Samstag, 10. April 2010

Nigeria - eine angenehme Überraschung!

Es gibt im Leben Dinge, bei denen sich alle einig sind. Das ist beim Reisen nicht anders. Die übelsten Geschichten wurden immer aus Nigeria erzählt – zu viele Menschen (jeder fünfte Afrikaner kommt aus Nigeria!), Chaos, Spams, Internetbetrügereien, Biafra, Religionskonflikte, Sharia, Bürokratie, Korruption – die Liste ist alles andere als vollständig, aber jeder, der durch Nigeria gereist ist, kann davon berichten.
Was sagt uns das? Ein weiteres spannendes Land, oder? Irgendwie muss man doch herausfinden, ob diese Gruselgeschichten der Wahrheit entsprechen oder in den Bereich der Sagen und Mythen gehören….

Reisen Afrika Nigeria Kano
LKWs in Nigeria
Wie auch immer, die Straße, die Nordkamerun mit Nigeria verbindet, ist in genauso schlechtem Zustand wie die meisten grenznahen Straßen in diesem Teil der Welt. Man biegt irgendwo im Busch von der Teerstrasse auf eine nicht wirklich als solche erkennbare Piste ab und fährt eine gute halbe Stunde durch den Sand bis zu einer Kleinstadt mit überdimensionalem Markt. Aufgrund des Grenzverkehrs haben diese Grenzorte oftmals Riesenmärkte, weil die jeweils preiswertesten Waren beiderseits der Grenze hier gut verhökert werden können!
Das Passieren der Grenze war absolut unbürokratisch (widerlegt schon mal das Gerücht bezüglich des nigerianischen Papierkriegs) und ging auch ohne Spende meinerseits vonstatten (ins Land kommt man also schon mal ohne Bestechung). Ganz im Gegenteil: die Beamten freuten sich richtig über meinen Besuch, boten mir den bequemsten Stuhl an (das war der mit den vier Beinen!!!), gaben mir eine Tasse Tee und fragten mich brav, auf welche Seite im Reisepass ich den Einreisestempel möchte, um möglichst wenig Platz zu verschwenden. Beim Geldwechseln halfen sie mir auch noch, und der Kurs war noch nicht mal schlecht…

Reisen Afrika Nigeria Kano
Markt in Kano, Nigeria
Der Immigration Officer setzte mich nach der Einreiseprozedur auf sein Motorrad und chauffierte mich eigenhändig zum richtigen Sammeltaxi für die Weiterreise nach Maiduguri. Nigeria? Ja, ich war nicht auf einen anderen Planeten gebeamt worden, sondern tatsächlich gerade nach Nigeria eingereist….
In einem extrem altersschwachen Auto, das mit acht Personen samt Gepäck plus Fahrer wirklich bis unters Dach voll besetzt war, ging es dann weiter durch wüstenähnliche Landschaft bis nach Maiduguri, wo wir nach knapp vier Stunden ankamen.
Vandi, der Rezeptionist meines Hotels in Maroua, hatte es sich nicht nehmen lassen, sich auch nach meiner Abreise noch um mich zu kümmern. Telefonisch informierte er seinen Cousin Luka in Maiduguri über meine Reisepläne und schärfte mir ein, Luka anzurufen, sobald ich Maiduguri erreiche. Gesagt, getan, kurz darauf war Luka da und brachte mich ins Gästehaus der Universität.
Am Spätnachmittag begleitete er mich auf den Schwarzmarkt. Banken sind in Nigeria nur von geringem Nutzen, Geld wird auf der Straße bzw. im Markt gewechselt. Bei solchen Aktionen ist es mir immer lieber, wenn ich einen Einheimischen dabei habe. Zum einen traue ich Geldwechslern schon mal aus Prinzip nicht wirklich über den Weg, vor allem, wenn man neu in einem Land ist und den genauen Wechselkurs nicht kennt, zum anderen sehen ja durchaus einige Menschen, dass ich einen größeren Packen Geld eingetauscht habe und den nun logischerweise spazierentrage…. Kein so ganz gutes Gefühl!