmittag in Libreville verbrachte ich mit dem Versuch, irgendeinem der vielen ATMs mit meiner Visacard Geld zu entlocken – habe letztendlich zur bewährten Methode gegriffen und Bargeld beim Libanesen um die Ecke gewechselt, nachdem der ATM gleich zweimal meine Visacard geschluckt hat. Es ist nicht gerade ein beruhigendes Gefühl, wenn der Automat die Kreditkarte nicht mehr rausrückt, aber wenn das in Afrika passiert, ist Schluss mit lustig.
Inzwischen weiß ich, dass die Karte nicht mehr gültig ist, weil die tolle DKB entgegen aller Versprechungen vorzeitig eine neue Karte erstellt hat, die jetzt zuhause in Regensburg liegt – dadurch wurde natürlich die alte Karte ungültig. Ist schon erstaunlich, wie sich die Geschichte wiederholt, denn haargenau das gleiche Problem hatte ich auf meiner letzten Afrikareise 2002, wenn auch mit einer anderen Bank…..

Donnerstag, 25. Februar 2010

Filmarbeiten in Gabun

Umso leichter war die Einreise nach Gabun, wenn man mal davon absieht, dass der einzige Beamte gerade auf der Post war  – 26 Kilometer entfernt. Dadurch hat sich die Einreise unwesentlich verzögert. War aber nicht so tragisch, denn hier war für den congolesischen Jeep Schluss und ein anderes Transportmittel für die Weiterreise war eh nicht da.

Mit dem Einreisebeamten kam ein weiteres Auto und das war mein Glück. Julian, ein freundlicher Mann jenseits der 60 ohne einen einzigen Zahn im Mund war erfreut über Gesellschaft im Auto und nahm mich die 26 Kilometer bis Leconi mit. Er baut gerade eine Fabrik für die Verarbeitung von Maniok auf – der wird nicht nur als Nahrung genutzt, sondern auch zur Herstellung von Arzneimitteln und Öl. Was man nicht alles lernt auf so einer Reise! Danach hat er mich zum Hotel gebracht, und weil ich so interessiert an seiner Arbeit mit der Fabrik war und er der Oberboss dort ist, hat er kurzerhand beschlossen, dass ich ein VIP Gast aus Europa bin, der die Fabrik, die Maniokpflanzungen und den Ort Leconi besichtigt, und deswegen Kost und Logis auf Rechnung der Fabrik gehen…. Da war ich nun wirklich platt! Sowas passiert bei uns in Deutschland wohl eher nicht!

Reisen Afrika Gabun Leconi
Rosa Canyon, Leconi, Gabun
Im Hotel war auch eine Filmcrew untergebracht, die einen Film vorbereiten: Der Löwe von Poubara. Dabei soll es um die Auswilderung von Löwen in Gabun gehen. Emmanuel, Architekt und Oberboss der Hütten- und Kulissenbauer, hat mich zu den Dörfern mitgenommen, die gerade für den Film errichtet werden.
In Leconi selbst gibt es nicht viel zu sehen, etwas außerhalb liegt der rosa Canyon, der am Spätnachmittag wirklich ganz toll rosa leuchtet. Leider wachen zur gleichen Zeit die berühmt-berüchtigten Fourous, klitzekleine Mücken auf, die aber ganz scheußlich beißen können und deren Bisse oder Stiche nur ganz schlecht heilen, vor allem in einem schwülheißen Klima mit ca. 35 Grad und gut 90 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Reisen Afrika Gabun Franceville
Filmemacher Emmanuel, Franceville, Gabun
Da Emmanuel am folgenden Nachmittag eh nach Franceville musste, hat es sich natürlich angeboten, dass er mich mitnimmt.

In Franceville selbst gibt es auch nicht viel zu sehen, aber außerhalb. Natürlich war Emmanuel hier zum Arbeiten, aber diese Arbeiten waren alle im Busch, am Setting und schon allein deswegen spannend! Mit von der Partie war auch Jean aus Frankreich, der die Planungen für das Setting mit den Löwen leitet, die im Käfig nach Poubara kommen und dort in die Freiheit entlassen werden sollen. Es ging darum, den richtigen Ort zu finden mit dem richtigen Licht, den richtigen Bäumen, mit möglichst vielen Lianen und Buschwerk, wo man den Käfig gut verstecken kann, etc….

