Außerdem ist es sehr ruhig auf den Strassen, es wird wenig gehupt, es gibt Zebrastreifen und die motorisierten Verkehrsteilnehmer halten für Fußgänger an! Das ist neu!
In Ruanda sind Plastiktüten verboten! Beim Einkaufen bekommt man eine Papiertüte – da könnten wir durchaus was lernen!
Mit Hans aus der Schweiz - im Hintergrund das Riesen-Motorrad, Ruanda |
In meinem Hotel habe ich Hans aus der Schweiz kennen gelernt. Ein interessanter Typ. Kommt aus der Baubranche und hat nach einer Krankheit alles zuhause verkauft und tourt nun sechs, sieben oder mehr Jahre per Motorrad um die Welt. Umso besser, dass er die Strecke hinter sich hat, die ich noch bereisen möchte, und er in die Richtung weiter will, aus der ich komme. Dass uns der Gesprächstoff nicht so schnell ausgeht, kann sich bestimmt jeder vorstellen!
Bei Ruanda hat bestimmt jeder noch den Genozid im Gedächtnis, der hier 1994 stattgefunden hat. Innerhalb von 100 Tagen wurden hier etwa eine Million Menschen umgebracht. Es war ein Konflikt, gesteuert durch die Regierung, der vor allem die Minderheit der Tutsi, aber auch moderate Hutus zum Opfer fielen. Die UN hat damals kläglich versagt, zumal das Ganze mit Ankündigung passiert ist, und der Kommandeur das Mandat erweitern wollte, aber leider keine Genehmigung dafür erhielt.
Die Ruander sind ziemlich weit in der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, es gibt in Kigali ein großes Memorial mit vielen Fotos, Filmen, Ausstellungsstücken und einem Garten mit Massengräbern, in denen 250 000 Tote liegen. Ein eindringliches Denkmal, zumal nicht nur an den Genozid hier in Ruanda erinnert wird, sondern auch an Nazideutschland, das ehemalige Jugoslawien, Armenien, Namibia und die Hereros und Kambodscha unter den roten Khmer.
Hier habe ich Audrey aus Kanada wieder getroffen, mit der ich in Uganda gemeinsam im Murchison Nationalpark war. Sie arbeitet für zwei Monate in der Gedächtnisstätte und konnte mir natürlich einen guten Einblick in die Geschichte, aber auch in ihre Arbeit geben.
Gedenkstätte in Ruanda |
Die Gedenkstätten von Ntarama und Nyamata sind sehr verstörend. Es handelt sich um zwei Kirchen, in welchen jeweils 6 000 bzw. 10 000 Menschen umgebracht wurden. Die Schädel und Knochen der Opfer sind in den Kirchen in Regalen untergebracht, die Kleider liegen auf den Kirchbänken verteilt. Es ist nicht einfach, diese Orte zu besuchen, aber auf der andern Seite ist es doch wichtig, sie zu sehen.
Es ist erstaunlich, wie viele Monumente des Genozids es hier im Land gibt, vor allem, wenn man an die Diskussionen bei uns in Deutschland denkt. Bei uns ist es deutlich länger her als 15 Jahre, hier sind sie aber weiter in den Diskussionen, in der Verurteilung der Täter, in der Vergebung der Mitläufer und der Erarbeitung von Schulprogrammen, um der heutigen und den folgenden Generationen zu zeigen, wie es dazu kam, und wie man eine Wiederholung hoffentlich vermeiden kann.
Gedenkstätte in Ruanda |
Eine toll geführte und gut funktionierende Einrichtung mit eigenen Kühen, Schweinen und Hühnern sowie Werkstätten zur Ausbildung von Schreinern und Schneidern.
Schule von Murambi, Ruanda |
Am folgenden Tag sind wir weiter nach Kibuye gefahren, ein wunderschöner Ort direkt am Kivusee, wo so richtig Urlaubsfeeling mit Bikini aufkam. Ein See auf knapp 1500 Metern Hoehe, umgeben von Bergen, im See viele kleine Inseln, klares Wasser, ein gutes Hotel und ein Restaurant mit feinem Essen samt Ausblick auf den See – was will man mehr?
Per Bus ist es einfacher, von Butare auf der Inlandsroute nach Kibuye zu kommen, ist aber nicht so spannend und hat nicht die schönen Ausblicke wie die Route am See entlang, die Hans mit dem Motorrad zurückgelegt hat.
So durfte ich am nächsten Tag wieder auf dem Motorrad mitfahren, ein Stück die Holperpiste am See entlang, die er tags zuvor gefahren ist. Es war einfach toll. Hier an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Hans, der einen Teil dieser Holperpiste mir zuliebe gleich dreimal gefahren ist! Von Kibuye aus ging es dann weiter nach Gisenyi, das ebenfalls am Kivusee liegt. Hier werden gerade gleichzeitig alle Strassen aufgerissen und erneuert. Da hier auch der Grenzverkehr mit dem Kongo durch den Ort geht, ist es hier unglaublich staubig – von wegen Perle des Kivusees, derzeit eher eine Riesenstaubfahne!
Kivusee, Ruanda |
Den letzten Tag in Ruanda habe ich mit Tobi und Barbara aus Österreich verbracht. Barbara arbeitet hier für Unifem, ihr Freund ist gerade zu Besuch hier. Die beiden haben einen Allrad angemietet, und gegen eine Benzinbeteiligung konnte ich in den Akagera Nationalpark mitfahren. Es gab zwar nicht so viele Tiere wie im Masai Mara, aber eine komplett andere Landschaft als im Rest von Ruanda. Hier ist es sehr trocken mit Savanne und Büschen. Wir haben Giraffen, Antilopen, Hippos und Zebras gesehen. Es war ein sehr schöner Tag. Hier auch nochmal vielen Dank an die beiden, dass sie mich mitgenommen haben.
Den letzten Abend verbrachte ich mit Uwe und Andrea aus der Schweiz. Sie haben einen einjährigen Jungen adoptiert, der an diesem Abend zum ersten Mal bei ihnen im Hotel schlafen durfte. Das musste natürlich gefeiert werden, wohl auch die Tatsache, dass er nun endlich schlief.
Ich hoffe das beste für die drei und denke, dass wir uns in Deutschland, in der Schweiz oder sonstwo in der Welt wieder mal treffen!
Das waren die news von Uganda und Ruanda. Morgen gehts nach Tanzania und in ein neues Abenteuer. Gott sei Dank hat die Welt davon noch einiges zu bieten!