Mittwoch, 17. März 2010

Ringroad

Von Limbe aus erreicht man aber auch gut die Ring Road weiter nördlich. Daniel wollte auf den Berg, wir anderen die Ring Road fahren. Somit war ein Platz im Auto frei und ich konnte mitfahren!
Die Ring Road ist knapp 400 Kilometer lang und liegt in einer sehr bergigen Gegend nahe der Grenze zu Nigeria. Insgesamt waren wir fünf Tage unterwegs. Zuerst fuhren wir einen Teil der Strecke nach Douala zurück, bogen aber kurz vor der Riesenstadt nach Norden in Richtung Bamenda ab. Die Strasse führte durch dichte Bananenplantagen und ganze Wälder aus Palmen. Irgendwann wurde es hügelig und leider auch immer wolkiger. Mit einem Mal schüttete es wie aus Kübeln. Leider nicht nur draußen, das kommt davon, wenn man in einem sehr betagten Wagen reist…

Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Der gute alte Landy, Kamerun
Gegen Abend erreichten wir unser Etappenziel Bamenda. Die Mission, bei der wir übernachten wollten, war leider ausgebucht, aber das gute GPS spuckte noch ein preiswertes Hotel im alten Teil der Stadt aus. Sinnvollerweise nannte sich das Hotel in der Altstadt "New City Hotel". Das Hotel war aber echt okay mit guten Betten, Bad, pro Zimmer zwei Kondomen und einem Plakat an der Zimmertüre, dass es sich um ein HIV-freies Hotel handelt – na denn! Abends köchelten wir uns ein leckeres Abendessen mit frischen Pilzen, ein paar Zwiebeln und Reis. Das Putzen dieser Waldpilze war allerdings schon etwas anderes als unsere Zuchtschwammerl daheim…. Das Bad sah hinterher nicht mehr ganz so gut aus… Dafür hat es wirklich toll geschmeckt.

Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Termitenbauten im "Pilzstil", Kamerun
Am nächsten Tag begann unser Abenteuer Ring Road. Die Straße war gut und wir kamen schnell voran. Nach dem Ort Wum (was für ein Name!) war aber dann Schluss mit lustig und die Straße wurde immer schlechter. Es waren riesige Löcher mitten in der Piste, geteert war hier schon lange nichts mehr, dann kam auch noch eine Steigung, die wir erst beim zweiten Anlauf und das auch nur mit viel Schwung schafften…. Irgendwann kamen wir durch We, Su Bum und schließlich Bum – wer hat sich nur all diese Namen ausgedacht?
Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Computerspezialisten auf der Ringstraße, Kamerun
Kurz nach der Steigung stellten wir fest, dass wir Öl verlieren und der Ölstand bedenklich niedrig war. Der Ölschlauch hatte sich irgendwie verklemmt und ein Loch bekommen. Nun war Improvisieren angesagt, denn den Schlauch einfach kürzen bzw. das restliche Stück wieder anbringen kann man nur mit entsprechendem Werkzeug. Also kappten wir ein Stück vom zusätzlichen Wasserschlauch und schufen so eine Hülle um den ursprünglichen Schlauch herum als Verstärkung. Das ganze wurde mit Schellen befestigt und dann mit festem Klebeband umwickelt…
Natürlich warf das Ganze unseren Zeitplan über den Haufen, aber wozu hat man denn Zelt und Schlafsack dabei? Im Gebirge ist es allerdings nicht so einfach, einen vernünftigen Stellplatz für ein Auto mit Dachzelt und ein weiteres Zelt daneben zu finden.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fanden wir einen halbwegs geraden Flecken mit einigen Grasbüscheln und schlugen unser Nachtlager auf.

Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Piste auf der Ringstraße, Kamerun
Der ultimative lukullische Genuss war das Abendessen nicht gerade, aber immerhin hatten wir zu unserem Reis-Mais-Gemisch garniert mit ein paar Ameisen und diversen Nachtfaltern auch noch zwei Flaschen Bier….

Am Folgetag war die Piste auch nicht besser. Teilweise hatte der Regen so tiefe Rinnen in den roten Sand gegraben, dass es fast einen Meter nach unten ging – auf der Straße wohl gemerkt. Später haben wir ganz versteckt im Reiseführer gelesen, dass die Autoren empfehlen, diese Strecke zu Fuß zu gehen… Wie man auf einer Ringstraße (die wie der Name schon sagt, mehr oder weniger rund ist) dann wieder zu seinem Auto kommt, schreiben sie allerdings nicht… Guter Spaß!
Auch wenn die Straße in einem wirklich schlechten Zustand war, die Gegend ist wunderschön, sehr gebirgig, viele kleine Dörfer mit sehr freundlichen Menschen, die Touristen ganz offensichtlich nicht so oft zu Gesicht bekommen. Kein Wunder bei der Straße!

Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Teeplantage, Kamerun
Am frühen Nachmittag kamen wir in Nkambe an. Ein lokaler Mechaniker versuchte etwas erfolglos, den lecken Ölschlauch zu reparieren. Da das ganze ziemlich viel Zeit beanspruchte und es sowieso zu regnen anfing, mieteten wir uns im Millennium Hotel ein. Das Zimmer war gut, wenn man mal von der Vorgangstange absieht, die mich beim Tagebuchschreiben beinahe erschlagen hätte. Dass das Waschbecken nicht mit dem Abflussrohr verbunden war, störte auch nicht weiter, fließendes Wasser gabs eh nicht. Dafür eine sehr nette Hotelcrew, die eimerweise wirklich heißes Wasser in die Zimmer schleppte.
Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Fon, Kamerun
Am Spätnachmittag lernten wir drei Belgier kennen, die eine Schule in einem Dorf in der Nähe unterstützen. Mit dabei war auch Denis, ein Kameruner, der in Belgien studiert und aus dem Dorf mit dem Schulprojekt stammt. Wir quetschten uns abends alle in das kleine Auto von Denis und fuhren in ein Lokal zum Abendessen und Bier trinken. Es wurde ein sehr lustiger Abend, zumal wir ewig auf das Essen warten mussten und da bleibt es natürlich nicht bei einem Bier…
Am folgenden Tag kam ein anderer Mechaniker und versuchte, den Ölschlauch wieder fest anzubringen. Dieser Versuch war von etwas mehr Erfolg gekrönt als der gestrige, so konnten wir gegen Mittag unsere Reise auf der Ring Road fortsetzen.

Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Fonpalast, Kamerun
Die Straße wurde etwas besser und wir kamen deutlich schneller voran. Entlang der Ring Road gibt es viele Dörfer, in denen die Menschen noch sehr traditionell leben. Hier gibt es noch die sogenannten Fons, Dorfchefs, die in Palästen leben und sehr hohes Ansehen genießen. Es ist eine sehr männerorientierte Gesellschaft, als Touristin muss man sehr darauf achten, keine Etikette zu verletzen. In Mbot steht so ein Fon-Palast direkt an der Strasse. Es waren mehrere Männer hier, die gerne die Zeichnungen an den Wänden und die Masken an den Türeingängen erklärten. Der Fon selbst ist ein sehr freundlicher Mann, der uns sogar erlaubte, das Palastinnere zu besuchen und zu fotografieren! Wieder mal eine tolle Erfahrung mit der Spontaneität der Afrikaner!

Reisen Afrika Kamerun Ringroad
Barbara, Kamerun
An diesem Tag fuhren wir noch weiter bis nach Kumbo. Hier kamen wir im Merryland Hotel unter, das im Lonely Planet sehr gelobt wird. Vielleicht zu sehr, denn so freundlich wie im Buch beschrieben waren weder die Angestellten noch das Hotel selbst. Dafür war es sauber und es gab warmes Wasser. Wichtig auf fast 2000 Metern Höhe, denn es war wirklich kalt hier…. Vor allem, als es wieder richtig zu schütten anfing.
Am nächsten Morgen fanden wir ein günstiges kleines Restaurant mit tollen Omelettes für gerade mal 250 CFA, das sind etwa 35 Eurocent pro Omelett. Derart gestärkt machten wir uns auf den Weg Richtung Yaounde. Langsam verloren wir an Höhe und gegen Spätnachmittag erreichten wir Bandjoun.
Wohl wissend, dass es noch etwa 4 Stunden bis Yaounde sind, mieteten wir uns hier in einem nicht ganz sauberen, aber ansonsten annehmbaren Hotel ein. Hier musste ich allerdings nachts die Kakerlakenschlacht meines Lebens schlagen, weil ich eine erlegte Kakerlake dummerweise nicht in der Toilette versenkt hatte. So kamen nachts die Verwandten zur Beerdigung, und zwar wohl alle… Das grenzte schon fast an eine Invasion, aber Gott sei Dank schätzen diese Viecher Licht nicht, und so verschwanden die meisten in irgendwelchen Löchern und Ritzen und ich ließ einfach das Licht im Bad an….