Father Caesar ist nicht mein einziger Kontakt hier in Kampala. So
habe ich mich in den letzten Tagen mehrmals mit Rhona getroffen. Sie
arbeitet gemeinsam mit vier anderen Frauen mit Straßenkindern. Derzeit
leben 15 Straßenkinder in einem Haus, das Rhona angemietet hat. Diese
Kinder haben schon mal das große Los gezogen, indem sie nun nicht mehr
auf der Strasse leben müssen. Der Prozess aber, sie von dort
wegzulocken, soweit zu sozialisieren, dass sie überhaupt an einem Ort
bleiben, keine Drogen mehr konsumieren und Regeln akzeptieren, dauert
unter Umständen sehr lange, bei manchen, die schon zu lange auf der
Straße leben, geht das eventuell gar nicht mehr. Dieses Haus bietet den
Kindern eine sichere Zufluchtstelle mit drei Mahlzeiten am Tag, sauberen
Schlafmöglichkeiten samt Moskitonetzen, viele und lange Gespräche mit
den Frauen und religiöse Unterweisungen. In der Zukunft soll auch für
eine schulische oder praktische Bildung der Kinder und Jugendlichen
gesorgt werden. Momentan scheitert dies aber noch am nötigen Kleingeld.
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Rhona mit Straßenkind, Kampala, Uganda |
Natürlich wollte ich auch sehen, unter welchen Bedingungen die Kinder
vorher gelebt haben. Viele von ihnen kommen aus der selben Gegend,
einem Slum nahe der Innenstadt Kampalas. Die Kinder leben in der
ständigen Gefahr, von ihren Schlafplätzen vertrieben zu werden, denn
auch im Slum muss man für Schlafplätze bezahlen. Wer kein Geld hat, oder
wer Bestechungsgelder an Polizisten nicht bezahlen kann, kommt ins
Gefängnis, egal, wie alt derjenige ist.
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Slum im Zentrum von Kampala, Uganda |
Die Slums selbst sind nicht besser oder schlechter als in anderen
Großstädten der Dritten Welt. Kein fließendes Wasser, unzumutbare
Toiletten, Müll überall mit den dazugehörigen Tieren, die im Müll leben,
Hütten aus Wellblech, Holzstücken und Plastiktüten oder -folien.
Familien mit 5 oder 10 Personen teilen sich wenige Quadratmeter….
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Gottesdienst im Slum, Kampala, Uganda |
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Ughali mit Bohnen, Kampala, Uganda |
Zweimal pro Woche gehen Rhona und die anderen Frauen in den Slum.
Hier haben sie ein Haus für diese Termine angemietet, in dem zuerst ein
Gottesdienst abgehalten wird und dann kostenfrei Essen an 60 bis 100
Straßenkinder ausgegeben wird. Drogen werden an diesen Tagen nicht
akzeptiert, und die Kinder sollen möglichst sauber erscheinen, d.h. sie
müssen sich selbst und ihre Klamotten vorher gewaschen haben. Nicht so
ganz einfach, unter diesen Bedingungen sauber zu erscheinen…
Definitiv ist so ein Slum ein Angriff auch Augen, Ohren und vor allem
Nase. Was ist nun mein Part an der ganzen Sache? Nachdem ich nun mit
Geld nicht wirklich gesegnet bin, habe ich mit Rhona vereinbart, dass
eine Fotostory den Kindern vermutlich am besten hilft. Das bedeutet,
dass ich jede Menge Aufnahmen von der Kindern und Jugendlichen, den
Einrichtungen und vom Slum gemacht habe. Natürlich auch von der
Essenausgabe im Slum.
Vielleicht kann ich durch meine Arbeit mit den Fotos dazu beitragen,
dass sich mehr Menschen für dieses Projekt interessieren. Robinah, eine
Cousine von Rhona, lebt in Deutschland und versucht von dort, ihre
Cousine zu unterstützen. So die Bilder helfen, diese Arbeit zu
erleichtern, dann hat es sich schon gelohnt.
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Rhona und die ehemaligen Straßenkinder im Projekthaus New Jerusalem |
Eine weitere Möglichkeit zu helfen hat sich durch die Spontaneität von
Father Caesar ergeben. Er hat sich dazu bereiterklärt, sich mit Rhona zu
treffen und sie gegebenenfalls zu unterstützen. Er hat 20 Jahre
Erfahrung in der Arbeit mit Straßenkindern und logischerweise viele
nützliche Kontakte.