Blumenmarkt, Kalkutta |
Blumenmarkt, Kalkutta |
Ganz davon abgesehen – der Blumenmarkt ist die ganze Aktion auf jeden Fall wert! So viele bunte Farben, Gerüche, liebenswerte Menschen, so viele Lastenträger, Rikschafahrer und völliges Choas. Man muss es einfach mögen.
Die Einwohner von Kalkutta reagieren auch ganz anders auf eine Kamera als z.B. in Varanasi oder anderen touristischen Gebieten. Wer fährt denn schon nach Kalkutta, hat die Stadt bei uns doch nach wie vor den Ruf, ein riesiger Moloch zu sein mit vielen Bettlern und Menschen, die auf der Straße leben – kurz und gut, wie Grass es mal formuliert hat: Kalkutta ist der größte Scheißhaufen Gottes!
Victoria Memorial, Kalkutta |
Aber deswegen der größte Scheißhaufen Gottes? Mitnichten. In Kalkutta ist nicht nur die indische Metropole des Drecks, sondern auch die der Kultur. Es gibt jede Menge Galerien, in denen einheimische und ausländische Künstler ausstellen, der Schriftsteller und erste indische Nobelpreisträger Rabindranath Tagore lebte hier (sein Haus ist heute ein Museum mit tollen Ausstellungsstücken und vielen Fotos aus seinem Leben), dann gibt es in der Collegestreet das größte Antiquariat der Welt. Erstaunlich, was sich in den Bretterbuden alles an Literatur findet – ideal für die Studenten der nahen Universität.
Mitten in einem Wohngebiet liegt der Marble Palace. Das Ganze bröckelt genauso vor sich hin, wie die anderen Gebäude der Stadt. Das Gelände ist riesig und im dazugehörigen Garten gibt es einen Zoo mit bedauernswerten Vögeln und anderen Tieren in Kleinstgehegen. So viel Platz wie der Marmorpalast haben in Kalkutta sonst nur Regierungsgebäude und Tempel zur Verfügung. Immerhin leben in Kalkutta normalerweise auf einem derart großen Grundstück mehrere tausend Familien.
Kumartuli, Kalkutta |
Mit Abstand die wichtigste Sehenswürdigkeit und der Stolz der Einheimischen ist das Victoria Memorial im Herzen der Stadt. Das Gebäude ist aus weißem Marmor erbaut und nach der britischen Königen benannt. Heute ist im Victoria Memorial ein Museum untergebracht – sehr viele Fotos aus der Zeit der Erbauung, Gemälde wichtiger Persönlichkeiten, Miniaturen, Waffen….
So toll das Gebäude aussieht – für mich waren die belebten Straßen, die Märkte und das ganz normale Leben in Kalkutta deutlich spannender. Zum Beispiel in Barabazar – einem klaustrophobisch engen Gassengewirr mit vielen kleinen Geschäften, Marktständen, jeder Menge Einkaufslustiger und Lastenträgern mit wahnwitzig großen Lasten auf dem Kopf oder hoch aufgetürmt in Lastkarren.
Kumartuli, Kalkutta |
In Kalkutta gibt es einen ganzen Stadtteil, der von der Gläubigkeit der Menschen unmittelbar lebt. In Kumartuli werden das ganze Jahr über Götterskulpturen aus Stroh und Lehm hergestellt. Je nach Größe kosten die bis zu 200.- Euro. Besonders viel gearbeitet wird hier vor dem großen Kali-Fest im Oktober – dann werden tausende Statuen gefertigt, die nach dem Fest in den Ganges geworfen werden.
Dieser Stadtteil ist eine Oase der Ruhe – einfach den Künstlern beim Herstellen der Skulpturen zuschauen, wie sie den Lehm auftragen, glatt drücken, mit Stoffbahnen umwickeln und am Schluss die Statuen mit bunten Farben bemalen.
Rikscha, Kalkutta |
Wie auch immer, mitten im Gewühl habe ich eine Frau mit einem superschönen Schal gesehen. Tja, natürlich habe ich sie angesprochen, wo sie den her hat – natürlich vom anderen Ende der Stadt… Aber wir sind in Kalkutta, der Stadt mit den freundlichsten Menschen von ganz Indien, und sie hat mir angeboten, mich dorthin zu bringen. Ausgestattet mit großem Mercedes und eigenem Fahrer haben wir uns auf den Weg in den Süden Kalkuttas gemacht zu eben diesem Geschäft, und natürlich hat Rita, meine neue indische Freundin, für mich das Verhandeln übernommen.
Nach getaner Arbeit hat sie mich wieder zurück an die Metro gebracht! Wow – Widerspruch war eh zwecklos – "it´s my town. I help you, you are my guest now." Wie würde ein Inder unser Deutschland und seine Bewohner erleben?
Gute Frage – bin jetzt wieder in good cold Germany und denke genau darüber nach. So viel Spontanität und Hilfsbereitschaft – befürchte ich – würde Rita hier leider nicht erfahren. Aber jeder einzelne von uns kann es zumindest ein bisschen ändern!
So, das war jetzt mal der letzte newsletter aus Indien. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht, mit mir ein bisschen durch Indien zu reisen.
Mal sehen, was es das nächste Mal wird!