Am Nachmittag brachten wir dann Jean zum Flughafen und fuhren weiter in ein kleines Dorf. Hier haben die Einheimischen für die Dörfer des Films Matten geflochten. Die wurden nun gezählt, in einen großen LKW verladen und nach Leconi transportiert. All die Verhandlungen und vor allem das Zählen der Matten dauerte viel länger als geplant. Wäre im Normalfall kein größeres Problem, aber für mich wurde die Zeit knapp, denn mein Zug nach Libreville sollte um 19.15 gehen… Und natürlich – wenn man es einmal bräuchte, dass ein Verkehrsmittel in Afrika später startet als geplant, ist es mit Sicherheit pünktlich. Und so kam es, wie es kommen musste, der Zug war weg! Aber gut, es gibt unangenehmere Orte als Franceville, um für zwei Tage hängen zu bleiben…

Reisen Afrika Gabun Poubara
Lianenbrücke von Poubara, Gabun
Um Franceville herum gibt es einiges zu sehen, ohne Auto ist allerdings der Zugang etwas schwierig. Etwa eine Stunde von Franceville entfernt und ebenfalls in Poubara gibt es eine Lianenbrücke und einen großen Wasserfall. Da Emmanuel wieder nach Leconi musste, nahm ich ein Taxi dorthin. Schon allein die Fahrt war reichlich abenteuerlich. Bereits auf dem Hinweg platzte mit einem Knall ein Reifen.
Die Brücke war wirklich toll, schaukelte aber wie zu erwarten ziemlich und mein Guide, ein etwa 12jähriger Bursch, machte sich einen Spaß daraus, das ganze noch mehr zum Schwanken zu bringen…. Die Wasserfälle und Stromschnellen waren beeindruckend, vor allem auch weil das Ganze mitten im Regenwald liegt.

Reisen Afrika Gabun Poubara
Wasserfall von Poubara, Gabun
Der Rückweg per Taxi wurde noch spannender, weil kurz nach unserem Aufbruch der zweite Reifen platzte. So viele Ersatzreifen hat natürlich kein Mensch dabei. Im Busch gibt es logischerweise auch keinen Handyempfang. Also hoppelten wir mit kaputtem Reifen und zunehmend kaputter werdender Felge die restlichen 20 Kilometer bis zur Teerstrasse. Von hier aus konnten wir einen Freund des Taxifahrers telefonisch informieren, wo wir sind, sodass er mit einem weiteren Reifen zu Hilfe kommen kann….

An diesem Spätnachmittag hatte ich noch eine unheimliche Begegnung mit einer Schlange, die sich ausgerechnet die Steine vor meiner Zimmertüre zum Sonnenbaden ausgesucht hatte… Nicht, dass sie wirklich groß war, vielleicht einen halben Meter, aber in Afrika traue ich keiner Schlange über den Weg… Der Kellner, den ich zur Hilfe holte, schaute sich die Schlange nur kurz an, holte ein langes Stück Holz und die Schlange war tot. Anscheinend war sie giftig, nicht so, dass man daran stirbt, aber man muss mehrere Tage ins Krankenhaus….


Samstag, 20. Februar 2010

Okoyo: Michel - ein Traum von einem Gastgeber

Reisen Afrika Republik Kongo Okoyo
Michel und die chinesischen Straßenbauer, Okoyo, Republik Kongo
Mit Abstand das beste, was passiert ist, kommt aber jetzt: Im Hotel Hippocamp in Brazzaville gibt es ein Buch für Überlandreisende, und hier haben viele von Michel aus Frankreich berichtet, der in Okoyo wohnt und gerne Touristen für ein paar Tage aufnimmt. Er ist der Oberboss des Straßenbauprojekts zwischen Oyo und der Grenze zu Gabon, und natürlich wollte ich diesen Franzosen besuchen, von dem alle nur positives erzählen! Tja, und mein Hotelier Tayssir und Michel kennen sich und Michel sollte am folgenden Tag von Brazzaville via Oyo nach Okoyo reisen!


Das ist doch ein Wink des Schicksals!
Es ist auf jeden Fall besser, mit einem Jeep und ortskundigem Fahrer auf einer schlechten Piste unterwegs zu sein, als in einem altersschwachen und überladenen Lastwagen. Von der Sicherheit und vom Komfort mal ganz abgesehen, ist der Jeep noch dazu auch deutlich schneller.

