Am Folgetag versuchte ich erneut, ein Ticket für den Zug nach
N'Gaoundere zu kaufen. Und tatsächlich konnte ich eins fuer die 1.
Klasse Sitzplatz für den gleichen Abend erwerben. Anscheinend können
Sitzplätze frühestens 24 Stunden im voraus gekauft werden, der Zug fährt
um 18.10, der Schalter schließt aber bereits um 18.00 Uhr. Wegen dieser
24 Stunden Regel können diese Tickets also nur an dem Tag gekauft
werden, an dem man auch fahren will…. Wenn nur alles so genau ginge in
Afrika…
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Zug nach Ngaoundere, Kamerun |
Beim Ticketkaufen am Bahnhof lernte ich Katrin kennen. Sie stammt aus
einem Ort an der Ring Road, lebt aber seit 10 Jahren in Stuttgart und
hat dort einen kleinen Beauty Salon! Die Welt ist manchmal schon ein
Dorf!
Der Zug fuhr pünktlich um 18.10 Uhr ab, ein gutes Omen. Die Fahrt
soll normalerweise etwa 14 Stunden dauern, manchmal kommen die
Passagiere aber erst nach drei Tagen an, weil die Züge hier gerne mal
aus den Schienen springen.
Kurz nach der Abfahrt starteten Katrin und ich unsere Suche nach freien
Betten in einem der Schlafwagen. Ein muslimischer Freund von Katrin
nahm das Ganze in die Hand, er hat wohl gute Connections zu diversen
Schaffnern. Und, voila, nach einer Stunde hatten wir zwei freie Betten.
Keine Ahnung, wie er das geschafft hatte, denn die Betten waren
angeblich ausgebucht, ist aber auch egal – die Reise wurde so dadurch
viel komfortabler, und das für gerade mal 11 Euro mehr!
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Harmattan, Kamerun |
Anscheinend bin ich nun wieder auf der Sonnenseite des Lebens
angelangt, denn wir erreichten N'Gaoundere am nächsten Tag um 08.30 Uhr
morgens. Angeblich waren drei Minister an Bord, deswegen arbeiteten alle
daran, dass genau dieser Zug keine Verspätung hatte. Wenn das so ist,
möchte ich immer mit irgendwelchen Ministern reisen….
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Relais Ferngo, Maroua, Kamerun |
In N'Gaoundere treffen das christliche Südkamerun und das
mehrheitlich islamische Nordkamerun aufeinander. Es gibt viele Moscheen,
aber auch eine große Kathedrale, viele christliche Geschäfte neben
Ständen mit Gebetsteppichen und Koranständern, halale Metzgereien neben
lauten DVD Shops mit zweifelhaften Filmen.
Dazu ein ganz eigenartiges Wetter, das auf den ersten Blick neblig
erscheint, aber eigentlich aufgewirbelter Staub und Sand aus der Sahara
ist, der sogenannte Harmattan.
Arg viel gibt es hier nicht zu sehen, aber für einen relaxten Tag in
einer nicht touristischen Stadt gibt es genug zu tun, dass es nicht
langweilig wird.
Am nächsten Tag bin ich mit dem Bus weiter nach Maroua gefahren. Die
Straße ist in einem guten Zustand, der Bus war auch gut und so brauchten
wir für die 550 Kilometer inclusive Pausen knapp neun Stunden.
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Restaurant Hilton, Maroua, Kamerun |
Auch Maroua und Umgebung ist geplagt vom Harmattan, der normalerweise
zwischen November und Anfang Februar wehen soll. Aber auch hier ist der
Klimawandel kein unbekanntes Wort mehr. Dieser Wind mit all dem Sand
und dem feinen Staub trocknet die Gegend noch zusätzlich aus. Natürlich
ist das nicht nur für Straßen und Gebäude schädlich, sondern auch
schlecht für Mensch, Tier und Pflanze. Die Haut trocknet schnell aus,
die Menschen husten und Augenprobleme werden zur Normalität (ganz toll
für jemanden wie mich, der eh schon nicht gerade mit tollen Augen
gesegnet ist…).
In Maroua übernachtete ich in einem Hotel mit netten afrikanischen
Rundhütten, dem Relais Ferngo. Angeschlossen ist ein Restaurant, wo ich
abends extrem leckere Brochettes bekam (Schaschlik mit Rindfleisch und
Zwiebeln).