Montag, 2. Januar 2012

Varanasi - Traum oder Trauma?


Reisen Indien Varanasi
Sadhu, Varanasi
Nun also Varanasi – die Stadt, die ich vor 16 Jahren so unmöglich fand. Varanasi ist für Hindus die wichtigste und heiligste Stadt der ganzen Welt. Wer hier stirbt, verbrannt wird und dessen Asche in den Ganges gestreut wird, der ist von dem Kreislauf der Wiedergeburten erlöst. So, also ist eigentlich logisch, was hier los ist: in Varanasi sitzt das geballte Elend auf der Strasse und wartet auf den Tod. Alle Kranken, Behinderten, Alten, und natürlich jede Menge andere kommen hierher und warten. Solange sie noch nicht tot sind, müssen sie sich irgendwie ernähren – deswegen gibt's hier auch so viele Bettler. Vor 16 Jahren war Varanasi für mich der absolute Horror. Jetzt, nach vier Tagen hier, kann ich sagen – so schlimm ist es nicht (mehr).
Es gibt mehrere Gründe, warum ich das jetzt anders empfinde:

Reisen Indien Varanasi
Ghats, Varanasi
Reisen Indien Varanasi
Varanasi
Vor 16 Jahren war ich im sehr heißen April in Varanasi. Dezember ist die kühle Jahreszeit. Da hat man weniger Probleme mit der Elektrizität und durch den Wind riecht man auch die Scheiterhaufen mit den brennenden Leichen nicht so sehr. (allein am großen Verbrennungsghat werden täglich 200 Leichen verbrannt).
Ich bin zwar im gleichen Hotel wie vor 16 Jahren, aber die Zimmer sind jetzt deutlich besser.
Außerdem wurde ich vor ein paar Jahren in Indien upgegraded von Miss zur Mam – das macht in Indien sehr viel aus. Respekt gegenüber Älteren. Und wenn der von Jüngeren nicht kommt, kann man den durchaus einfordern (behandelst du deine Mutter auch so wie mich jetzt?)
Also, wie gesagt, Varanasi ist nicht ohne, aber es ist eine sehr spannende Stadt, in der man sehr viel erleben kann. Heute allerdings nicht – es regnet wie aus Kübeln. Eigentlich nicht typisch für diese Jahreszeit, die zwar kalt, aber normalerweise trocken ist..
Silvester habe ich in einem anderen Hotel verbracht, der Manager hat mich dorthin eingeladen. Es gab traditionelle indische Musik mit Sitar und Tabla und dann traditionellen Tanz. Um Mitternacht dann wie bei uns auch, jede Menge Raketen und Knaller.