Reisen Afrika Republik Kongo Okoyo
Haus von Michel, Okoyo, Republik Kongo
Michel, so stellte sich schnell heraus, ist ein absolutes Original, allerdings wohl etwas einsam als einziger Mundele im Umkreis von etwa 250 Quadratkilometern. Jedenfalls haben wir uns gleich super verstanden und die vier Stunden Fahrt bis Okoyo vergingen schnell. Mit dem Lastwagen wäre das eine Reise von einem Tag gewesen!

Okoyo ist ein Nest mit 3000 Seelen, bislang ohne Teerstrasse, auch ohne Elektrizität und fließendes Wasser. Bei den Straßenbauern sieht es etwas anders aus – die Häuser haben Klimaanlage und alle anderen Annehmlichkeiten, außerdem gibt es Satelliteninternet!

Reisen Afrika Republik Kongo Okoyo
Metropole Okoyo, Republik Kongo
Michel beschäftigt einige Einheimische als Koch, Haushaltshilfe, etc. Als wir gegen Mitternacht ankamen, zauberte der Koch ein tolles Abendessen und zur Abrundung gab es etwas, von dem ich schon seit längerem geträumt habe – richtig guten Käse, immerhin wohne ich jetzt bei einem Franzosen!

Arg viel gibt es in Okoyo nicht zu sehen: es gibt einen kleinen Markt, ein Geschäft, das besser sortiert ist als die anderen (will in dem Zusammenhang nicht wirklich arg viel heißen), eine Grundschule, ein Krankenhaus ohne Ärzte und ohne Inneneinrichtung, weil die Ärzte, die hier gearbeitet haben, alles mit nach Brazzaville genommen haben, Polizei, diverse Kirchen – das wars dann aber auch schon.

Reisen Afrika Republik Kongo Okoyo
Geschäft, Okoyo, Republik Kongo
Ganz in der Nähe gibt es einen ziemlich großen Fluss. Hier bauen die Chinesen gerade zwei Schiffe, um Dinge für den Straßenbau auch über den Fluss transportieren zu können. Natürlich wurde ich auch hier im Dorf als Chinesin angesehen….

Ansonsten verbrachte ich viel Zeit im klimatisierten Haus, habe es einfach genossen, mal nicht unterwegs zu sein, habe mich ausgeruht vom Reisen, die Zeit mit Lesen, Fernsehen und Internet verbracht. Das alles mit gutem Essen, Käse- und Schinkenbroten samt europäischem Bier, Sekt, Pastis etc. Also einfach ein paar Tage Urlaub vom Urlaub.

Reisen Afrika Republik Kongo Piste
Piste nach Gabun, Republik Kongo
Da die Strasse hier in einem fürchterlichen Zustand ist, wird sie nur sehr selten genutzt, wenn man mal von dem einen oder anderen Truck absieht, der irgendwelche Güter von Gabun nach RC oder umgekehrt transportiert. Eine andere Möglichkeit zum Weiterkommen wären die chinesischen Lastwagen, die immer wieder mal von Okoyo aus nach Franceville fahren, um Nachschub für den Straßenbau zu organisieren. In den vier Tagen bei Michel kamen nur einmal Lastwägen vorbei, die haben wir aber irgendwie verpasst. Als es knapp wurde mit der Gültigkeit meines Visums für RC, hat Michel beschlossen, dass sowieso mal einer der Ingenieure die Strecke bis zur Grenze abfahren und fotografisch dokumentieren muss, warum nicht jetzt. So kam ich in den Genuss einer weiteren Fahrt mit dem tollen Jeep, die Strasse war allerdings mit Abstand die schlechteste, auf der ich auf dieser Reise bisher unterwegs war…. Für die knapp 80 Kilometer brauchten wir trotzdem nur 4 Stunden, Hut ab vor dem Chauffeur!
Reisen Afrika Republik Kongo Piste
Piste nach Gabun, Republik Kongo
Die beiden Grenzposten sind etwa 20 Kilometer voneinander entfernt, und ich war froh, dass mich der Jeep durchs Niemandsland bringen konnte, denn natürlich ist auch hier auch nicht mehr Verkehr als auf dem Rest der Strecke!

