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Emirpalast, Zaria, Nigeria |
Nicht weit entfernt von Kano liegt Zaria. Per Minibus kann man Zaria
von Kano aus innerhalb von 1,5 Stunden erreichen – sobald dieser voll
ist. Und das kann dauern…. In meinem Fall waren das fast drei Stunden….
Bei den Minibussen gibt es verschiedene Modelle: am häufigsten hatte ich
die Version 2:4:4:4. Das bedeutet, vorne neben dem Fahrer zwei
Personen, in den Reihen dahinter jeweils vier. Das ist insofern
problematisch, als es eigentlich neben dem Fahrer nur einen Sitz und in
den Reihen dahinter nur jeweils drei Plätze pro Reihe gibt. Kinder,
Tiere und Gepäck kommen natürlich noch extra dazu. Auf gut deutsch – so
ein Minibus ist vollgestopft bis unters Dach!
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Palastwächter, Zaria, Nigeria |
Bei der Fahrt nach Zaria kam nun verschärfend dazu, dass wir eine
sehr querformatige Dame an Bord hatten, die aufgrund ihrer Leibesfülle
zwei Plätze brauchte, aber natürlich nicht einsehen wollte, dass sie den
doppelten Preis zahlen sollte… Das zog sich in die Länge und deswegen
starteten wir auch mit deutlicher Verspätung. Die Einigung beim
Fahrtpreis bestand letztendlich darin, dass die Dame nur für einen Platz
zahlte, aber zusätzlich einen Obolus für ihr überdimensionales Gepäck…
Zaria ist eine sehr alte Stadt mit einem Emirpalast. Hier durfte ich
zwar in den Palast hinein, allerdings nur in den Hof und die äußeren
Zimmer. Im Palast habe ich Hamza, einen sehr netten Angestellten kennen
gelernt, der sich den restlichen Tag um mich gekümmert hat. So konnte
ich nicht nur Teile des Palastes sehen und mit dem ersten Sekretär des
Emirs plaudern, sondern er holte auch sein Motorrad und kutschierte mich
in der Stadt herum. In Zaria gibt es eine kompakte Altstadt, die von
einer hohen Mauer umgeben ist. Einige Häuser sind mit tollen Mustern
verziert, durch die dicken Mauern ist es drinnen trotz der glühenden
Hitze draußen richtig schön kühl.
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Kurmimarkt, Nigeria |
Am Nachmittag hatte Hamza noch eine Überraschung parat und fuhr mich
mit dem Motorrad zur Amadu Bello Universität. Das ist eine der größten
und bekanntesten Unis von ganz Afrika und man kann hier so gut wie alles
studieren. Es tat gut zu sehen, dass hier auf dem Campus Moschee und
Kirche direkt nebeneinander stehen und ganz offensichtlich Moslems und
Christen hier ihren gemeinsamen Platz zum Lernen und Studieren gefunden
haben. Natürlich ist der Norden Nigerias vor allem durch die Moslems
geprägt, aber die Studenten kommen aus dem ganzen Land, um nicht zu
sagen, aus ganz Afrika. Dementsprechend kommen hier Moslems, Christen,
Animisten und andere zusammen. Von Religionsproblemen spürt man hier
nichts, was nicht bedeutet, dass es keine gibt. Kano ist die Hochburg
der Sharia in Nigeria und das islamische Recht wird auch in Zaria an der
Uni gelehrt.
Ich persönlich hatte zu keiner Zeit ein Problem mit den Menschen
hier, egal, welcher Religion sie angehören. Ganz im Gegenteil. Die
Probleme in Jos, wo sich Moslems und Christen seit vielen Jahren
bekriegen, liegen laut den meisten Nigerianern in letzter Konsequenz
auch nicht in der Religion begründet, sondern in der Politik. Sowohl
Christen als auch Moslems haben bestätigt, dass die Religion von
Politikern jeder Glaubensrichtung für ihre Zwecke missbraucht wird und
so die Kämpfe immer wieder ausbrechen, weil Menschen gegeneinander
aufgebracht werden.