Mittwoch, 12. Juni 2013

Heiß, heiß, heiß - die Danakilwüste

Die Danakil ist einer der heißesten Orte der Welt. Außerdem einer der Orte mit den meisten aktiven Vulkanen. Einen davon, Erta Ale, werden wir besteigen. Weil es hier tagsüber bis zu 50 Grad heiß wird, werden wir am Abend aufsteigen, da hats angeblich erfrischende 35 Grad....
Karawane mit Salz aus der Danakil, Äthiopien
Wie auch immer, wegen meiner Augensituation und natürlich auch wegen der Hitze werde ich für den Aufstieg ein Kamel mieten. Der Aufstieg dauert etwa drei Stunden mitten in der Nacht - wer nicht dreidimensional und obendrein auch noch doppelt sieht, zieht da einfach die Konsequenzen. Mit einem Guide ist außerdem vereinbart, dass er mich oben auch dem Kraterrand begleitet. Ich habe keine Lust, vor lauter doppelt sehen und fotografieren wollen, in den Lavasee zu fallen... Das wäre definitiv final!

Inzwischen sind ein paar Tage, eigentlich 10, vergangen, die Danakilwüste war eine Erfahrung für sich. Temperaturen bis zu 49 Grad. Insgesamt waren wir 12 leicht wahnsinnige Touristen, die sich diesen zweifelhaften Spaß, den heißesten Ort der Welt selbst zu erleben, nicht entgehen lassen wollten...
Wir waren auf drei Jeeps verteilt und hatten ein weiteres Fahrzeug für Führer, Koch, Koch-Assistent und die diversen Soldaten, die wir auf dem Weg mitnehmen mussten. Alles zu unserer Sicherheit, versteht sich. In Punkto Sicherheit verstanden die zehn Herren wirklich keinen Spaß - vor jedem Camp, vor jedem Mittagsstopp fuhr dieser Jeep voraus, die Soldaten sicherten die Gegend mit schussbereiten Gewehren.... Warum das alles?
Soldaten als Bewacher, Danakil, Äthiopien
Voriges Jahr gab es einen Überfall auf Touristen in der Danakil. Dabei wurden mehrere Touristen getötet und andere entführt. Was genau passiert, warum und wer es war - da gibt es die wildesten Gerüchte. Fakt ist, dass jetzt jede Tour dort von mehreren bewaffneten Soldaten aus der Gegend bewacht wird, damit so etwas nicht wieder vorkommt. 
Die erste und die dritte Nacht haben wir in Hamed Ale verbracht. Das Ganze nannte sich Camp - war masslos übertrieben. Hamed Ale ist ein verarmtes Dorf mitten im Nichts. Die Agentur hat dort zwei Häuser - eines für die Betten, eines fuer die Küche.
Die Betten sind mit Stricken bespannt, sodass es nachts von unten kühlt. Eine dünne Matratze drauf, fertig. Zudecke braucht in der Danakil niemand, so viel steht fest!
Camp in Hamed Ale, Äthiopien
Die zweite Nacht war spannend - die haben wir auf dem Vulkan verbracht. Der Aufstieg begann gegen 20.00 Uhr und dauerte gut 3,5 Stunden. Ob ich mit meinem Kamel besser dran war als die anderen zu Fuß - ich wage es zu bezweifeln. 3 1/2 Stunden auf einem Kamelrücken, das ist definitiv nicht lustig. In pechschwarzer Nacht einen Vulkan mit scharfem Lavagestein zu Fuß besteigen auch nicht.
Wie auch immer - als wir oben waren, war alles Ungemach vergessen, ob zu Fuß oder per Kamel! 
Im Krater brodelt ein Lavasee, etwa 30 Meter breit, 60 Meter lang. Und wir schauten von oben rein - aus einer Höhe von etwa 20 Metern! Und da unten blubbert und brodelt es so richtig vor sich hin! So etwas habe ich noch nie gesehen. Immer wieder ist irgendwo was explodiert, immer wieder hat der Wind gedreht, dann wars gleich furchtbar heiß. Und unangenehm riechen tut so ein Vulkan auch noch....
Aber es ist sooooooooo spannend!
Lavasee im Eta Ale Vulkan, Äthiopien


Lavasee im Erta Ale Vulkan, Äthiopien

Sulphursee, Dallol, Äthiopien
Am vierten Tag waren wir in Dallol. Dort gibt es Sulphurseen. Das schaut aus wie in einem schlechten Film - ich hatte eh die beiden Tage das Gefühl, im Film "Herr der Ringe" gelandet zu sein. Durch die vielen Mineralien hat der See ganz unterschiedliche Farben - gelb, grün, orange, rot..... Und es stinkt zum Himmel!
Aber fotogen sind diese Seen auf jeden Fall.






Sulphursee, Dallol, Äthiopien
Salzarbeiter, Danakil, Äthiopien

Ganz in der Nahe liegt der große Salzsee. Hierher kommen die Männer von Hamed Ale, um das Salz abzubauen. Sie hauen es buchstäblich aus dem erstarrten Salzsee heraus und hacken es in 30x40 cm grossen Stücke. Die werden dann per Kamel nach Mekelle gebracht. Ein Salzstück kostet in Dallol 15 Birr, in Mekelle kann man bis zu 40 Birr bekommen (25 Birr ist 1 Euro). Ein Kamel kann bis zu 50 solcher Salzstücke tragen....
Lauwarme Cola und Fanta im Pub von Hamed Ale - ein Genuss!
Total erledigt sind wir nach diesen 4 Tagen wieder in Mekelle angekommen. Endlich wieder duschen, saubere Sachen anziehen - und in der besten Pizzeria des Ortes eine riesige Pizza essen! 
Salzarbeiter, Danakil, Äthiopien
Es bleibt aber auch eine große Nachdenklichkeit - wir waren so froh, diesen ungastlichen Ort nach vier Tagen wieder zu verlassen. Es gibt Menschen, die leben dort ihr ganzes Leben, stehen jeden Tag in Salzlauge, bauen bei 50 Grad ohne Schatten 8 oder 10 Stunden lang Salz ab, Frauen gebären irgendwo in der Einöde ihre Kinder ohne irgendeinen Beistand. Kinder bekommen eine marginale Schulbildung, wenn überhaupt - z.B. wenn sie in einem der Dörfer wohnen. 
Alle Bewohner der Danakil hängen von Lebensmittelprogrammen ab. Anders können sie nicht überleben. Trotzdem wollen sie nicht gehen. Das wäre das Ende ihrer Kultur und ihrer Traditionen.

Herausbrechen der Salzplatten, Danakil, Äthiopien