An dieser Stelle vielen Dank an Michel, den Chef der Straßenbauer von Okoyo, für seine Hilfsbereitschaft und seine Gastfreundschaft. Ohne ihn wäre es für mich ungleich schwieriger, unangenehmer und gefährlicher gewesen, diese Gegend zu bereisen.  Unsere Trinkgelage mit den beiden chinesischen Chefs werde ich auch nicht so schnell vergessen….
Die Ausreise aus RC war mal wieder stressig, weil der Beamte touristische Visa nicht lesen konnte und stur behauptete, das Visum sei abgelaufen. Es brauchte einiges an Zeit und Argumentationskunst, dass er mich ausreisen ließ, das böse Wort Cadeau (Geschenk) habe ich zur Sicherheit einfach nicht verstanden….

Donnerstag, 11. Februar 2010

Oyo und der dumme Dieb!

Oyo ist der Ort des Präsidenten, hier wurde er geboren. Wie es sich für einen anständigen Präsidenten gehört, kümmert er sich um seine Heimat und deswegen hat Oyo eine deutlich bessere Infrastruktur, bessere Strassen, Schulen, Verwaltungsgebäude als andere Orte in dieser Größenklasse (etwa 10 000 Einwohner) und sogar bald ein Krankenhaus. Oyo ist auch durch eine zwar schmale, aber sehr gute Teerstrasse mit Brazzaville verbunden, so dauerte die Busreise für die 400 Kilometer gerade mal 5 Stunden.
In RC sind die Menschen sehr freundlich gegenüber Fremden, allerdings rechnet keiner damit, dass es sich bei mir um eine Touristin handelt. Wenn hier Weiße auftauchen, dann meist geschäftlich.

Oyo, Republik Kongo
Was in Ostafrika die Mzungu war, ist hier die Mundele (Weiße), allerdings haben mich die Kinder hier anfangs verblüfft, als sie mich Chinoise genannt haben, also Chinesin. Das klärte sich aber auch bald – wie in vielen anderen Ländern Afrikas sind auch hier viele Chinesen im Straßenbau beschäftigt. Die Kinder machen ganz offensichtlich keinen Unterschied zwischen Fremden aus Asien und Europa, ich bin definitiv nicht schwarz, also muss ich Chinesin sein. Ist doch klar!

Oyo, Republik Kongo
Gleich an meinem ersten Tag in Oyo habe ich per Motorradtaxi die wichtigsten Dinge besichtigt: Das Haus des Präsidenten, die Unterkünfte für die große Familie des Präsidenten, den Friedhof, wo die Lieblingstochter des Präsidenten und Gattin von Gabons Präsidenten Bongo bestattet ist, die Unterkünfte für die Minister des Präsidenten… Man sieht schon an dieser Aufzählung, es ist die Stadt des Präsidenten. Und die Einheimischen sind stolz darauf.

Zwischen all den hochherrschaftlichen Gebäuden gibt es durchaus auch Platz für normale Bürger. In Oyo gibt es einen relativ großen, gut organisierten Markt, einen Hafen für Fracht- und Passagierschiffe, ein paar Supermärkte, die vor allem von Libanesen und Mauretaniern geführt werden, und ganz wichtig: eine Hähnchenbraterei, wo der halbe Gockel gerade mal gut 3 US kostet!

Derzeit werden fleißig die wichtigsten Straßen um den Präsidentenpalast asphaltiert, weil Mitte März hier ein großes Fest mit vielen afrikanischen Präsidenten und allen verfügbaren Ministern stattfinden wird. Vom Staub und Lärm mal abgesehen, hat ein Großteil der Bewohner seit Wochen kein fließendes Wasser und seit mehreren Tagen auch keinen Strom, weil beides im Zuge der Arbeiten aus Sicherheitsgründen abgestellt wurde.

