Montag, 22. September 2025

Apollonia, ein Hotelier und zwei Bier – Albanien zum Verlieben

Llogarapass, Albanien

Der Llogarapass in Albanien ist nichts für geradeaus-Fahrer. Die Straße windet sich in engen Kurven hoch. Traumhafte Aussicht aufs Meer … und dann dieser Dämpfer: die gigantischen Betonklötze unten an der Küste. Hotels, die aussehen, als hätte jemand vergessen, den Rohbau zu beenden – und trotzdem schon Gäste eingeladen. Von hier oben sieht man sie alle. Leider.

Blick auf neue halbfertige Hotelbauten

Aber dann, je weiter man den Pass hochkommt, desto freundlicher wird es. Pinien tauchen auf, dichter Wald, frische Luft – plötzlich fühlt man sich wie in einem Gebirgskurort. Ein bisschen wie ein Gratis-Klimaanlagenwechsel vom Meer zur Bergfrische.




Apollonia, Albanien


Bevor es uns nach Levan verschlug, machten wir Halt in Apollonia. Ein Ort, an dem man sich fast in eine andere Zeit versetzt fühlt. Zwischen Ruinen und Tempelresten stolpert man über Steine, die seit mehr als zweitausend Jahren hier liegen. Ein Amphitheater, zerfallene Mauern, Säulen – und drumherum eine stille, leicht verträumte Landschaft. 



Apollonia, Albanien


Das Schöne: Apollonia ist kein überlaufenes Touristenziel. Man kann in aller Ruhe durch die Ruinen streifen, die Gedanken schweifen lassen und sich vorstellen, wie hier einst Philosophen diskutierten oder Händler ihre Waren feilboten. Nach dem Anblick der modernen Bausünden an der Küste war das wie ein wohltuender Kulturschock – eine Erinnerung daran, dass große Kultur nicht aus Beton bestehen muss. 



Unser Ziel für den Tag lag im kleinen Städtchen Levan in der Nähe von Fier. Dort hatten wir unsere Unterkunft, nicht wirklich spektakulär, aber mit einem Besitzer, den man eigentlich in Bronze gießen müsste. Sterne? Hatte seine Unterkunft nicht. Charme? Mehr als genug.

Problem: Er sprach kein einziges Wort Englisch. Unser Albanisch beschränkte sich auf "Faleminderit" (Danke). Ergebnis: eine Mischung aus Pantomime, Lächeln und viel Schulterzucken.

Und dann entschied er kurzerhand: Diese Gäste müssen essen. Lösung: Er setzte uns einfach in sein eigenes Auto und fuhr uns zum nächsten Restaurant. Ohne Fragen, ohne Diskussion, einfach los. Dort stellte uns der Kellner zwei Bier auf den Tisch, der Hotelbesitzer nickte uns zufrieden zu – und verschwand wieder.

Wir saßen da, leicht irritiert, aber glücklich mit unseren Bieren und bestellten unser Abendessen. Dann die nächste Überraschung: Der Hotelier hatte längst vorgesorgt. Die Biere waren bereits bezahlt und der Restaurantbesitzer war unser Chauffeur für den Rückweg. Logistik à la Albanien: unbürokratisch, freundlich, perfekt.

Am nächsten Morgen dann das Highlight: ein Frühstück, das alles überstrahlte. Brot, Tomaten, Gurken, würziger Käse, gebratene Würstchen, dazu Feigen-Marmelade und ein Glas Milch, das wir mit Kaffee aufpeppten. Kein Buffet, keine Plastikdeckelchen – einfach ehrlich, frisch, großartig.


Frühstück,in der Villa Kasemi, Levan, Albanien

Der Llogarapass bleibt in Erinnerung: von karger Weite in duftige Wälder, von Betonmonstern am Meer zu einem Hotelier, der mit Händen, Füßen und großem Herzen mehr kommunizierte als manch anderer mit perfektem Englisch.
Manchmal braucht es eben nur Geschichte, ein Auto, zwei Bier – und ein Frühstück, das einen grinsen lässt.