Freitag, 6. Januar 2012

Das religiöse Leben an den Ghats, Varanasi

Irgendwie lässt mich Varanasi dieses Mal nicht los. Macht nichts, ich habe diese Reise so geplant, dass ich viel Zeit an den einzelnen Orten habe. Varanasi hat derart unterschiedliche Gesichter, je nachdem, in welcher Gegend man sich befindet, dass es absolut unproblematisch ist, hier eine Woche zu verbringen. Langweilig wirds mir hier nicht so schnell.
Reisen Indien Varanasi
Manikarninka Ghat

Da ist die Altstadt mit dem goldenen Tempel, dem wichtigsten Tempel in ganz Varanasi. Hier stehen die Menschen an manchen Tagen, die wohl als besonders wichtig gelten, mehrere hundert Meter Schlange, um irgendwann, nach ein paar Stunden, endlich rein zu kommen. Um den Tempel herum sehr viele Soldaten, man hat hier Angst vor extremistischen Anschlägen (vor allem durch Pakistanis).
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Manikarninka Ghat
Dann gibt's hier die ganzen Läden mit Opfergaben, z.B. Blumen. Überall Geschäfte, in denen man Götterfiguren und Schmuck kaufen kann. Dazwischen Teestuben, durch die Gassen trottende Kühe und herumturnende Affen. Eines gibts in der Altstadt nicht – Autorikschas. Dafür sind die Gassen zu eng. Kommt einem eine Kuh entgegen oder ein Motorrad, bleibt oftmals nichts anderes übrig, als in einen Laden zu gehen…
Dann gibt es die Ghats, die Badestellen. Diese Ghats ziehen sich über etwa 4 Kilometer hin. Im Norden, angrenzend an die Altstadt, ist der wichtigste Verbrennungsghat, der Marnikarninka-Ghat. Hier werden jeden Tag 200 Leichen verbrannt. Die Leichen werden natürlich vorher auf einer Bahre, begleitet von Ram-Rufen durch die engen Gassen getragen. Auch denen sollte man tunlichst aus dem Weg gehen.
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Blick vom Scindia Guesthouse
Mein erstes Hotel war nur etwa 200 Meter vom Verbrennungsghat entfernt, trotzdem hat man dank des Windes nichts gerochen… Noch nicht mal vom Balkon aus.
Weiter südlich liegt der Hauptghat. Hier findet jeden Abend ein Aarti statt, eine Zeremonie zur Anbetung des Flusses Ganges. Fünf Männer gestalten das Aarti. Sie stehen auf Podesten, schwenken Feuer, werfen Blumen in den Fluss und blasen Muscheln. Sowohl von Land als auch vom Boot aus einfach toll!!!
Am meisten zu sehen gibt es an den Ghats. Hier baden die Menschen und putzen ihre Zähne direkt neben den Verbrennungsstätten. Hin und wieder schwimmt eine tote Kuh vorbei. Wäsche wird gewaschen, Kühe trotten zwischen den brennenden Holzstößen herum, Hunde sitzen erwartungsvoll da (will gar nicht wissen, auf was sie warten).

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Varanasi
Natürlich zieht Varanasi, die heiligste Stadt der Hindus, auch viele Sadhus an. Das sind heilige Männer, die ohne Hab und Gut durch Indien ziehen. Oftmals sehr weise Menschen, aber heilig sind gewiss nicht alle…. Dann natürlich die ganzen Pilger, die einmal im Leben hierher kommen, um sich rein zu waschen – so verschmutzt der Ganges auch ist, in den Augen eines Hindu kann der Fluss alles reinigen…
Inzwischen bin ich in eine ruhigere Gegend umgezogen, in den südlichen Teil. Hier geht es eher gemütlich zu an den Ghats . Wasserbüffel werden gebadet, Menschen ruhen sich aus oder meditieren am heiligen Fluss.
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Varanasi
Natürlich ist hier auch für die Reisenden gesorgt – es gibt unzählige Hotels jeder Preisklasse. Die preiswertesten Zimmer beginnen bei 3 Euro, das teuerste liegt bei ca 400 Euro, immerhin fürs Zimmer, nicht pro Person. Überall kleine Restaurants mit Essen zweifelhafter Qualität (beginnt schon mit der Frage, wo das Wasser herkommt, das man im Tee hat…). Dann gibt's Restaurants, die eher auf den westlichen Geschmack abzielen und oft zu Hostels für Rucksackreisende gehören. Dort gibt's dann die übliche Travellerkost – von Spaghetti über Pfannkuchen bis hin zu koreanischen oder japanischen Gerichten.
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Aarti, Varanasi
Tja, und dann gibt es noch das Blue Lassi – das ultimative Geschäft für den Joghurtdrink Indiens. Ich dachte eigentlich, dass ich nach 7 Indienreisen in Sachen Lassi keine grossen Überraschungen mehr erlebe. Tja, so kann es gehen – im Blue Lassi gibt es definitiv die besten Lassis von ganz Indien.
Banane-Schoko, Papaya, Apfel, Kaffee, Mango, Orange oder Kokos-Schoko – ganz egal, alle sind genial! Bin jeden Tag dort und jeden Tag wird was neues probiert!