Frisörsalon Oyo, Republik Kongo
Das betraf auch mein Hotel, aber man kann sich ja mit Eimerduschen und Kerzen behelfen. Allerdings war es nachts mit 30 Grad unangenehm warm in den Zimmern ohne Ventilator…. Ich bin zwar schon etwas afrikanisiert, was Temperaturen angeht, aber das war dann doch zu viel, alles über 27 Grad zum Schlafen ist wirklich etwas unangenehm…

Eigentlich wollte ich in Oyo nur eine Nacht bleiben, letztendlich waren es drei. Der Grund war etwas bizarr, weil ich am ersten Abend bestohlen wurde – und das von einem jungen Mann, der anfangs einen ganz netten und normalen Eindruck machte. Wir besuchten seine Familie und Freunde und tauschten Telefonnummern aus, als wir gemeinsam in einem kleinen Einheimischenlokal saßen. Als ich dort kurz auf die Toilette wollte, habe ich ihn gebeten, auf meinen Rucksack aufzupassen. Gepäck nimmt man auf afrikanische Toiletten besser nicht mit… Kurz darauf begleitete er mich zum Hotel zurück, was gut war, denn es war zappenduster und es gab ja auch keinen Strom, die Strassen waren überall aufgerissen mit Riesenlöchern… Dass die Kamera fehlt, merkte ich erst am folgenden Morgen beim Packen!

Reisen Afrika Republik Kongo Oyo
Oyo, Republik Kongo
Ich hatte ja die Telefonnummer, suchte meine kümmerlichen Französischkenntnisse zusammen und rief ihn an. Er behauptete, er hätte die Kamera nicht und sei außerdem momentan gar nicht in Oyo. Ich machte ihm in drastischen Worten klar, dass ich ihn in dem 10 000 Seelen Ort fertigmache, wenn er die Kamera nicht rausrückt.

Gemeinsam mit ein paar Hotelangestellten, einigen Nachbarn und sonstigen Interessierten (endlich mal was los in Oyo) habe ich zuerst die Polizei aufgesucht, dann das Militär. Danach schwärmten alle, die helfen wollten (und das waren viele) aus und erzählten jedem auf der Strasse, wen wir suchen und warum… Es dauerte nur bis zum frühen Nachmittag, da hatte der Typ kalte Füße bekommen und beauftragte einen Buben, die Kamera zum Hotel zu bringen…

Reisen Afrika Republik Kongo Oyo
Mariette, Oyo, Republik Kongo
Natürlich war ich durch diese Aktion in Oyo nun noch bekannter als sowieso schon als Mundele-Touristin oder Chinesin oder was auch immer!  Die Verzögerung hatte viele positive Seiten. Zum einen lernte ich Tayssir, einen Libanesen, Hotelier und Restaurantbetreiber kennen und zog nach der zweiten Nacht zu ihm um, weil er mir das Zimmer für eine Sonderrate anbot.
Außerdem lernte ich eine total liebenswerte Einheimische kennen, Mariette. Wir hatten viel Spaß miteinander auf dem Markt, beim Schneider, oder wenn ich mich beim Stampfen von Gewürzen und Palmfrüchten bei ihr zuhause versuchte… Ich wusste schon immer, dass ich fürs Kochen nicht geeignet bin, aber dass ich sogar beim Stampfen total versage…

Samstag, 6. Februar 2010

Brazzaville und der kleine Kongo - welch Erholung!


Reisen Afrika Republik Kongo Brazzaville
Brazzaville, Republik Kongo
Wenn man es endlich geschafft hat, nach Brazzaville einzureisen, stellt sich der Ort als sehr angenehm heraus. Brazzaville hat viele Restaurants, einige Hotels, gut sortierte Supermärkte, einige Internetcafes und jede Menge Taxis. Also alles, was man so braucht. Sehenswertes gibt es nicht allzu viel, aber das ist für afrikanische Großstädte ja nicht unüblich.
Reisen Afrika Republik Kongo Brazzaville
Brazzaville, Republik Kongo
Reisen Afrika Republik Kongo Brazzaville
Brazzaville, Republik Kongo
Es gibt ein paar Denkmäler, eine Handvoll interessante Gebäude, ansonsten hat sich die Stadt vom Krieg schon wieder ganz gut erholt. Eine unserer ersten Aktionen war, Ecofac aufzusuchen. Das ist die Parkverwaltung für den Odzala Nationalpark im Norden von RC. Erst mal war es schwierig, herauszufinden, wo das Büro ist, dann war es schwer, an Infos über den Park heranzukommen. Angeblich gehen in der nächsten Zeit Gruppen in den Park, aber keiner weiß, wann. Von der Anzahl der Teilnehmer hängt es ab, wie teuer der Trip kommt. Also ist die Frage der Gruppengröße und natürlich auch des Datums nicht unerheblich. Leider weiß ich heute, nach fünf Tagen in Brazzaville, nicht mehr als am ersten Tag. Afrika lässt einen manchmal schon verzweifeln….
Aber gut, am Montag werde ich es nochmal versuchen, und falls es keine Infos gibt, am Dienstag weiter Richtung Gabun fahren.
Shahid ist inzwischen wieder auf dem Heimweg in die USA. Wir hatten eine tolle Reise durch Angola und DRC und haben unseren Angolatraum gelebt. Mit ihm war es deutlich leichter, diese beiden Länder zu bereisen und selbstverständlich auch viel sicherer, logischerweise auch preiswerter, wenn man sich Taxis und Hotelzimmer teilen kann.
Reisen Afrika Republik Kongo Brazzaville
Brazzaville, Republik Kongo
Nun gehts allein weiter, erst mal innerhalb von RC bis in einen kleinen Ort namens Oyo, von dort aus über eine sehr schlechte Strasse nach Francistown und Gabun.. Auf diesem Stück gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel, aber viele Trucks. Mal was neues, Trucks hatte ich auf dieser Reise noch nicht!

