Gegen Mittag des nächsten Tages erreichten wir dann Yaounde und
mieteten uns wieder im Foyer der presbyterianischen Kirche ein. Gleich
zu Anfang machten wir unsere Botschaftsrunde. Meine Freunde wollen
weiter Richtung Süden reisen, deswegen schauten wir zuerst zur Botschaft
von DRC.
Das Visum war schnell beantragt, mitten im Ausfüllen des Antrages war
auf einmal ein ziemlicher Tumult im Hof der Botschaft. Auf einmal lag
dort ein Mann, der sich nicht mehr bewegte! Die Sekretärin erklärte,
ebenfalls schockiert, dass gerade eben ein paar Leute da waren und
diesen Mann einfach im Hof abgeladen hatten. Es war ein Toter,
anscheinend ohne Angehörige, aus dem Kongo. Auch das ist Afrika, keiner
wusste, was nun zu tun ist, also macht man zur Sicherheit mal nichts!
Beim Hinausgehen deckten Barbara und ich den Toten wenigstens zu, ein
Tuch lag ja eh daneben. Ist ja wohl das wenigste, was man in so einem
Fall machen kann!
Der folgende Tag in Yaounde hatte es ebenfalls in sich. Es
funktionierte einfach nichts. Gemeinsam mit Barbara war ich in der
Stadt, um einiges zu erledigen. Zuerst wollten wir Fotos nachmachen
lassen, die wir an Einheimische der Ringstrasse verschicken wollten. Das
dauerte ewig, deswegen beschlossen wir, in der Zwischenzeit die
Musicalkarten im französischen Kulturinstitut zu besorgen – leider hatte
dort niemand etwas von diesem Musical gehört, für das Daniel Werbung
gesehen haben wollte… Als nächstes das Sportgeschäft, wo es gute
T-Shirts geben sollte. Gabs zwar, aber weder die Farbe noch der Preis
stimmten. Zurück zu den Fotos – waren nach einer Stunde immer noch nicht
fertig. Dann der Versuch – über eine Stunde lang – eine Fahrkarte für
den Zug morgen nach N'Gaoundere zu kaufen. Komplett erfolglos, wir
drehten uns am Bahnhof im Kreis und gaben entnervt auf. Das sind dann
die Tage, an denen man sich fragt, was man hier eigentlich tut…
Schließlich das Internetcafe, wo ich 30 Minuten brauchte, um immerhin
bis zur Eingabe des Passwortes zu kommen….
Und dann die Krönung am Abend. Die anderen hatten auch keinen
besonders guten Tag, deswegen beschlossen wir (inzwischen fünf
Touristen), abends wenigstens was leckeres essen zu gehen. Keine gute
Idee, denn auf dem Rückweg zum Hostel wurden wir von vier Männern mit
Brecheisen und Macheten überfallen. Der erste Mann kam von hinten und
wollte Barbara und mich zu Fall bringen. Wir beide wussten da schon
instinktiv, dass da was nicht stimmt, wenn ein Afrikaner im Dunkeln
rennt. Deswegen fingen wir da schon an zu laufen, eine weitere Bekannte
und Daniel rannten ebenfalls los. Es waren vielleicht noch 200 oder 300
Meter zum Hostel. Aus dem Gebüsch sprangen noch drei weitere Männer, die
es nun auf Marcel abgesehen hatten, der der letzte war und sich
deswegen wehren musste. Sie hauten ihm die Eisenstange auf den Kopf und
raubten alles, was er bei sich trug.
Später stellte sich heraus, dass das deutlich schlimmer hätte
ausgehen können, denn die Banditen sind häufig durch Drogen komplett
enthemmt und bringen Personen auch wegen 5 Euro oder weniger um.
Also insofern Glück im Unglück, wenn das nun auch viel Rennerei für
Marcel bedeutet wegen des Verlustes der Wagenpapiere, Führerscheine,
internationaler Impfausweis, Handy…. Wir alle mussten noch in der Nacht
mit auf die Wache und es wurde ein Protokoll aufgenommen, das wir auch
noch bezahlen mussten. Später stellte sich heraus, dass Susanna vom
Hostel zusätzlich den Einsatz bezahlen musste, damit die Polizei
überhaupt kam und tätig wurde!
Aber, wie gesagt, es war noch Glück im Unglück!