Von Franceville aus ist es ein weiter Weg bis in die Hauptstadt
Libreville. Von anderen Überlandreisenden wusste ich bereits, dass die
Strasse nicht im besten Zustand ist. Aber es gibt ja den Zug, der die
820 Kilometer fährt. Wenn alles gut läuft, ist man etwa 10 Stunden
unterwegs. Letzte Woche gab es allerdings einen Schaden an der
Lokomotive und die armen Passagiere waren drei volle Tage und Nächte im
Zug….. Ich rüstete mich mal zur Sicherheit mit Essen und Getränken aus –
man weiß ja nie. Der Zug fuhr ganz planmäßig um 20.15 los. Das ließ
hoffen für den Rest der Reise. Ich hatte erste Klasse gebucht, zuerst
war ich mit einem cubanischen Arzt alleine im Sechserabteil, dann kamen
zwei weitere Personen dazu.
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Libreville, Gabun |
Zum Schlafen war das zwar nicht mehr ganz so gut wie zu zweit, aber
immer noch deutlich angenehmer als zweiter Klasse ohne reservierten
Sitzplatz. Anscheinend lieben Afrikaner die Kälte, die Klimaanlage war
so krass eingestellt, dass ich sogar meinen Schlafsack aus dem Rucksack
fischte. Gegen 8.00 morgens blieb unser Zug auf einmal stehen und rührte
sich nicht mehr. Auch Strom gab es keinen mehr, sodass es ziemlich
schnell ziemlich heiß im Abteil wurde. Bald sprach es sich herum, dass
ein Motorschaden vorliegt…… Mehrere ölverschmierte Mechaniker kamen und
gingen, ein paar Krawatten- und Uniformträger wuselten herum. Drei
Stunden tat sich gar nichts – dann auf einmal ging es weiter und ohne
eine weitere Störung bis nach Libreville, wo wir nach 17 Stunden am
frühen Nachmittag ankamen.
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Regierungsviertel, Libreville, Gabun |
Mein Domizil hier in Libreville nennt sich Maison Liebermann. Dahinter
versteckt sich die Organisation Christlicher Frauen, es werden aber auch
ohne Probleme Touristen aufgenommen. Bisher hat auch keiner nach meiner
Religion gefragt – praktischerweise haben mich meine Eltern auf den
Doppelnamen Andrea Maria getauft, das kommt in solchen Unterkünften
immer gut an und erübrigt vielleicht die eine oder andere Frage….
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Regierungsviertel, Libreville, Gabun |
Den ersten Nachmittag in Libreville verbrachte ich mit dem Versuch,
irgendeinem der vielen ATMs mit meiner Visacard Geld zu entlocken – habe
letztendlich zur bewährten Methode gegriffen und Bargeld beim Libanesen
um die Ecke gewechselt, nachdem der ATM gleich zweimal meine Visacard
geschluckt hat. Es ist nicht gerade ein beruhigendes Gefühl, wenn der
Automat die Kreditkarte nicht mehr rausrückt, aber wenn das in Afrika
passiert, ist Schluss mit lustig.
Inzwischen weiß ich, dass die Karte nicht mehr gültig ist, weil die
tolle DKB entgegen aller Versprechungen vorzeitig eine neue Karte
erstellt hat, die jetzt zuhause in Regensburg liegt – dadurch wurde
natürlich die alte Karte ungültig. Ist schon erstaunlich, wie sich die
Geschichte wiederholt, denn haargenau das gleiche Problem hatte ich auf
meiner letzten Afrikareise 2002, wenn auch mit einer anderen Bank…..