Dienstag, 2. Februar 2010

Abgeschoben in die demokratische Rebublik Kongo

Wir wollten gar nicht mehr in Kinshasa übernachten, sondern nach einem Besuch des Kunstmarktes gleich mit dem Boot nach Brazzaville übersetzen. Aber da hatte uns die Unwägbarkeit des Reisens in Afrika wieder voll im Griff.

Reisen Afrika Demokratische Republik Kongo Kinshasa
Blick auf Kinshasa, von Brazzaville aus
Es dauerte etwa 2 Stunden, bis der ganze Papierkrieg bezüglich der Ausreise aus DRC erledigt war, wir die Tickets für das Boot hatten und wir endlich über den Fluss Congo nach Brazzaville übersetzen konnten. Auf der anderen Seite nahm uns ein lokaler Agent in Empfang, der uns bei dem Papierkrieg auf der anderen Seite behilflich sein sollte. Damit fing das Problem aber erst an. Aus irgendeinem Grunde hatte der Chef der Einreisebehörde am Beach von Brazzaville ein Problem mit unserem Agenten, es gab ein großes Palaver, gegenseitiges Anschreien und da wussten wir schon, da läuft irgendwas total schief….
Das Ergebnis bekamen wir gleich geliefert: wir wurden von Uniformierten wie Schwerverbrecher zum Boot eskortiert undzurück nach Kinshasa abgeschoben!
Das muss man sich mal bildlich vorstellen – abgeschoben vom relativ sicheren und an sich freundlichen RC zurück nach DRC. Und das logischerweise ohne gültiges Visum für DRC, das wurde bei der Ausreise natürlich abgestempelt…. Das stellte die Behörden auf der anderen Seite vor große Probleme, letztendlich haben sie uns ein neues Visum für nur 60.- US pro Person ausgestellt. Kurz bevor es dunkel wurde, fanden wir uns dann mit vollem Gepäck auf Kinshasas unsicheren Strassen wieder. Um diese Uhrzeit war es alles andere als einfach, ein Dach über dem Kopf zu finden.

Reisen Afrika Demokratische Republik Kongo Kinshasa
Blick auf Kinshasa, von Brazzaville aus
Am folgenden Tag versuchten wir unser Glück noch einmal. Um 7.00 Uhr waren wir bereits bei unserem Lieblingsofficer auf der DRC Seite. Er telefonierte mehrmals mit der anderen Seite, bis das okay kam, dass wir reisen dürfen. Um 10.00 Uhr fuhren wir per Boot los auf die andere Seite des Congo Rivers.
Doch zu früh gefreut: der Officer auf der anderen Seite machte wieder Ärger. Diesmal hatten wir zwar vorgesorgt und ein Hotel in Brazzaville telefonisch vorreserviert, aber der Officer wollte das so nicht akzeptieren. So musste unser armer Hotelier kommen und uns am Beach abholen! Was dieser tatsächlich machte, und es dauerte gar nicht lange und der Papierkrieg war endlich vorbei. Wow, geschafft!