Es gibt im Leben Dinge, bei denen sich alle einig sind. Das ist beim
Reisen nicht anders. Die übelsten Geschichten wurden immer aus Nigeria
erzählt – zu viele Menschen (jeder fünfte Afrikaner kommt aus Nigeria!),
Chaos, Spams, Internetbetrügereien, Biafra, Religionskonflikte, Sharia,
Bürokratie, Korruption – die Liste ist alles andere als vollständig,
aber jeder, der durch Nigeria gereist ist, kann davon berichten.
Was sagt uns das? Ein weiteres spannendes Land, oder? Irgendwie muss
man doch herausfinden, ob diese Gruselgeschichten der Wahrheit
entsprechen oder in den Bereich der Sagen und Mythen gehören….
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LKWs in Nigeria |
Wie auch immer, die Straße, die Nordkamerun mit Nigeria verbindet,
ist in genauso schlechtem Zustand wie die meisten grenznahen Straßen in
diesem Teil der Welt. Man biegt irgendwo im Busch von der Teerstrasse
auf eine nicht wirklich als solche erkennbare Piste ab und fährt eine
gute halbe Stunde durch den Sand bis zu einer Kleinstadt mit
überdimensionalem Markt. Aufgrund des Grenzverkehrs haben diese
Grenzorte oftmals Riesenmärkte, weil die jeweils preiswertesten Waren
beiderseits der Grenze hier gut verhökert werden können!
Das Passieren der Grenze war absolut unbürokratisch (widerlegt schon
mal das Gerücht bezüglich des nigerianischen Papierkriegs) und ging auch
ohne Spende meinerseits vonstatten (ins Land kommt man also schon mal
ohne Bestechung). Ganz im Gegenteil: die Beamten freuten sich richtig
über meinen Besuch, boten mir den bequemsten Stuhl an (das war der mit
den vier Beinen!!!), gaben mir eine Tasse Tee und fragten mich brav, auf
welche Seite im Reisepass ich den Einreisestempel möchte, um möglichst
wenig Platz zu verschwenden. Beim Geldwechseln halfen sie mir auch noch,
und der Kurs war noch nicht mal schlecht…
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Markt in Kano, Nigeria |
Der Immigration Officer setzte mich nach der Einreiseprozedur auf sein
Motorrad und chauffierte mich eigenhändig zum richtigen Sammeltaxi für
die Weiterreise nach Maiduguri. Nigeria? Ja, ich war nicht auf einen
anderen Planeten gebeamt worden, sondern tatsächlich gerade nach Nigeria
eingereist….
In einem extrem altersschwachen Auto, das mit acht Personen samt
Gepäck plus Fahrer wirklich bis unters Dach voll besetzt war, ging es
dann weiter durch wüstenähnliche Landschaft bis nach Maiduguri, wo wir
nach knapp vier Stunden ankamen.
Vandi, der Rezeptionist meines Hotels in Maroua, hatte es sich nicht
nehmen lassen, sich auch nach meiner Abreise noch um mich zu kümmern.
Telefonisch informierte er seinen Cousin Luka in Maiduguri über meine
Reisepläne und schärfte mir ein, Luka anzurufen, sobald ich Maiduguri
erreiche. Gesagt, getan, kurz darauf war Luka da und brachte mich ins
Gästehaus der Universität.
Am Spätnachmittag begleitete er mich auf den Schwarzmarkt. Banken
sind in Nigeria nur von geringem Nutzen, Geld wird auf der Straße bzw.
im Markt gewechselt. Bei solchen Aktionen ist es mir immer lieber, wenn
ich einen Einheimischen dabei habe. Zum einen traue ich Geldwechslern
schon mal aus Prinzip nicht wirklich über den Weg, vor allem, wenn man
neu in einem Land ist und den genauen Wechselkurs nicht kennt, zum
anderen sehen ja durchaus einige Menschen, dass ich einen größeren
Packen Geld eingetauscht habe und den nun logischerweise
spazierentrage…. Kein so ganz gutes Gefühl!