Von Livingstone aus bin ich mit einem Sammeltaxi an die Grenze zu
Botswana gefahren. Der Grenzübergang war sehr gut organisiert und auch
das Überqueren des Grenzflusses per Fähre war unproblematisch. Auf der
anderen Seite gab es zwar keine öffentlichen Verkehrsmittel, aber
offensichtlich habe ich den Grenzbeamten so leid getan, dass sie gleich
den erstbesten Jeep angehalten und den Fahrer gebeten haben, mich die
paar Kilometer bis zum Thebe River Camp in Kasane mitzunehmen.
Es ist geradezu lachhaft, wie die meisten Touristen in Livingstone
panisch nach Möglichkeiten suchen, diesen Grenzübergang irgendwie zu
meistern und dann in einer organisierten Safari zum Chobe Nationalpark
in Botswana landen. Vielleicht eine clevere Geschäftsidee, die Ängste
der Rucksacktouristen vor dieser Grenze zu schüren und somit Safaris ab
Livingstone besser zu verkaufen, weil dann der Grenzübergang per Minibus
in der Gruppe absolviert wird….
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Sandra, Kasane, Botswana |
Wie auch immer, das Thebe River Camp ist ziemlich groß und es steigen
vor allem diese großen Überlandtrucks dort ab, also genau die Art
Reisende, die man normalerweise als Individualtourist eher meidet. Diese
Überlandtrucks werden vor allem von jungen, eher unerfahrenen Reisenden
gebucht. Die klassische Route ist über Land von London nach Capetown,
wobei natürlich auch Teilstrecken gebucht werden können. Übernachtet
wird in Zelten auf einem Campingplatz oder wild, eingekauft und gekocht
wird gemeinsam. Die Gruppendynamik bei solch einer Reise ist nicht ganz
ohne und wilde Parties sind die Regel. Letzteres ist auch oft der Grund,
warum Individualreisende diese Gruppen nicht so sehr schätzen. Sie sind
einfach meistens sehr laut.
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Mutter von Sandra, Botswana |
An der Bar der Thebe River Lodge habe ich gleich am ersten Tag
Kibonye und Simon aus Kasane kennengelernt. Die beiden sind Lehrer an
einer Privatschule, Kibonye ist von Botswana und Simon aus England. Wir
haben einen interessanten Nachmittag miteinander verbracht. Über diese
beiden habe ich Heinz aus Deutschland kennengelernt, der mehrere Wochen
im Jahr in Kasane verbringt. Er hat vor einigen Jahren ein Haus gekauft,
in dem auch Sandra, eine Einheimische, lebt.
Die beiden haben mich eingeladen, am folgenden Tag mit zu Sandras
Mutter nach Kavimba zu fahren. Das ist ein kleines Dorf etwa 80
Kilometer von Kasane entfernt.
Schon allein die Fahrt zum Dorf war interessant, die Gegend total
trocken, steppenartig, die meisten Bäume nur mit wenig Laub, ein paar
Bäume eigenartigerweise voll mit Blättern, weil es vor 10 Tagen geregnet
hatte. Anscheinend reicht ein ausgiebiger Regen manchen Bäumen schon,
um Blätter auszutreiben. Das Dorf hat etwa 800 Bewohner, Arbeit gibt es
kaum, durch die lange Trockenheit müssen die Menschen 15 Kilometer
gehen, um Trinkwasser schöpfen zu können – oneway. Die Menschen hier
leben von Subsistenzwirtschaft, angebaut wird vor allem Mais, der einmal
im Jahr geerntet werden kann. Es gibt eine Grundschule im Dorf, für
jede weiterführende Schule müssen die Kinder allerdings nach Kasane. Das
ist für die meisten Familien unerschwinglich, weil die Kinder aufgrund
des weiten Weges ins Internat müssten.
Sandra unterstützt ihre Mutter, soweit es ihr möglich ist. Derzeit ist
sie allerdings selbst ohne Job, weswegen Heinz wiederum aushilft.