Mit dem Einreisebeamten kam ein weiteres Auto und das war mein Glück. Julian, ein freundlicher Mann jenseits der 60 ohne einen einzigen Zahn im Mund war erfreut über Gesellschaft im Auto und nahm mich die 26 Kilometer bis Leconi mit. Er baut gerade eine Fabrik für die Verarbeitung von Maniok auf – der wird nicht nur als Nahrung genutzt, sondern auch zur Herstellung von Arzneimitteln und Öl. Was man nicht alles lernt auf so einer Reise! Danach hat er mich zum Hotel gebracht, und weil ich so interessiert an seiner Arbeit mit der Fabrik war und er der Oberboss dort ist, hat er kurzerhand beschlossen, dass ich ein VIP Gast aus Europa bin, der die Fabrik, die Maniokpflanzungen und den Ort Leconi besichtigt, und deswegen Kost und Logis auf Rechnung der Fabrik gehen…. Da war ich nun wirklich platt! Sowas passiert bei uns in Deutschland wohl eher nicht!
Rosa Canyon, Leconi, Gabun |
In Leconi selbst gibt es nicht viel zu sehen, etwas außerhalb liegt der rosa Canyon, der am Spätnachmittag wirklich ganz toll rosa leuchtet. Leider wachen zur gleichen Zeit die berühmt-berüchtigten Fourous, klitzekleine Mücken auf, die aber ganz scheußlich beißen können und deren Bisse oder Stiche nur ganz schlecht heilen, vor allem in einem schwülheißen Klima mit ca. 35 Grad und gut 90 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Filmemacher Emmanuel, Franceville, Gabun |
In Franceville selbst gibt es auch nicht viel zu sehen, aber außerhalb. Natürlich war Emmanuel hier zum Arbeiten, aber diese Arbeiten waren alle im Busch, am Setting und schon allein deswegen spannend! Mit von der Partie war auch Jean aus Frankreich, der die Planungen für das Setting mit den Löwen leitet, die im Käfig nach Poubara kommen und dort in die Freiheit entlassen werden sollen. Es ging darum, den richtigen Ort zu finden mit dem richtigen Licht, den richtigen Bäumen, mit möglichst vielen Lianen und Buschwerk, wo man den Käfig gut verstecken kann, etc….
Am Nachmittag brachten wir dann Jean zum Flughafen und fuhren weiter in ein kleines Dorf. Hier haben die Einheimischen für die Dörfer des Films Matten geflochten. Die wurden nun gezählt, in einen großen LKW verladen und nach Leconi transportiert. All die Verhandlungen und vor allem das Zählen der Matten dauerte viel länger als geplant. Wäre im Normalfall kein größeres Problem, aber für mich wurde die Zeit knapp, denn mein Zug nach Libreville sollte um 19.15 gehen… Und natürlich – wenn man es einmal bräuchte, dass ein Verkehrsmittel in Afrika später startet als geplant, ist es mit Sicherheit pünktlich. Und so kam es, wie es kommen musste, der Zug war weg! Aber gut, es gibt unangenehmere Orte als Franceville, um für zwei Tage hängen zu bleiben…
Lianenbrücke von Poubara, Gabun |
Die Brücke war wirklich toll, schaukelte aber wie zu erwarten ziemlich und mein Guide, ein etwa 12jähriger Bursch, machte sich einen Spaß daraus, das ganze noch mehr zum Schwanken zu bringen…. Die Wasserfälle und Stromschnellen waren beeindruckend, vor allem auch weil das Ganze mitten im Regenwald liegt.
Wasserfall von Poubara, Gabun |
An diesem Spätnachmittag hatte ich noch eine unheimliche Begegnung mit einer Schlange, die sich ausgerechnet die Steine vor meiner Zimmertüre zum Sonnenbaden ausgesucht hatte… Nicht, dass sie wirklich groß war, vielleicht einen halben Meter, aber in Afrika traue ich keiner Schlange über den Weg… Der Kellner, den ich zur Hilfe holte, schaute sich die Schlange nur kurz an, holte ein langes Stück Holz und die Schlange war tot. Anscheinend war sie giftig, nicht so, dass man daran stirbt, aber man muss mehrere Tage ins Krankenhaus….