Von Limbe aus erreicht man aber auch gut die Ring Road weiter
nördlich. Daniel wollte auf den Berg, wir anderen die Ring Road fahren.
Somit war ein Platz im Auto frei und ich konnte mitfahren!
Die Ring Road ist knapp 400 Kilometer lang und liegt in einer sehr
bergigen Gegend nahe der Grenze zu Nigeria. Insgesamt waren wir fünf
Tage unterwegs. Zuerst fuhren wir einen Teil der Strecke nach Douala
zurück, bogen aber kurz vor der Riesenstadt nach Norden in Richtung
Bamenda ab. Die Strasse führte durch dichte Bananenplantagen und ganze
Wälder aus Palmen. Irgendwann wurde es hügelig und leider auch immer
wolkiger. Mit einem Mal schüttete es wie aus Kübeln. Leider nicht nur
draußen, das kommt davon, wenn man in einem sehr betagten Wagen reist…
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Der gute alte Landy, Kamerun |
Gegen Abend erreichten wir unser Etappenziel Bamenda. Die Mission,
bei der wir übernachten wollten, war leider ausgebucht, aber das gute
GPS spuckte noch ein preiswertes Hotel im alten Teil der Stadt aus.
Sinnvollerweise nannte sich das Hotel in der Altstadt "New City Hotel".
Das Hotel war aber echt okay mit guten Betten, Bad, pro Zimmer zwei
Kondomen und einem Plakat an der Zimmertüre, dass es sich um ein
HIV-freies Hotel handelt – na denn! Abends köchelten wir uns ein
leckeres Abendessen mit frischen Pilzen, ein paar Zwiebeln und Reis. Das
Putzen dieser Waldpilze war allerdings schon etwas anderes als unsere
Zuchtschwammerl daheim…. Das Bad sah hinterher nicht mehr ganz so gut
aus… Dafür hat es wirklich toll geschmeckt.
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Termitenbauten im "Pilzstil", Kamerun |
Am nächsten Tag begann unser Abenteuer Ring Road. Die Straße war gut
und wir kamen schnell voran. Nach dem Ort Wum (was für ein Name!) war
aber dann Schluss mit lustig und die Straße wurde immer schlechter. Es
waren riesige Löcher mitten in der Piste, geteert war hier schon lange
nichts mehr, dann kam auch noch eine Steigung, die wir erst beim zweiten
Anlauf und das auch nur mit viel Schwung schafften…. Irgendwann kamen
wir durch We, Su Bum und schließlich Bum – wer hat sich nur all diese
Namen ausgedacht?
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Computerspezialisten auf der Ringstraße, Kamerun |
Kurz nach der Steigung stellten wir fest, dass wir Öl verlieren und
der Ölstand bedenklich niedrig war. Der Ölschlauch hatte sich irgendwie
verklemmt und ein Loch bekommen. Nun war Improvisieren angesagt, denn
den Schlauch einfach kürzen bzw. das restliche Stück wieder anbringen
kann man nur mit entsprechendem Werkzeug. Also kappten wir ein Stück vom
zusätzlichen Wasserschlauch und schufen so eine Hülle um den
ursprünglichen Schlauch herum als Verstärkung. Das ganze wurde mit
Schellen befestigt und dann mit festem Klebeband umwickelt…
Natürlich warf das Ganze unseren Zeitplan über den Haufen, aber wozu
hat man denn Zelt und Schlafsack dabei? Im Gebirge ist es allerdings
nicht so einfach, einen vernünftigen Stellplatz für ein Auto mit
Dachzelt und ein weiteres Zelt daneben zu finden.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fanden wir einen halbwegs geraden
Flecken mit einigen Grasbüscheln und schlugen unser Nachtlager auf.
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Piste auf der Ringstraße, Kamerun |
Der ultimative lukullische Genuss war das Abendessen nicht gerade, aber
immerhin hatten wir zu unserem Reis-Mais-Gemisch garniert mit ein paar
Ameisen und diversen Nachtfaltern auch noch zwei Flaschen Bier….
Am Folgetag war die Piste auch nicht besser. Teilweise hatte der
Regen so tiefe Rinnen in den roten Sand gegraben, dass es fast einen
Meter nach unten ging – auf der Straße wohl gemerkt. Später haben wir
ganz versteckt im Reiseführer gelesen, dass die Autoren empfehlen, diese
Strecke zu Fuß zu gehen… Wie man auf einer Ringstraße (die wie der Name
schon sagt, mehr oder weniger rund ist) dann wieder zu seinem Auto
kommt, schreiben sie allerdings nicht… Guter Spaß!
