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Michel und die chinesischen Straßenbauer, Okoyo, Republik Kongo |
Mit Abstand das beste, was passiert ist, kommt aber jetzt: Im Hotel
Hippocamp in Brazzaville gibt es ein Buch für Überlandreisende, und hier
haben viele von Michel aus Frankreich berichtet, der in Okoyo wohnt und
gerne Touristen für ein paar Tage aufnimmt. Er ist der Oberboss des
Straßenbauprojekts zwischen Oyo und der Grenze zu Gabon, und natürlich
wollte ich diesen Franzosen besuchen, von dem alle nur positives
erzählen! Tja, und mein Hotelier Tayssir und Michel kennen sich und
Michel sollte am folgenden Tag von Brazzaville via Oyo nach Okoyo
reisen!
Das ist doch ein Wink des Schicksals!
Es ist auf jeden Fall besser, mit einem Jeep und ortskundigem Fahrer
auf einer schlechten Piste unterwegs zu sein, als in einem
altersschwachen und überladenen Lastwagen. Von der Sicherheit und vom
Komfort mal ganz abgesehen, ist der Jeep noch dazu auch deutlich
schneller.
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Haus von Michel, Okoyo, Republik Kongo |
Michel, so stellte sich schnell heraus, ist ein absolutes Original,
allerdings wohl etwas einsam als einziger Mundele im Umkreis von etwa
250 Quadratkilometern. Jedenfalls haben wir uns gleich super verstanden
und die vier Stunden Fahrt bis Okoyo vergingen schnell. Mit dem
Lastwagen wäre das eine Reise von einem Tag gewesen!
Okoyo ist ein Nest mit 3000 Seelen, bislang ohne Teerstrasse, auch ohne
Elektrizität und fließendes Wasser. Bei den Straßenbauern sieht es
etwas anders aus – die Häuser haben Klimaanlage und alle anderen
Annehmlichkeiten, außerdem gibt es Satelliteninternet!
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Metropole Okoyo, Republik Kongo |
Michel beschäftigt einige Einheimische als Koch, Haushaltshilfe, etc.
Als wir gegen Mitternacht ankamen, zauberte der Koch ein tolles
Abendessen und zur Abrundung gab es etwas, von dem ich schon seit
längerem geträumt habe – richtig guten Käse, immerhin wohne ich jetzt
bei einem Franzosen!
Arg viel gibt es in Okoyo nicht zu sehen: es gibt einen kleinen Markt,
ein Geschäft, das besser sortiert ist als die anderen (will in dem
Zusammenhang nicht wirklich arg viel heißen), eine Grundschule, ein
Krankenhaus ohne Ärzte und ohne Inneneinrichtung, weil die Ärzte, die
hier gearbeitet haben, alles mit nach Brazzaville genommen haben,
Polizei, diverse Kirchen – das wars dann aber auch schon.
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Geschäft, Okoyo, Republik Kongo |
Ganz in der Nähe gibt es einen ziemlich großen Fluss. Hier bauen die
Chinesen gerade zwei Schiffe, um Dinge für den Straßenbau auch über den
Fluss transportieren zu können. Natürlich wurde ich auch hier im Dorf
als Chinesin angesehen….
Ansonsten verbrachte ich viel Zeit im klimatisierten Haus, habe es
einfach genossen, mal nicht unterwegs zu sein, habe mich ausgeruht vom
Reisen, die Zeit mit Lesen, Fernsehen und Internet verbracht. Das alles
mit gutem Essen, Käse- und Schinkenbroten samt europäischem Bier, Sekt,
Pastis etc. Also einfach ein paar Tage Urlaub vom Urlaub.
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Piste nach Gabun, Republik Kongo |
Da die Strasse hier in einem fürchterlichen Zustand ist, wird sie nur
sehr selten genutzt, wenn man mal von dem einen oder anderen Truck
absieht, der irgendwelche Güter von Gabun nach RC oder umgekehrt
transportiert. Eine andere Möglichkeit zum Weiterkommen wären die
chinesischen Lastwagen, die immer wieder mal von Okoyo aus nach
Franceville fahren, um Nachschub für den Straßenbau zu organisieren. In
den vier Tagen bei Michel kamen nur einmal Lastwägen vorbei, die haben
wir aber irgendwie verpasst. Als es knapp wurde mit der Gültigkeit
meines Visums für RC, hat Michel beschlossen, dass sowieso mal einer der
Ingenieure die Strecke bis zur Grenze abfahren und fotografisch
dokumentieren muss, warum nicht jetzt. So kam ich in den Genuss einer
weiteren Fahrt mit dem tollen Jeep, die Strasse war allerdings mit
Abstand die schlechteste, auf der ich auf dieser Reise bisher unterwegs
war…. Für die knapp 80 Kilometer brauchten wir trotzdem nur 4 Stunden,
Hut ab vor dem Chauffeur!
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Piste nach Gabun, Republik Kongo |
Die beiden Grenzposten sind etwa 20 Kilometer voneinander entfernt,
und ich war froh, dass mich der Jeep durchs Niemandsland bringen konnte,
denn natürlich ist auch hier auch nicht mehr Verkehr als auf dem Rest
der Strecke!
An dieser Stelle vielen Dank an Michel, den Chef der Straßenbauer von
Okoyo, für seine Hilfsbereitschaft und seine Gastfreundschaft. Ohne ihn
wäre es für mich ungleich schwieriger, unangenehmer und gefährlicher
gewesen, diese Gegend zu bereisen. Unsere Trinkgelage mit den beiden
chinesischen Chefs werde ich auch nicht so schnell vergessen….
Die Ausreise aus RC war mal wieder stressig, weil der Beamte
touristische Visa nicht lesen konnte und stur behauptete, das Visum sei
abgelaufen. Es brauchte einiges an Zeit und Argumentationskunst, dass er
mich ausreisen ließ, das böse Wort Cadeau (Geschenk) habe ich zur
Sicherheit einfach nicht verstanden….