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Steinbruecke von Kadiut, Benje, Albanien |
Wer
Albanien bereist, stolpert früher oder später über Bilder der
Benje Thermalquellen bei Përmet: türkisblaues Wasser, dampfende
Becken, eingerahmt von Bergen – und mittendrin die osmanische
Steinbrücke, die fast märchenhaft über den Fluss ragt. Ein Ort,
der lange als Geheimtipp galt und für viele das Sinnbild unberührter
Natur war. |
Benje, Albanien |
Die
Realität sieht inzwischen leider anders aus. Was früher ein ruhiger
Ort zum Entspannen war, ist heute ein überlaufener Hotspot. Tagsüber
wimmelt es von Autos, Bussen und Menschenmengen, die in die kleinen
Naturbecken drängen. Der Zauber, den Fotos im Internet noch
versprechen, verliert sich im Stimmengewirr, Selfie-Sticks und
Plastikflaschen am Rand.
Besonders
die berühmte Steinbrücke von Kadiut, ein Relikt osmanischer
Baukunst, leidet. Sie wird von Besuchern ständig betreten, als
Kulisse für Fotos genutzt und ist der Erosion ohne Schutzmaßnahmen
ausgesetzt. Statt ein sorgfältig bewahrtes Kulturgut zu sein, wirkt
sie zunehmend wie eine Staffage im touristischen Trubel.
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Gelaende fuer Souvenirs und mehr... |
Noch
besorgniserregender sind die jüngsten Entwicklungen: Ein riesiger
Parkplatz ist bereits angelegt, angrenzende Flächen wurden planiert.
Alles deutet darauf hin, dass hier bald Restaurants, Souvenirstände
und möglicherweise sogar Unterkünfte entstehen. Was nach
touristischer Infrastruktur klingt, bedeutet zugleich das Ende der
natürlichen Stille, die diesen Ort einst besonders machte.
Natürlich
ist es verständlich, dass Albanien seine Attraktionen für Reisende
zugänglich machen möchte – gerade in einer Region, die
wirtschaftlich davon profitiert. Doch ohne nachhaltige Planung droht
ausgerechnet das verloren zu gehen, was die Benje Thermalquellen
einzigartig machte: Authentizität, Ruhe und ein Gefühl von
Unberührtheit.
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Steinbruecke von Kadiut, Benje, Albanien |
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Memo House, Këlcyrë, Albanien |
Umso
schöner war dafür die Übernachtung im kleinen Ort Këlcyrë, nur wenige Kilometer entfernt und vollkommen untouristisch. Ein sehr
herzlicher Gastgeber, der uns seinen eigenen Honig vorbei
gebracht hat, im Restaurant um die Ecke gegrilltes Hähnchen vom Rost
und ein ganzer Topf voll frischem Salat – mehr braucht es nicht, um
die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Hier spürt man noch die
albanische Gastfreundschaft, fernab vom touristischen Rummel.
Fazit:
Wer die Quellen besuchen möchte, sollte sich auf Gedränge und
Kommerz einstellen – oder besser: nach Alternativen Ausschau
halten. Albanien bietet unzählige verborgene Naturjuwele, die (noch)
nicht auf den Radaren der Massen angekommen sind. Und wer echte Ruhe
und Gastfreundschaft sucht, findet sie oft genau dort, wo man es am
wenigsten erwartet – wie in Këlcyrë.
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Restaurant in Këlcyrë, Albanien |