Auch wenn die Straße in einem wirklich schlechten Zustand war, die
Gegend ist wunderschön, sehr gebirgig, viele kleine Dörfer mit sehr
freundlichen Menschen, die Touristen ganz offensichtlich nicht so oft zu
Gesicht bekommen. Kein Wunder bei der Straße!
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Teeplantage, Kamerun |
Am frühen Nachmittag kamen wir in Nkambe an. Ein lokaler Mechaniker
versuchte etwas erfolglos, den lecken Ölschlauch zu reparieren. Da das
ganze ziemlich viel Zeit beanspruchte und es sowieso zu regnen anfing,
mieteten wir uns im Millennium Hotel ein. Das Zimmer war gut, wenn man
mal von der Vorgangstange absieht, die mich beim Tagebuchschreiben
beinahe erschlagen hätte. Dass das Waschbecken nicht mit dem Abflussrohr
verbunden war, störte auch nicht weiter, fließendes Wasser gabs eh
nicht. Dafür eine sehr nette Hotelcrew, die eimerweise wirklich heißes
Wasser in die Zimmer schleppte.
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Fon, Kamerun |
Am Spätnachmittag lernten wir drei Belgier kennen, die eine Schule in
einem Dorf in der Nähe unterstützen. Mit dabei war auch Denis, ein
Kameruner, der in Belgien studiert und aus dem Dorf mit dem Schulprojekt
stammt. Wir quetschten uns abends alle in das kleine Auto von Denis und
fuhren in ein Lokal zum Abendessen und Bier trinken. Es wurde ein sehr
lustiger Abend, zumal wir ewig auf das Essen warten mussten und da
bleibt es natürlich nicht bei einem Bier…
Am folgenden Tag kam ein anderer Mechaniker und versuchte, den
Ölschlauch wieder fest anzubringen. Dieser Versuch war von etwas mehr
Erfolg gekrönt als der gestrige, so konnten wir gegen Mittag unsere
Reise auf der Ring Road fortsetzen.
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Fonpalast, Kamerun |
Die Straße wurde etwas besser und wir kamen deutlich schneller voran.
Entlang der Ring Road gibt es viele Dörfer, in denen die Menschen noch
sehr traditionell leben. Hier gibt es noch die sogenannten Fons,
Dorfchefs, die in Palästen leben und sehr hohes Ansehen genießen. Es ist
eine sehr männerorientierte Gesellschaft, als Touristin muss man sehr
darauf achten, keine Etikette zu verletzen. In Mbot steht so ein
Fon-Palast direkt an der Strasse. Es waren mehrere Männer hier, die
gerne die Zeichnungen an den Wänden und die Masken an den Türeingängen
erklärten. Der Fon selbst ist ein sehr freundlicher Mann, der uns sogar
erlaubte, das Palastinnere zu besuchen und zu fotografieren! Wieder mal
eine tolle Erfahrung mit der Spontaneität der Afrikaner!
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Barbara, Kamerun |
An diesem Tag fuhren wir noch weiter bis nach Kumbo. Hier kamen wir
im Merryland Hotel unter, das im Lonely Planet sehr gelobt wird.
Vielleicht zu sehr, denn so freundlich wie im Buch beschrieben waren
weder die Angestellten noch das Hotel selbst. Dafür war es sauber und es
gab warmes Wasser. Wichtig auf fast 2000 Metern Höhe, denn es war
wirklich kalt hier…. Vor allem, als es wieder richtig zu schütten
anfing.
Am nächsten Morgen fanden wir ein günstiges kleines Restaurant mit
tollen Omelettes für gerade mal 250 CFA, das sind etwa 35 Eurocent pro
Omelett. Derart gestärkt machten wir uns auf den Weg Richtung Yaounde.
Langsam verloren wir an Höhe und gegen Spätnachmittag erreichten wir
Bandjoun.
Wohl wissend, dass es noch etwa 4 Stunden bis Yaounde sind, mieteten
wir uns hier in einem nicht ganz sauberen, aber ansonsten annehmbaren
Hotel ein. Hier musste ich allerdings nachts die Kakerlakenschlacht
meines Lebens schlagen, weil ich eine erlegte Kakerlake dummerweise
nicht in der Toilette versenkt hatte. So kamen nachts die Verwandten zur
Beerdigung, und zwar wohl alle… Das grenzte schon fast an eine
Invasion, aber Gott sei Dank schätzen diese Viecher Licht nicht, und so
verschwanden die meisten in irgendwelchen Löchern und Ritzen und ich
ließ einfach das Licht im Bad an….