Sonntag, 20. September 2009

Bananenbier oder Zuckerrohrbier?

Nach der Safari verbrachte ich eine weitere Nacht in Arusha, bevor ich nach Moshi aufgebrochen bin. Moshi ist eine etwas verschlafene Kleinstadt am Fuße des Kilimanjaro. Die Stadt und ihre Bewohner leben vor allem vom Trekkingtourismus, es gibt diverse Strassen, die in etwa so unangenehm sind wie der Stadtteil in Arusha mit den Safariunternehmen. Nur dass es hier eben um Trekking oder Souvenirs geht.

Reisen Afrika Tansania Marangu
Benson aus Marangu, Tansania
Auf dem Dach meines Hotels in Moshi habe ich einen Holländer kennengelernt, der zusammen mit seiner einheimischen Frau ein kleines Reisebüro in Moshi leitet. Aufgrund der Wirtschaftskrise haben anscheinend viele Träger und Guides, die früher am Kilimanjaro gearbeitet haben, ihre Arbeit verloren. Dieses Jahr besteigen 60 Prozent weniger Touristen den größten Berg Afrikas als sonst. Logischerweise benötigen diese dann auch weniger Träger und weniger Guides. Armut und Verzweiflung steigen und damit auch das Risiko, als Tourist irgendwo überfallen zu werden. Wie auch immer, die beiden haben mir dringend geraten, für meinen Ausflug nach Marangu einen Führer zu nehmen, damit mir nichts passiert. So habe ich Benson kennen gelernt, einen Guide, der aus einem Dorf bei Marangu kommt. Diese 15 Dollar am Tag waren gut angelegtes Geld, wir haben uns super verstanden und ich fühlte mich sehr gut aufgehoben.

Reisen Afrika Tansania Marangu
Marangu, Tansania
Der Kilimanjaro zeigte sich an diesen zwei Tagen zwar leider nicht, aber die Gegend um Marangu ist auch sonst sehr schön, sehr grün und es gibt ein paar sehenswerte Wasserfälle. Eine der lokalen Spezialitäten habe ich auch probiert, das Bananenbier. Ich kenne nicht wenige Menschen, die schon beim Anblick des Bechers einen sofortigen Ausbruch von Herpes bekommen würden…. Vom Inhalt mal ganz zu schweigen! Bananenbier – na ja, geschmacklich ist es eine ziemlich ungute Mischung aus alter Banane und vergorenem, zerkleinerten Müsli… Hört sich ungefähr so toll an wie es war! Aber probieren muss man das schon, und mein Magen hält durchaus was aus!
Nachdem der Kilimanjaro überhaupt kein Einsehen mit mir hatte und sich auch schon gar nicht zeigen wollte, habe ich den Rat von Benson angenommen und noch einen Tag in Moshi angehängt. Dieser Tag war vormittags ziemlich verregnet, dann einen Spaziergang durch den Wald bei Moshi und leckeres Mittagessen bei Bensons Tante.

Reisen Afrika Tansania Lushoto
Lushoto, Tansania
Ich hatte den Berg schon abgeschrieben, als mich am Folgetag ein Anruf von Yusuf morgens um 6.30 Uhr aus dem Bett warf (im Ramadan gehen da die Uhren ein bisschen anders). Dieser Anruf kam im nachhinein gesehen genau zum richtigen Zeitpunkt – der Kilimanjaro war komplett und ohne Wolken sichtbar! Nur für eine Stunde, aber das hat ja gereicht. Das war das Zusammenwirken eines guten Rates von Benson und dem frühen Anruf von Yusuf! Vielen Dank an euch beide!!!
Reisen Afrika Tansania Lushoto
Irente Viewpoint, Lushoto, Tansania
Von Moshi aus bin ich dann weiter nach Lushoto in den Usambarabergen gereist. Lushoto ist ein recht kleiner Ort mit ein paar tausend Einwohnern und liegt auf etwa 1200 Metern Höhe. Hier habe ich das ultimative Guesthouse gefunden. Eine Oase der Ruhe, das Hostel eher geführt wie ein Homestay, ein liebenswerter Besitzer und eine gute Küche. Das alles inmitten einer schönen Bergwelt mit sehr vielen Bananenplantagen, Obstbäumen, Kohl- und anderen Gemüsebeeten. An dieser Stelle vielen Dank an Julius von der Karibuni Lodge. Ich hatte ein paar wirklich schöne und ruhige Tage dort! Besonders toll war die Wanderung zum Irente Viewpoint. Hier sitzt man wirklich in erster Reihe, ohne irgendeinen Zaun kann man 1200 Meter nach unten schauen! Da an diesem Tag in der Schule Examen waren, fanden sich nach und nach auch viele Schüler an diesem Aussichtspunkt ein und haben sich und ihre vierwöchige Ferienzeit gefeiert -da durfte die Mzungu natürlich nicht fehlen!
Auf dieser Tour kamen wir mal wieder an einer Bar mit örtlichen Spezialitäten vorbei. Diesmal Zuckerrohrbier. Da darf man nicht feige sein. Ganz davon abgesehen schmeckte das Zeug schon mal deutlich besser als das aus Banane. Eine Flasche kostet 200 tansanische Schilling, das sind etwa 13 Eurocent. Auf einen 500er Schein konnte die Wirtin nicht herausgeben, also habe ich notgedrungen eine Lokalrunde für die anderen beiden Kunden geschmissen. Kann man sich bei den Beträgen durchaus mal leisten…
Inzwischen bin ich in Dar es Salaam, der größten Stadt von Tansania mit ca 4 Millionen Menschen. Da gerade Wochenende und zudem Ramadan ist, ist es trotz der Größe der Stadt recht ruhig. Heute habe ich von hier einen Tagesausflug nach Bagamoyo unternommen. Das war einer der wichtigsten Häfen der ostafrikanischen Küste und der Endpunkt des Handelsweges vom Tanganikasee ans Meer. Hier wurden vor allem Sklaven und Elfenbein gehandelt und viele der europäischen Afrikareisenden des 18. und 19. Jahrhunderts begannen und beendeten ihre Reisen hier, z.B. Livingston, Burton oder Stanley. Ende des 19. Jahrhunderts war der Ort für kurze Zeit die Hauptstadt von Deutschostafrika. Aus diesem Grunde gibt es hier sehr viele deutsche Kolonialgebäude, die meisten in einem bedauernswerten Zustand, aber nun werden einige restauriert, andere sind schon fertig. Die Stadt hat einen verschlafenen Charme. Neben den Gebäuden der Stadt gibt es noch die Ruinen von Kaole etwa fünf Kilometer außerhalb, die aus dem 13. bis 15. Jahrhundert stammen. Ein total schöner und relaxter Ausflug mit freundlichen Menschen um mich herum.
Morgen werde ich nach Sansibar aufbrechen. Es gibt Sansibarfreunde und Sansibarhasser, nur wenig dazwischen. Bin schon gespannt, wo ich landen werde. Es ist wohl sehr touristisch, mit sehr vielen Schleppern, falschen Guides etc. Mal sehen, wie es mir gefällt. Aber das wird dann eine neue Geschichte.