Nach der Safari verbrachte ich eine weitere Nacht in Arusha, bevor
ich nach Moshi aufgebrochen bin. Moshi ist eine etwas verschlafene
Kleinstadt am Fuße des Kilimanjaro. Die Stadt und ihre Bewohner leben
vor allem vom Trekkingtourismus, es gibt diverse Strassen, die in etwa
so unangenehm sind wie der Stadtteil in Arusha mit den
Safariunternehmen. Nur dass es hier eben um Trekking oder Souvenirs
geht.
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Benson aus Marangu, Tansania |
Auf dem Dach meines Hotels in Moshi habe ich einen Holländer
kennengelernt, der zusammen mit seiner einheimischen Frau ein kleines
Reisebüro in Moshi leitet. Aufgrund der Wirtschaftskrise haben
anscheinend viele Träger und Guides, die früher am Kilimanjaro
gearbeitet haben, ihre Arbeit verloren. Dieses Jahr besteigen 60 Prozent
weniger Touristen den größten Berg Afrikas als sonst. Logischerweise
benötigen diese dann auch weniger Träger und weniger Guides. Armut und
Verzweiflung steigen und damit auch das Risiko, als Tourist irgendwo
überfallen zu werden. Wie auch immer, die beiden haben mir dringend
geraten, für meinen Ausflug nach Marangu einen Führer zu nehmen, damit
mir nichts passiert. So habe ich Benson kennen gelernt, einen Guide, der
aus einem Dorf bei Marangu kommt. Diese 15 Dollar am Tag waren gut
angelegtes Geld, wir haben uns super verstanden und ich fühlte mich sehr
gut aufgehoben.
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Marangu, Tansania |
Der Kilimanjaro zeigte sich an diesen zwei Tagen zwar leider nicht,
aber die Gegend um Marangu ist auch sonst sehr schön, sehr grün und es
gibt ein paar sehenswerte Wasserfälle. Eine der lokalen Spezialitäten
habe ich auch probiert, das Bananenbier. Ich kenne nicht wenige
Menschen, die schon beim Anblick des Bechers einen sofortigen Ausbruch
von Herpes bekommen würden…. Vom Inhalt mal ganz zu schweigen!
Bananenbier – na ja, geschmacklich ist es eine ziemlich ungute Mischung
aus alter Banane und vergorenem, zerkleinerten Müsli… Hört sich ungefähr
so toll an wie es war! Aber probieren muss man das schon, und mein
Magen hält durchaus was aus!
Nachdem der Kilimanjaro überhaupt kein Einsehen mit mir hatte und
sich auch schon gar nicht zeigen wollte, habe ich den Rat von Benson
angenommen und noch einen Tag in Moshi angehängt. Dieser Tag war
vormittags ziemlich verregnet, dann einen Spaziergang durch den Wald bei
Moshi und leckeres Mittagessen bei Bensons Tante.
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Lushoto, Tansania |
Ich hatte den Berg schon abgeschrieben, als mich am Folgetag ein
Anruf von Yusuf morgens um 6.30 Uhr aus dem Bett warf (im Ramadan gehen
da die Uhren ein bisschen anders). Dieser Anruf kam im nachhinein
gesehen genau zum richtigen Zeitpunkt – der Kilimanjaro war komplett und
ohne Wolken sichtbar! Nur für eine Stunde, aber das hat ja gereicht.
Das war das Zusammenwirken eines guten Rates von Benson und dem frühen
Anruf von Yusuf! Vielen Dank an euch beide!!!
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Irente Viewpoint, Lushoto, Tansania |
Von Moshi aus bin ich dann weiter nach Lushoto in den Usambarabergen
gereist. Lushoto ist ein recht kleiner Ort mit ein paar tausend
Einwohnern und liegt auf etwa 1200 Metern Höhe. Hier habe ich das
ultimative Guesthouse gefunden. Eine Oase der Ruhe, das Hostel eher
geführt wie ein Homestay, ein liebenswerter Besitzer und eine gute
Küche. Das alles inmitten einer schönen Bergwelt mit sehr vielen
Bananenplantagen, Obstbäumen, Kohl- und anderen Gemüsebeeten. An dieser
Stelle vielen Dank an Julius von der Karibuni Lodge. Ich hatte ein paar
wirklich schöne und ruhige Tage dort! Besonders toll war die Wanderung
zum Irente Viewpoint. Hier sitzt man wirklich in erster Reihe, ohne
irgendeinen Zaun kann man 1200 Meter nach unten schauen! Da an diesem
Tag in der Schule Examen waren, fanden sich nach und nach auch viele
Schüler an diesem Aussichtspunkt ein und haben sich und ihre vierwöchige
Ferienzeit gefeiert -da durfte die Mzungu natürlich nicht fehlen!
Auf dieser Tour kamen wir mal wieder an einer Bar mit örtlichen
Spezialitäten vorbei. Diesmal Zuckerrohrbier. Da darf man nicht feige
sein. Ganz davon abgesehen schmeckte das Zeug schon mal deutlich besser
als das aus Banane. Eine Flasche kostet 200 tansanische Schilling, das
sind etwa 13 Eurocent. Auf einen 500er Schein konnte die Wirtin nicht
herausgeben, also habe ich notgedrungen eine Lokalrunde für die anderen
beiden Kunden geschmissen. Kann man sich bei den Beträgen durchaus mal
leisten…
Inzwischen bin ich in Dar es Salaam, der größten Stadt von Tansania
mit ca 4 Millionen Menschen. Da gerade Wochenende und zudem Ramadan ist,
ist es trotz der Größe der Stadt recht ruhig. Heute habe ich von hier
einen Tagesausflug nach Bagamoyo unternommen. Das war einer der
wichtigsten Häfen der ostafrikanischen Küste und der Endpunkt des
Handelsweges vom Tanganikasee ans Meer. Hier wurden vor allem Sklaven
und Elfenbein gehandelt und viele der europäischen Afrikareisenden des
18. und 19. Jahrhunderts begannen und beendeten ihre Reisen hier, z.B.
Livingston, Burton oder Stanley. Ende des 19. Jahrhunderts war der Ort
für kurze Zeit die Hauptstadt von Deutschostafrika. Aus diesem Grunde
gibt es hier sehr viele deutsche Kolonialgebäude, die meisten in einem
bedauernswerten Zustand, aber nun werden einige restauriert, andere sind
schon fertig. Die Stadt hat einen verschlafenen Charme. Neben den
Gebäuden der Stadt gibt es noch die Ruinen von Kaole etwa fünf Kilometer
außerhalb, die aus dem 13. bis 15. Jahrhundert stammen. Ein total
schöner und relaxter Ausflug mit freundlichen Menschen um mich herum.
Morgen werde ich nach Sansibar aufbrechen. Es gibt Sansibarfreunde
und Sansibarhasser, nur wenig dazwischen. Bin schon gespannt, wo ich
landen werde. Es ist wohl sehr touristisch, mit sehr vielen Schleppern,
falschen Guides etc. Mal sehen, wie es mir gefällt. Aber das wird dann
eine neue Geschichte.