Mittwoch, 27. September 2023

Korinth – aber welches Korinth denn eigentlich?

Museum Korinth, Griechenland

Die Frage ist berechtigt - es sind tatsächlich fünf Orte, die den Namen Korinth tragen. Das neue Korinth, die 60.000 Einwohner-Verwaltungshauptstadt am Meer, dann Alt-Korinth, ein 1800-Seelen-Dorf bei den Ruinen, dazu kommt das antike Korinth mit den Ausgrabungen und Akrokorinth, eine mächtige Burganlage auf einem weithin sichtbaren Bergsattel. Dann gibt es natürlich noch den Isthmus von Korinth, den Kanal. Also reichlich verwirrend das Ganze.


Antikes Korinth, Griechenland


Das neue Korinth ließen wir links liegen. Die Stadt wurde mehrmals durch Erdbeben zerstört und ist heute eine moderne Stadt. Zum Wohnen deutlich angenehmer ist das kleine Dorf Alt-Korinth direkt bei den Ruinen. Es heißt zwar immer, dass Korinth (in diesem Fall das Dorf und die Ruinen) extrem überlaufen seien – aber Ende September und am späten Nachmittag war das kein Problem. Vormittags ist hier deutlich mehr los. 


Die exponierte Lage von Korinth – zwischen dem griechischen Festland und dem Peloponnes, zwischen dem Saronischen Golf und dem Golf von Korinth – war Segen und Fluch zugleich. Die dominante Position brachte der Stadt großen Reichtum ein, zog aber auch mächtige Feinde an. 

Apollo-Tempel, Antikes Korinth, Griechenland



Schon von weitem sieht man die sieben Säulen des Apollo-Tempels.
Sie bilden das Herzstück der Anlage. Diese sieben Säulen stehen seit dem Bau des Tempels und lassen die frühere Größe erahnen. 




Auf dem Gelände sind auch Reste der römischen Stadt mit der Agora – dem großen Markplatz – im Zentrum zu sehen. Korinth war eine reiche Handelsstadt und berüchtigt für ihre lockeren Sitten. Der Apostel Paulus besuchte Korinth auf seinen Missionsreisen und schrieb hier seinen Römerbrief - die Korintherbriefe dagegen verfasste er in Ephesos. Zu sehen ist noch die Rednerbühne, auf der Paulus gepredigt haben soll.


Antikes Korinth, Griechenland

Nur ein paar Kilometer südlich des alten Korinth steht Akrokorinth, eine Burg, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt wurde. 

Apollo-Tempel, im Hintergrund Akrokorinth, Griechenland

Die Burg gibt es seit der Antike und war dem Mythos nach dem Sonnengott Helios geweiht. Beim Eingangstor gibt es einen trockenen Graben, der früher eine Zugbrücke hatte.


Akrokorinth, Griechenland

Insgesamt drei Eingänge gibt es hintereinander und man kann sich vorstellen, dass eine derartig befestigte Burg nur sehr schwer einnehmbar war. Trotzdem war genau das immer wieder der Fall und deswegen gibt es in der Burg türkische, venezianische, byzantinische und fränkische Überreste. 




Akrokorinth, Griechenland


Steile Wege führen immer weiter hinauf und schon vom mittleren Plateau aus wird einem das Ausmaß des Geländes bewusst. Man kann sich gut vorstellen, wie die Burg den Zugang zwischen dem Festland und Peloponnes überwachte und auch, dass die Menschen diese bis Mitte des 19. Jahrhunderts als Zufluchtsort benutzten.




Akrokorinth, Griechenland

Akrokorinth, Griechenland

Akrokorinth, Griechenland

Schon als Kind haben mich Fotos vom Isthmus von Korinth fasziniert. Dieser superschmale Kanal mit seinen sechs Kilometern Länge bietet Schiffen von maximal 22,5 Metern Breite die Möglichkeit, die Umschiffung des Peloponnes zu vermeiden und dadurch 325 Kilometer “einzusparen”.

Schon die Seefahrer der Antike hätten gerne eine Alternative zur Umrundung des gesamten Peloponnes gehabt. Immerhin ist der Peloponnes ja nur durch eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden. Im 6. Jahrhundert v. Chr. bauten die Griechen eine Gleitbahn, über die Schiffe über Land zum Hafen auf der anderen Seite gezogen wurden – das alles mit sehr viel Muskelkraft. Schon Periander träumte von einem Kanal, doch für ihn blieb es nur eine Vision. Auch Nero, Caligula, Hadrian, die Byzantiner und Venezianer versuchten sich erfolglos an dem Projekt. Erst 1893 eröffnete der sechs Kilometer lange Kanal nach elf Jahren Grabarbeiten. Er schneidet durch bis zu 90 Meter hohe Felsen.

Heute sieht man den Kanal am besten von der Brücke der alten Nationalstraße aus. Mit viel Glück (das wir hatten) fährt auch gerade ein Schiff durch den Kanal....

Isthmus von Korinth, Griechenland