Nach der Reise mit meinen Eltern war ich doch noch eine ganze
Zeitlang in Namibia. Hier im Chameleon Backpackers habe ich einige
Freunde gefunden, die über mehrere Monate in Windhoek leben und auch
z.T. hier arbeiten.
Erstaunlicherweise extrem viele Piloten, die entweder in Windhoek
oder in Swakopmund arbeiten wie Etienne und Jerome aus Frankreich oder
eine Stelle suchen wie zum Beispiel Mohamed aus Ägypten und Dave aus
England.
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Monica im Home of Good Hope |
Dann lebt hier Hendrik, der deutsche Arzt mit seinem enormen
Enthusiasmus und seiner grenzenlosen Liebe zu Afrika und seinen Menschen
trotz all der Gewalt, die er tagtäglich im Krankenhaus in Katutura
erlebt. Neben dem Krankenhaus arbeitet er für seine NGO, wo er HIV
Patienten kostenfrei betreut. Nun kommt im neuen Jahr noch die Aufgabe
dazu, 12 neue Kliniken im ganzen Land aufzubauen und zu betreuen. Da all
dies nicht genügend Geld zu Leben abwirft, arbeitet er zusätzlich an
der Hostelbar. Schon erstaunlich, wo er diesen Elan hernimmt, jeder
andere wäre schon lange verzweifelt und hätte Afrikas Kranke den
Afrikanern überlassen….
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Home of Good Hope |
Schließlich Nicole, die aus Australien stammende Frau von Mohamed, und
Caroline aus Schweden, Freundin von Hendrik, die unermüdlich bei Monica
in der Suppenküche mithalf. Nicht zu vergessen Mohsine, eigentlich in
Windhoek, um TV- und andere Türme zu bauen, aber nie zu müde, um für die
volle Mannschaft abends noch ein marokkanisches Essen aus dem Hut zu
zaubern. Mohsine ist nun im wohlverdienten Urlaub daheim in Marokko.
Ich habe die Zeit hier in Windhoek nicht komplett nutzlos verbracht.
Ein paar Tage Erholung von der dreiwöchigen Namibiarundreise mit den
Eltern habe ich mir gegönnt, danach war ich wieder jeden Vormittag in
Katutura, um Monica in der Suppenküche ihres Projektes Home of Good Hope
zu helfen.
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Home of Good Hope, Katutura, Namibia |
Die Kinder hier sind zwischen 2 und 16 Jahre alt und bekommen einmal
am Tag eine Mahlzeit aus der Suppenküche. Dies ist oftmals die einzige
Mahlzeit des Tages. Unsere Aufgabe war das Austeilen des Essens,
Zusammenräumen der kleinen Stühle, Zusammenkehren, Abspülen und
Abtrocknen.
Danach war immer Zeit, mit den Kindern zu spielen. Die kleineren Kinder
waren ganz versessen auf Körperkontakt und wollten in der Gegend
herumgetragen werden. Blonde Haare sind natürlich selten und absolut
spannend, und nicht wenige der Mädchen auf meinem Arm nutzten die
Chance, mit dem Lockengewirr herumzuspielen, sodass ich nachmittags
immer mit vielen vielen Knoten in den Haaren zu kämpfen hatte…..
Ein eher unschönes Erlebnis hatte ich auch in Windhoek, als ich
alleine vom Einkaufen zurückkam und mitten in der Stadt nachmittags um
14.30 auf offener Strasse von zwei Männern mit einem Messer bedroht
wurde. Die beiden waren mir gefolgt, das war mir aufgefallen, weswegen
ich schneller ging, die beiden rannten mir nach und hatten eben dieses
Messer….
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Home of Good Hope, Katutura, Namibia |
Nun ja, ich hatte nicht vor, wegen eines Rucksacks, eines Telefons, dem
Gegenwert von 15 Euro im Geldbeutel und zwei Flaschen Softdrinks den
Helden zu spielen. Der Rucksack war weg, die Diebe samt dem Messer auch,
aber mir war Gott sei Dank nichts passiert.
Freunde aus dem Hostel kamen gerade in dem Moment per Auto um die Ecke,
als es passierte, konnten die Attacke aber auch nicht verhindern und
wurden sogar auch mit dem Messer bedroht, als sie mir helfen wollten.
Ich merkte erst, wie geschockt ich war, als ich wieder im Backpackers war.
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Home of Good Hope, Katutura, Namibia |
Meine Freunde hier schauten die nächsten Tage sehr darauf, dass ich
nicht alleine unterwegs war, aber inzwischen ist wieder Normalität
eingekehrt, schließlich bin ich ja alleine in Afrika unterwegs und muss
auch in der Lage sein, alleine auf die Strasse zu gehen.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Shahid sein Visum für Angola
durch eine kleine zusätzliche Spende an die angolanische Botschaft
erhalten hat und hoffentlich bald hier eintrifft.
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Home of Good Hope, Katutura, Namibia |
Dann kann es losgehen mit dem Abenteuer Westafrika, eine Gegend, die
sowohl bei Shahid als auch bei mir schon seit langem ein ungelebter
Traum war. Das Visum für Angola war schon immer schwierig zu bekommen,
aber dass wir es nun beide in der Tasche oder besser im Pass haben,
grenzt an ein Wunder. Angola, die beiden Congos, dann Gabun, was nach
den Congos wahrscheinlich richtig zivilisiert erscheinen wird…
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Home of Good Hope, Katutura, Namibia |
Ich werde immer wieder gefragt, wann ich denn eigentlich wieder in
Deutschland sein werde. Tja, gute Frage. Vermutlich irgendwann im April,
so ist zumindest der Plan, nachdem ich nun aber deutlich länger in
Namibia war als geplant, muss ich sehen, wie realistisch das alles ist.
Darüber mache ich mir jetzt aber keine Gedanken, es macht keinen Sinn,
durch die nächsten Länder zu hetzen, da die Strassen dort sehr schlecht
sein sollen, zudem ist Regenzeit, was die Sache natürlich nicht besser
macht.
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Home of Good Hope, Katutura, Namibia |
Weihnachten habe ich im Chameleon Backpacker mit einem tollen
Fisch-Grillfest samt leckeren Salaten verbracht, und nächste Woche geht
es wohl in Richtung angolanische Grenze.
Inwieweit es dort Internet und Handyempfang gibt, kann ich nicht
abschätzen, aber ich werde mich auf jeden Fall bemühen, Lebenszeichen
auf die eine oder andere Weise zu schicken.
Viele Grüße aus Windhoek und vielen Dank für die vielen Weihnachtsgrüße!